Geschrieben von Freitag, 06 November 2015 19:58

Zebrahead und MxPx Konzertbericht - Hannover / Musikzentrum

Am 27.10. hieß es ab in den Punk-Zoo, denn niemand geringeres als die US-Pop-Punker von ZEBRAHEAD hatten zur illustren Sause geladen. Dazu kamen nicht nur zahlreiche Gäste ins Musikzentrum zu Hannover, sondern auch die nicht minder bekannten Punkrocker von MxPx sowie die japanische Alternative-Rockband MAN WITH A MISSION.

Und eben diese sollten dann auch pünktlich den Reigen eröffnen. Aber dieses taten sie nicht - wie von mir befürchtet - mit einer Mischung aus Indie, Disco und Wolfsgeheul, sondern mit einem ordentlichen Brett! Gut, dieses Brett war auch mit Schrauben und Nägeln in Form von Disco-Bässen und elektrischen LINKIN PARK Sounds durchzogen, wusste aber zu gefallen, und so dauerte es nur einige Minuten, bis sich der erste Ringelrein eingestellt hatte.

Dessen Größe potenzierte sich dann bei der MAN WITH A MISSION Interpretation von NIRVANAs „Smells Like Teen Spirit“ um ein Vielfaches und fand seinen Höhepunkt wohl beim Song „Out Of Control“, welchen die Band gemeinsam mit den ZEBRAHEAD Frontern Ali Tabatabaee und Matty Lewis performten. Danach verstummten die letzten Klänge von MAN WITH A MISSION, ich zog mein Resümee zum ersten Einpeitscher und so manch anderer sich das vollgeschwitzte Shirt über den viel zu roten Kopf ...

Ich weiß immer noch nicht so ganz, was ich von dieser Band halten soll, denn dieser Stilmix ist weiß Gott keine neue Erfindung - schon gar nicht eine, die mir zusagt. Meine Meinung zu „lustigen“ Tiermasken hält sich doch arg in Grenzen, aber irgendwie haben sie es geschafft, dass sie mir an diesem Abend im Ohr und im Gedächtnis blieben.
Vielleicht ja auch, weil mir während der Show ihr Haus-Und-Hof-Fotograf mein Kaltgetränk umgeschüttet hat und sich dieser, anstatt sich um seine vollgesudelte kleinwagenteure Kamera zu kümmern, um den Ausgleich seiner „Flüssigkeitsschuld“ sorgte.

So nutzte man die kurze Pause vor MxPx, um diese Schuld zu begleichen und anschließend dauerte es nicht mehr lange, bis sich Mike Herrera und seine Mannen von MxPx am Bühnenrand versammelten, um dann direkt mit ihrem Klassiker „My Life Story“ aktiv ins Geschehen einzugreifen.
Schnell wurde klar, dass diese Jungs richtig Bock haben - aber leider waren die Fans noch nicht so weit, und so brauchte es ein paar Songs, bis sich das durch die Bank weg doch recht junge Publikum auf MxPx eingestellt hatte.

Nachdem dies geschehen war, war es allerdings „fast“ eine richtig gute Punkrock-Show und das nicht nur auf der Bühne, sondern auch davor. Dass dies nur fast der Fall war, lag allerdings nicht an MxPx, sondern an den sehr auffallend fehlenden Stagedives und das, wo doch gerade das Musikzentrum zu dieser Freizeitbeschäftigung einlädt.

Na ja, die Stagedives fehlten, aber dafür vermisste ich im Gegenzug nicht einen Hit auf der Setlist dieses Abends. Ob „Punk Rawk Show“, „Responsibility“ oder das Bryan Adams Cover „Summer Of 69“, alle wurden grandios von MxPx dargeboten und das, wo sie gerade erst vor ein paar Stunden den Flieger aus Frankfurt, bzw. aus Seattle verlassen hatten. Denn im Gegensatz zu MAN WITH A MISSION, welche fast die ganze Tour begleiten, lösten sie gerade erst die Briten von TEMPLETON PEK ab.

Was nun folgte, war die wohl unbeliebteste Pause, die es gibt – die Umbaupause vor dem Hauptact. Vor allem, wenn der Toiletten- und Thekengang erledigt ist, steht man oftmals etwas hin- und hergerissen mit der Frage vor der Bühne, ob man die Gänge noch ein zweites Mal ausführen sollte. Zu dieser Frage kam es an diesem Abend allerdings gar nicht erst, denn die als Piraten verkleideten Stagehands errichteten in Windeseile neben der entsprechenden Backline auch die obligatorische kleine Bar, mit diversen Erfrischungsgetränken für die Musikanten.
Nachdem diese korrekt ausgerichtet war, verließen die doch recht stark an SANTIANO erinnernden Freibeuter jedoch nicht direkt die Bühne, sondern postierten sich hinter der Bar, um auch mal direkt die ersten Getränke zu kosten.

Etwa zeitgleich betraten nun auch ZEBRAHEAD die Bühne, um im frenetischen Jubel des Publikums direkt mit Ali Tabatabaees Motherfuckin' Rapshit zu „Hell Yeah“ in die Show einzusteigen.
Von nun an gab es kein Halten mehr und die Kalifornier schienen der Zuhörerschaft mit dem Folgesong „Save Your Breath“ auch eine kleine Botschaft für den Abend mitgeben zu wollen. Denn neben den üblichen selbstorganisierten Tanzeinlagen forderten die beiden Fronter Tabatabaee und Lewis das Publikum immer wieder zu leichten Lockerungsübungen auf.

So wurde geschunkelt, sich hingesetzt und wieder aufgesprungen, nach demjenigen gesucht, der die Hunde rausgelassen hat und zum Crowdsurfen aufgerufen, denn auch der Band fiel auf, dass an diesem Abend etwas anders war. Selbst nachdem Lewis dem besten Surfer des Abends Freibier versprach und ein Crew-Mitglied einen Bühnensprung vormachte, dauerte es etwas, bis die ersten Menschen auf der Menge zu sehen waren.

Erst als diese dann auf der Bühne angekommen waren, witterten noch einige andere ihre Chance auf ein Selfie mit ihren Helden oder einem Video, welches man dann stolz der daheimgebliebenen Oma präsentieren kann. Somit waren auf der Bühne leider fast genauso viele Smartphones wie Fans zu sehen. Zum Glück hatte diese Punkrock-Schmach aber auch bald ein Ende, denn der Song endete und die Leute verließen langsam und wohl gesittet in einer Reihe die Bühne, während die Band im Hintergrund kurzerhand den Song „Everybody Of The Stage“ zusammenschusterte.

Entschuldigt bitte, aber was war das denn? Ich habe ja schon so manche Fremdscham-Momente bei Konzerten erlebt, aber das toppte echt fast alles! Ich glaube, ich werde mal bei der hiesigen Volkshochschule einen Kurs zum richtigen Benehmen auf Punkrock-Konzerten anbieten. Wo wir schon bei Benehmen sind... vor der Show ein Shirt der Band des Abends zu kaufen und über den V-Ausschnitt zu ziehen, hat nichts mit Punkrock zu tun! Vielleicht oder auch höchstwahrscheinlich bin ich nun in diesem „Früher-war-alles-besser-Alter“ angekommen, aber was soll ich sagen, in diesem Fall war es das eben auch! Ich freue mich schon jetzt auf den Moment, in dem jemand Henry Rollins auf der Bühne zu einem umarmenden Selfie auffordert ... das wird ein Fest!

Na ja, dennoch zeigen diese Momente auch mal wieder, welch Spielfreude und Publikumsnähe auf ZEBRAHEAD-Konzerten vorherrschen, denn noch näher wäre wohl nicht jugendfrei gewesen. Neben der Publikumsnähe und dem Dauergrinsen von ZEBRAHEAD-Bassist Ben Osmundson gibt es noch zwei weitere herausragende Punkte zu nennen – das Gitarrenspiel und zweifelsohne den Schnurrbart von Virtuose Dan Palmer. Egal, ob bei ZEBRAHEAD oder DEATH BY STEREO, dieser Mann beherrscht  die Bartwixe und sein Instrument wie nicht viele in diesem Bereich. Letzteres stellte er auch bei den drei Zugaben des Abends unter Beweis, bevor das Tor des Punk-Zoos geschlossen werden sollte.

Setlists

MxPx

1. My Life Story
2. Heard That Sound
3. Aces Up
4. Secret Weapon
5. Chick Magnet
6. Tomorrow´s Another Day
7. Far Away
8. Summer Of 69
9. First Day Of The Rest Of Our Lives
10. Punk Rawk Show
11. Responsibility


ZEBRAHEAD

1. Hell Yeah
2. Save Your Breath
3. Call Your Friends
4. Worse Than This
5. Drink Drink
6. Hello Tomorrow
7. Who Brings A Knife To A Gunfight
8. Sirens
9. Who Let The Dogs Out
10. Devil On My Shoulder
11. Mental Health
12. Rescue Me
13. Playmate Oft he Year
14. I´m Just Here For The Free Beer
15. Mike Dexter is A God
16. Two Wrongs Don´t Make A Right
17. Falling Apart
18. Lockjaw
19. Anthem