Geschrieben von Sonntag, 22 November 2015 13:14

Motörhead, Saxon & Girlschool - Düsseldorf, Mitsubishi Electrics Halle

Eigentlich hätten MOTÖRHEAD ihre Tour zum 40. Bandjubiläum am 15.11. in Paris starten wollen. Auf Grund der Terror-Anschläge wurde der Gig abgesagt, so dass Düsseldorf am 17.11. den Startschuss zur Europa-Tour gab. Es ist dem Trio hoch anzurechnen, dass es seine Tour trotz der Anschläge nicht abgesagt hat und damit das deutlichere Zeichen gegen Terroristen sendet, als Auftritte zu canceln und diesen fundamentalistischen Arschlöchern damit in die Hand zu spielen. Vielleicht war es nur Einbildung, aber ich hatte das Gefühl, dass nach den Ereignissen in Paris die Security in der Halle mehr Präsenz zeigte als sonst.

Los ging's gegen 19 Uhr mit GIRLSCHOOL, die ihr neues Album "Guilty As Sin" im Gepäck hatten. Davon spielten sie u.a. "Take It Like A Band" und "Come The Revolution". Höhepunkt der knapp bemessen Spielzeit war aber sicher "Emergency" (leider ohne Gastauftritt von Lemmy, den sich der ein oder andere Besucher sicher gewünscht hätte), das GIRLSCHOOL Anfang der Achtziger zusammen mit MOTÖRHEAD für eine EP aufgenommen haben. Der Sound war zwar recht bescheiden, doch das Quartett hatte sichtlich Spaß auf der Bühne und freute sich, in einem solchen Venue spielen zu dürfen.

Als zweite Vorband mit etwas mehr Spielzeit durften die altehrwürdigen SAXON ran, die sich nicht ganz so schüchtern gaben wie GIRLSCHOOL. Biff Byford stellte einmal mehr unter Beweis, dass er ein exzellenter Sänger und Entertainer ist. SAXON feuerten einige Klassiker wie "Motorcycle Man", "Power And The Glory" und das frenetisch umjubelte "Crusader" in die Menge, die der Band aus der Hand fraß, und streute auch gleich drei Nummern des neuen Albums "Battering Ram" ein (den Titeltrack, "Queen Of Hearts" und "The Devil's Footprint"). Nach "Crusader" fragte Byford, was die Band als nächstes spielen sollte, und aß genüsslich die Setlist auf. Mit "Heavy Metal Thunder", "20,000 Feet", "Princess Of The Night", "Wheels Of Steel" und "Denim And Leather" ließen die Briten ihren Auftritt mit großen Classics der Achtziger ausklingen und hinterließen einen bärenstarken Eindruck.

Mittlerweile platzte die Mitsubishi Electrics Halle mit mehr als 7.000 Besuchern fast aus allen Nähten. Es wurde Zeit für MOTÖRHEAD, die von Sirenengeheul, roten Lichtern und der Bomber-Traverse angekündigt die Bühne betraten. Mit "Bomber" stieg das Trio fett ins Set ein, es folgten "Stay Clean" und "Metropolis". Mit "When The Sky Comes Looking For You" kam leider nur ein Song vom neuen Album "Bad Magic" zum Zuge, "Lost Woman Blues" von "Aftershock" hielt sich als zweite relativ neue Nummer im Set. Der Rest der Setlist bestand aus gewohnter Kost, immerhin gab es aber auch drei Überraschungen: Das fette "Orgasmatron", "No Class" (einer der besten MOTÖRHEAD-Tracks überhaupt) und das akustische "Whorehouse Blues" als Zugabe. Erneut unter dem Einsatz des Bombers, der aus Solidarität mit einer französischen Flagge geschmückt war, beendeten MOTÖRHEAD ihren Gig mit "Overkill".

Lassen wir mal die seit fünf Jahren größtenteils unveränderte Setlist, die langweiligen Soli (ebenfalls seit Jahren das gleiche Spiel) und den schlecht abgemischten, weil viel zu lauten Sound mit zahlreichen Rückkopplungen außer Acht: MOTÖRHEAD gaben sich Mühe, die Halle zu rocken - vielleicht zum letzten Mal. Dass es Lemmy nicht mehr länger als 75 Minuten auf der Bühne schafft, war keine große Überraschung. Mit eingefallenen Wangen und zebrechlich dünnen Beinen gab der Bassist aber ein richtig erschreckendes Bild ab. Seine Vocals waren mehr extrem bemüht und keinesfalls gut, er bewegte sich keinen Zentimeter mehr als nötig. Über den schlechten Eindruck konnten auch nicht Mikkey Dee, der wie immer wie ein Tier trommelte, und Phil Campbell, der fleißig über die Bühne tobte, hinweg täuschen.

Ob es Lemmy nach dieser Tour noch mal auf europäische Bühnen schafft? Ich habe da so meine Zweifel. Und bin ganz ehrlich: In einer solchen Verfassung will ich mir den Frontmann von MOTÖRHEAD nicht noch mal ansehen.

Wer sich für die beiden letzten Deutschland-Dates interessiert: Es gibt noch Restkarten für Berlin (am 27.11.) und Hamburg (am 28.11.) – zum Beispiel hier bei Ticketbis.

Setlist
Bomber
Stay Clean
Metropolis
When the Sky Comes Looking for You
Over the Top
Guitar Solo
The Chase Is Better Than the Catch
Lost Woman Blues
Rock It
Orgasmatron
Doctor Rock
Just 'Cos You Got the Power
No Class
Ace of Spades

Encore:
Whorehouse Blues
Overkill
Chrischi

Stile: Metal und (Hard) Rock in fast allen Facetten

Bands: Metallica, Pearl Jam, Dream Theater, Iron Maiden, Nightwish ...

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