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10.03.08 - Wenn der schüchterne Ire GARY MOORE in unseren Breiten seine Künste zum Besten gibt, bin ich mit Sicherheit immer dabei. Davon könnten mich nicht einmal zwei gebrochene Beine abhalten. Und wenn es sich dabei um das einzige Konzert in NRW handelt, erst recht.
GARY MOORE ist für mich nicht nur eine musikalische, sondern auch eine sehr emotionale Angelegenheit, denn kaum ein Musiker schafft es so sehr, mit seinem Spiel und seinen Songs unter die Haut zu gehen wie er. Tatort war das nicht ganz ausverkaufte, aber trotzdem brechend volle E-Werk in Köln.
Vor GARY MOORE hatten aber erst einmal die Newcomer aus Newcastles namens THE URGE die Ehre, zum wiederholten Mal für ihn zu eröffnen, denn dies taten sie bereits 2007 auf einigen Konzerten. Die Jungens enterten um 19:50 h die Bühne, und wussten mit ihrem geradlinigen, bluesigen Rock vom ersten Ton an zu begeistern. Dass sie vom Repertoire her nur auf ihr bisher einziges Album „Lunch At The Ladygarden“ zurück greifen konnten, machte dabei gar nichts aus, denn die Songs, die sie für diesen Abend ausgewählt hatten, waren alle ausnahmslos klasse.
Optischer Mittelpunkt der Band ist Sänger und Gitarrist Jonny Boyle, der einen sehr abgeklärten und professionellen Eindruck machte. Aber auch die Soli von Gitarrist John Miles Jr. waren nicht von schlechten Eltern, und sollen daher ebenfalls ihre Erwähnung finden. Die stampfenden Rocker „Lonely Road“ und „Train Past Midnight“ haben mir, neben der aktuellen Single und hammerstarken Halbballade „Forever And A Day“, am besten gefallen, und so hätte ich mir nach gut 45 Minuten doch etwas mehr Zuspruch vom Publikum für diese tolle Band gewünscht.
Der Applaus war zwar da, hätte aber auch durchaus kräftiger ausfallen können, denn THE URGE haben eine sehr starke Leistung abgeliefert.
Einziges Manko an dem Gig, für das sie selber aber wahrscheinlich am wenigsten konnten, war meiner Meinung nach der zwar sehr klare und transparente, aber doch etwas zu leise Sound. Da hätte man den Jungens schon ein paar Watt mehr gönnen können.
In der darauf folgenden Umbaupause wurde mir auch klar, warum das Ticket über 45€ gekostet hat, und damit selbst für einen "die hard"-GARY MOORE Fan wie mich hart an der Schmerzgrenze vorbeischlitterte: Ich habe gleichzeitig teilweise elf Roadies auf der Bühne gezählt, die natürlich auch irgendwie bezahlt werden müssen. Dafür war die Bühne dann aber auch schon nach 15 Minuten für GARY MOORE hergerichtet, der sich aber dann noch bis 21:05 h Zeit ließ, bis das Hallenlicht ausging und er unter lautem Jubel die Bühne betrat.
Kann ein GARY MOORE Konzert besser beginnen als mit „Pretty Woman“? Ich glaube kaum, denn der Track ist eine richtige Abgeh-Nummer, und Gary legte damit einen wirklich gelungenen Start hin. Die leichten Soundprobleme bei den Vocals, die etwas zu leise rüber kamen, waren beim nachfolgenden „Since I Met You Baby“, bei dem er sein erstes, langes Solo interpretierte, glücklicherweise behoben, denn ich habe GARY MOORE ehrlich gesagt noch nie besser singen hören als an diesem Abend im E-Werk.
Während der Songs war das Publikum eher verhalten, aber zwischen den einzelnen Tracks wurde die Leistung der Band lautstark gefeiert. Auch typisch für ein GARY MOORE Konzert, denn während der Songs hat man mit Staunen über die Fähigkeiten des 1952 in Belfast geborenen Gitarristen wirklich genug zu tun.
Ich war nur ein bisschen enttäuscht, dass Brian Downey nicht hinter dem Schlagzeug saß, womit ich die Leistung des aktuellen Drummers nicht schmälern möchte. Aber alleine aus nostalgischen Gründen hätte ich den einstigen und einzigen THIN LIZZY Drummer gerne hinter den Kesseln gesehen und gehört.
Mit „Bad For You Babe“ hatten sich die vier Musiker dann endgültig warm gespielt, bevor mit „Down The Line“ ein nagelneuer Track geboten wurde. Hat mir aber nicht so wirklich gut gefallen, was aber auch daran gelegen haben könnte, dass ich ihn einfach nicht kannte. Es folgte ein geniales „Have You Heard“, bei dem sich GARY MOORE mal wieder in einen Rausch solierte. Ich habe dann immer das Gefühl, als wenn er dabei in seine eigene Welt abtauchen würde, und sich am Ende regelrecht erschreckt, dass da Leute vor der Bühne stehen.
Das sind für mich dann immer diese Gänsehaut-Momente, weil sich die Leidenschaft, mir der er dabei zu Werke geht, regelrecht auf den Zuhörer, zumindest auf mich, überträgt. Immer wieder ein Phänomen.
„Mojo Boogie“ war dann wieder ein neuer Track, den ich noch nicht kannte. Im Vergleich zu „Down The Line“ ging dieser neue Track aber richtig gut ab, was man auch daran merkte, dass das Publikum den unbekannten Refrain bereits beim zweiten Mal lauthals mitsang. Ganz nebenbei spielte Gary hier ein saustarkes Bottleneck-Solo, was man ja auch nicht so oft bei ihm hört.
Der darauf folgende CHUCK BERRY Cover-Song „Thirty Days“ ist einfach nur eine Gute-Laune-Nummer, mit einem für GARY MOORE Verhältnisse kurzen, aber technisch sehr anspruchsvollen Solo, bei dem es sehr schwer ist, ruhig stehen zu bleiben. Danach wurde es erst einmal eine ganze Ecke ruhiger, denn es folgten mit „All Your Love“ und „I Love You More Than You’ll Ever Know“ zwei langsamere Stücke.
Und genau bei diesen Tracks entwickelte sich mal wieder diese Gänsehaut-Atmosphäre, wie sie nur bei GARY MOORE Konzerten entstehen kann. Auch wenn er das ein oder andere Solo durchaus etwas hätte abkürzen können, da seine drei Mitstreiter zum Teil minutenlang untätig auf der Bühne standen und auf ihren Einsatz warteten, wurde es für mich nie langweilig, ihm dabei zuzuhören und vor allem auch zuzusehen.
„Too Tired“… Einfach ohne Worte. Hier improvisierte die Band dermaßen wild, dass ich mich nach fast zehn Minuten wunderte, dass es sich tatsächlich noch um „Too Tired“ handelte. Im Mittelteil war das ein komplett neuer Song.
Als danach der nächste Song ohne Ansage angespielt wurde, und ein hohes Kreischen durchs Publikum ging, musste ich doch mal wieder grinsen, denn auf „Still Got The Blues“ hatte anscheinend der Großteil der weiblichen Fans nur gewartet, und dabei eine Stunde wilde Blues-Solo-Orgien über sich ergehen lassen. Der Song ist aber auch wirklich unglaublich intensiv, und glücklicherweise spielte Gary das Solo in der normalen Länge und baute es nicht unnötig aus.
Und wenn „Pretty Woman“ der perfekte Song für den Beginn eines GARY MOORE Gigs ist, dann ist „Walking By Myself“ mit Sicherheit der beste, um einen solchen Gig, zumindest den regulären Teil, zu beenden, denn den kennt wirklich jeder, und es gibt keine Ausrede, zumindest den Refrain laut mitzusingen, was die meisten Fans auch taten.
Anschließend wurde die Band lautstark gefeiert, und es dauerte wirklich nicht allzu lange, bis sie für ein tolles „Walking Thru The Park“ und ein noch stärkeres „The Blues Is Alright“ zurück auf die Bühne kam. Bei letzterem Song kam noch mal richtig gute Stimmung auf, da mal wieder lautes Mitsingen angesagt war. Danach war leider schon Schluss, aber ein Blick auf die Uhr zeigte, dass die Band bis dahin fast zwei Stunden gespielt hatte.
Vermisst habe ich „Parisienne Walkways“, für mich der GARY MOORE Song schlechthin, aber man kann leider nicht alles haben. Aber wer weiß, wofür es gut war, denn bei dem Song kriege ich immer weiche Knie. Von anderen emotionalen Ausbrüchen ganz zu schweigen.
Den THIN LIZZY Klassiker "Don't Believe A Word" hatte er im Sommer auch noch in einer tollen Version im Programm, und der hätte auch heute verdammt gut in die Setlist gepasst. Dafür gab es aber auch zwei ganz neue Tracks, was ja auch nicht schlecht ist.
Somit bleibt der einzige etwas fade Beigeschmack der hohe Ticketpreis, aber da ich im Nachhinein sagen kann, dass der Auftritt jeden Cent wert war, relativiert sich das auch alles wieder.
GARY MOORE live zu sehen ist und bleibt ein unvergessliches Erlebnis, und wer das noch nie getan hat, sollte das schleunigst bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit nachholen.
Setlist THE URGE:
Come Back To You
Better Off Without You
Where Do We Go From Here
Forever And A Day
Lonely Road
Blue Steel
Train Past Midnight
Setlist GARY MOORE:
Pretty Woman
Since I Met You Babe
Bad For You Baby
Down The Line
Have You Heard
Mojo Boogie
Thirty Days (Chuck Berry Cover)
All Your Love
I Love You More Than You’ll Ever Know
Too Tired
Still Got The Blues
Walking By Myself
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Walkin Thru The Park
The Blues Is Alright
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Dirk
Musik: Hard Rock, Heavy Metal, Power Metal, Blues
Bands: Thin Lizzy, Gary Moore, Dio, Savatage, Bloodbound, Y&T, Edguy, Iron Maiden, Judas Priest, W.A.S.P.
Aktueller Dauerrotierer: Herman Frank - The Devil Rides Out