Geschrieben von Mittwoch, 23 Dezember 2015 22:00

Christmas Rock Night 2015 - Haus Ennepetal, Ruhrpott / Der Bericht

Die Christmas Rock Night ist ein seit mittlerweile 35 Jahren fest etabliertes Nischenfestival der christlichen Rockmusikszene, welches jährlich bis zu 2.000 Fans aus ganz Europa am zweiten Dezemberwochenende in das beschauliche Ennepetal in Nordrhein-Westfalen zieht. In der 36. Auflage des Festivals trafen angesagte Topacts der Szene wie Disciple auf heiße Newcomer wie Phinehas oder Silent Planet, die beide bisher nie in Europa getourt sind.

Da Phinehas aus Kalifornien zu meinen absoluten Lieblingsbands zählen und ich sie dieses Jahr bereits während meines USA Urlaubs in Pomona live erleben durfte, kann ich es kaum erwarten, sie endlich in meiner Heimat zu begrüßen. Neben Phinehas freue ich mich außerdem wahnsinnig auf die mitreißenden Silent Planet, die im Mai ebenfalls als Supportact beim Abschiedskonzert von Haste The Day in Pomona gespielt haben. Sämtliche andere Bands der diesjährigen Christmas Rock Night sind mir bisher unbekannt.

Von Hamburg nach Ennepetal, an den Rand des Ruhrpotts, sind es mit dem Auto rund 3,5 Stunden. Wir starten gegen 9 Uhr bei typisch Hamburger Schietwetter und kommen gegen 13 Uhr bei ähnlich trübem Wetter mit dauerhaftem Nieselregen in Hagen an, wo wir ins Messehotel Mercure einchecken. Das Hotel soll einen 4-Sterne-Standard haben, entspricht aber eher einem durchschnittlichem 3-Sterne-Hotel. Hagen liegt etwa 13 km von Ennepetal entfernt, wodurch wir täglich mit dem Auto pendeln müssen. Falls wir der Christmas Rock Night nochmal einen Besuch abstatten sollten, würde ich eher ein Appartment in Ennepetal oder ein Hotel im nahen Gevelsberg buchen. Über die Übernachtungsmöglichkeiten an der Location in nahegelegenen Turnhallen, die zum Ticket dazugebucht werden können, habe ich eher negative Stimmen gehört, da diese tagsüber geschlossen und erst nach dem letzten Gig wieder geöffnet werden. 

Gegen 16 Uhr brechen wir auf zur Location, dem Haus Ennepetal. Es ist ein Veranstaltungs- und Kulturzentrum und völlig untypisch für eine Rock- oder Metalkonzerthalle. Insgesamt erinnert der Komplex eher an ein Gemeindehaus oder gar eine Schule. Es gibt dutzend verschiedene Räume und überall hängen Garderobenhaken oder stehen Tische herum. Der Einlass klappt ohne Probleme, allerdings bekomme ich keinen Fotopass und kann somit leider nicht den Fotograben nutzen. Meine Digitalkamera mit Wechselobjektiv wird mir dennoch nicht abgenommen, was definitiv darüber hinwegtröstet.

Die erste Band des Festivals auf der Mainstage sind NORMAL IST ANDERS aus dem Sauerland. Die sympathischen Jungs spielen eine Mischung aus Rock, Crossover und Alternative mit fetten Synthie-Sounds. Es gibt jede Menge Gang-Shouts, melodische Refrains und beatbetonte, treibende Parts. Das Publikum feiert die herzliche Band begeistert ab und freut sich über christliche Einwürfe von Sänger Chris wie „Wir feiern Gott von ganzem Herzen“ oder „Jesus, unser Erlöser möchte sich mit der Welt versöhnen – habt Ihr Bock zu tanzen?!“. Die angeheizte Menge tanzt und springt mit der spielfreudigen Truppe um die Wette. Nach einer halben Stunde verabschieden sich die Jungs mit dem Spruch „Gottes fetten Segen – Kuss – ich lieb Euch“ und überlassen die Bühne den wesentlich raueren FOREVERMORE aus Indianapolis. 

Die fünf Jungs geben heute ebenfalls ihr Europadebüt und sind dementsprechend motiviert bei der Sache. Die Halle hat sich mittlerweile richtig gut gefüllt und die Meute feiert den progressiven Metalcore ordentlich ab. Harte, aber auch groovige Riffs bestimmen den meist aggressiven, düsteren Sound der Band. Auf Cleangesang wird nahezu komplett verzichtet – dafür gibt es viele tiefe Growls und fette Breakdowns. Technisch sind die fünf Jungs einwandfrei und auch der Sound passt. Auch Forevermore spielen nur eine gute halbe Stunde und verabschieden sich dann kurz mit „We are Forevermore – God bless you guys!“.

Für meinen persönlichen Geschmack definitiv zu kitschig, geht es anschließend weiter mit SACRETY aus dem Schwarzwald. Die schon leicht prollig aussehenden Jungs sind anscheinend Dauergäste bei der Christmas Rock Night und spielen eine Mischung aus Core Rock, Hardrock und Elektro. Gerappt wird auch und es gibt beispielsweise eine Coverversion des DMX Songs "Freestyler".

Das Publikum ist völlig begeistert von Sacrety, was unter anderem auch an dem stylischen Frontmann liegen könnte. Die Band ist sich wirklich für nichts zu schade und so gibt es sogar eine boybandmäßige Choreografieeinlage oder es wird ein Song mit Weihnachtsmützen performt. Der Mikroständer des Sängers ist mit einem Schlagring ausgestattet und der Chorgesang des Gitarristen klingt ein wenig nach Micky Mouse. Es gibt obligatorische Klatschparts und wirklich cheesy Lyrics wie "Honey Bees in the air oh yippieh yippieh yeah".

Trotzdem ist die Band nicht unsympathisch und wirklich mit dem Herzen bei der Sache. Besonders Sänger Fabi weiß sein Publikum zu entertainen und erzählt nebenbei auch ein paar Schmankerl aus seinem Leben – wie die Story, dass er es sportlich ziemlich übertrieben hat und plötzlich sein Herz nicht mehr mitspielen wollte, wodurch er lange Zeit im Krankenhaus verbracht hat, was ihm eine ganz neue Sichtweise auf das Leben beschert hat. Vielleicht ist dies auch einer der Gründe, dass sich die Band ab Mitte 2016 erstmal eine Auszeit nimmt.
Als Krönung kommt gegen Ende des Sets tatsächlich der Weihnachtsmann auf die Bühne und schmeißt jede Menge Merchandise in die begeisterte Menge. Eine wirklich super sympathische Geste! 

Um 20 Uhr folgt für mich das erste Highlight des Festivals: die wundervollen SILENT PLANET aus Kalifornien. Musikalisch kommen Silent Planet aus dem Post-Hardcore Bereich und erinnern stark an den Stil von Oh, Sleeper oder Underoath. Sänger Garrett Russell ist optisch ein ziemlich schmächtiges Kerlchen, besitzt aber eine unfassbare Bühnenpräsenz. Während seiner Performance verliert sich der zierliche Sänger sichtlich in seinen Songs und deren anklagenden Lyrics und nimmt nahezu jeden damit direkt gefangen ...

... gesetzt den Fall, man ist empfänglich für diese Art von Musik, denn Silent Planet liefern keine leichte Kost ab. Ihre Musik ist gespickt mit etlichen emotionalen Ausbrüchen, in einem Moment aggressiv und verzweifelt und im nächsten zerbrechlich und atmosphärisch. Dies unterstreicht die Message ihrer Songs wie "Darkstrand (Hibakusha)", welches von den unzähligen sinnlosen Opfern der amerikanischen Atombombenabwürfe in Hiroshima und Nagasaki handelt, oder "Tiny Hands (Au Revoir)", welches die Geschichte von Madame Rouffanche erzählt – der einzigen Überlebenden des Angriffs einer Nazi-Gruppe auf Zivilisten in einer Kirche. Auch die momentane Flüchtlingssituation liegt den kalifornischen Weltverbesserern sehr am Herzen. Dennoch predigt Garrett nicht unnötig viel, sondern lässt eher seine Musik für sich sprechen.

Einen Hoffnungsschimmer gibt es dann auch ganz zum Schluss mit dem Song "Depths II", denn in diesem spricht Gott "I am the fire that is never quenched, I am the river that will not run dry". Als kleines Highlight für mich kommt Sean von Phinehas kurz mit auf die Bühne, um Garrett beim Growlen zu unterstützen. Ein wundervoller Auftritt!

Silent Planet sind im Übrigen auch eine der Bands, die ich mir auch Samstag nochmal auf der Sidestage anschaue, da sie mich live einfach umhauen. Hierzu muss ich sagen, dass der Sound auf der Mainstage definitiv besser ist, als auf der kleinen Sidestage. Allerdings ist das Konzert am Samstag noch intimer und fesselnder, da ich einen perfekten Platz direkt an der Bühne ergattern kann.

Sowieso überzeugt mich das komplette Konzept und die Aufmachung der gesamten Veranstaltung. Es entsteht generell ein unglaubliches Gefühl des Miteinanders, da Fans und Bands gleichermaßen durcheinandergewürfelt werden und jeder die Möglichkeit hat, mit seinen "Idolen" persönlich zu schnacken. Auch ich treffe bereits vor der Show meiner Lieblinge von Phinehas auf Sänger Sean und Drummer Lee, die mich direkt aus Kalifornien wiedererkennen und völlig begeistert sind, endlich (vier Jahre nach Veröffentlichung ihres Debüts "The Godmachine") den Sprung nach Europa geschafft zu haben.

PHINEHAS sind dann auch als nächstes dran und eröffnen ihr Set mit dem Song "Dead Choir" aus ihrem aktuellen Album "Till The End". Leider ist der Sound anfangs wirklich mies und besonders Basser Bryce Kelley ist nahezu gar nicht zu hören, aber ich bin so glücklich, dass die Jungs endlich hier sind, wodurch mir der Sound letztendlich auch egal ist. Die übrigen Fans sind ebenfalls völlig begeistert und lassen sich von der Spielfreude der talentierten Kalifornier anstecken.

Es gibt unzählige Circlepits und sogar eine Wall Of Death, bei der es mir zeitweise definitiv zu brutal im Pit wird. Blutende Nasen und blaue Augen sind im Übrigen das Ergebnis der insgesamt oft viel zu aggressiven Moshpits, die meiner Meinung nach einfach nicht sein müssen. Die Setlist ist mega und zieht sich nahezu gleichmäßig durch alle drei Alben der Band. Ein deutliches Highlight sind der Song "A Pattern In Pain" vom ersten Album "The Godmachine", "Out Of The Dust" und der Rausschmeißer "I Am The Lion". Aber auch "Tetelestai", "White Livered", "Crowns" oder "Fleshkiller" werden frenetisch abgefeiert. Der Funke ist sowas von übergesprungen und Fans und Band sind gleichermaßen begeistert.

Was besonders toll auf der Sidestage ist, ist die Lichtshow und das Licht generell. Ich kann schöne Fotos schießen, was am Samstag auf der Mainstage leider nicht ganz so gut klappt. Dafür ist hier der Sound merklich besser und Sänger Sean kann sich sowohl auf der Bühne als auch auf der Absperrung bei seinen Fans so richtig austoben. Am Freitag wagt sich der unfassbar talentierte Gitarrist Dan sogar samt Klampfe auf die Menge vor der Bühne. Von seinem Talent sind die Fans am meisten angetan. Was dieser junge, zierliche Kerl alles aus seinem Instrument rausholt, und dies ohne jegliche Hilfsmittel, ist wirklich verblüffend. Glücklicherweise gibt es für die Saitenfetischisten genug Soli während der beiden Auftritte. Um Dan anzufeuern und abzufeiern, reißen viele Fans von Zeit zu Zeit ihre Arme in die Luft und spielen als Zeichen ihrer Anerkennung ein wenig Luftgitarre.

Dan ist nebenbei erwähnt ein absoluter Perfektionist – dies wird vor allem beim Auftritt am Samstag auf der Mainstage deutlich, als er sich bei dem zusätzlich ins Programm genommenen "Grace Disguised By Darkness" einmal kurz verspielt und ihm sein Ärger darüber sichtlich ins Gesicht geschrieben steht. Drummer Lee ist ebenfalls ein absoluter Hingucker und lässt sich häufiger zu ein paar Faxen verleiten. Er headbangt ohne Ende beim Spielen, zeigt nebenbei der Meute seine Metalhorns und liftet mit einem Arm einen Teil des Schlagzeugs hoch und runter, während er mit dem anderen Arm munter weiterspielt. Ich freue mich einfach wahnsinnig für die vier sympathischen Jungs, denn es ist unverkennbar, dass Deutschland angefixt ist und Bock auf mehr Phinehas hat. Schlagzeuger Lee erwähnt mir gegenüber nach der Show, dass die Jungs planen, im Frühjahr wiederzukommen ... und ich kann es jetzt schon kaum erwarten! 

Völlig durchgerockt gehen mein Schatz und ich erstmal ein Bierchen trinken, in dem separat dafür vorgesehenen Raum, wo immer genügend Sitzplätze für die durstigen Metaller zur Verfügung stehen. In den beiden Konzertsälen selbst wird kein Alkohol ausgeschenkt, was aber überhaupt nicht stört und auch der Stimmung keinen Abbruch tut. 

Um 22:15 Uhr stehen die wundervollen WOLVES AT THE GATE aus Ohio auf der Mainstage der CRN 2015. Für mich sind die "Wölfe" mit ihrem atmosphärischem Posthardcore, der häufig an Thrice erinnert, die Neuentdeckung des Festivals. Der Sound ist klar und druckvoll und der Wechsel zwischen cleanen und geshouteten Vocals zwischen Gitarrist und Bandleader Steve Cobucci und Frontmann Nick Detty perfekt abgestimmt. Steve hat eine unglaublich tolle Stimme, die mir den einen oder anderen Gänsehautmoment beschert.

Christliche Bands haben gegenüber anderen Bands einfach den Vorteil, dass sie mit ihrem kompletten Herzen bei der Sache sind, was sich eindeutig auch in ihrer Musik widerspiegelt. Wolves At The Gate ist außerdem die Message ihrer interpretationswürdigen Lyrics unglaublich wichtig, daher nutzt Steve vor seinen Songs auch häufig die Gelegenheit zu predigen oder die Stories der Lieder zu erzählen, um uns die Möglichkeit zum Tüfteln zu geben.

Bei ihrem Auftritt am Samstag auf der Sidestage erzählt er beispielsweise die Geschichte zu dem Song "The Bird And The Snake", bei welchen der Vogel einen Deal mit einer Schlange eingeht, der anfangs ganz harmlos zu sein scheint. Die Schlange bietet dem Vogel einen Wurm an und erhält dafür im Gegenzug eine Feder. Da der Vogel froh ist, aus seiner täglichen Routine beziehungsweise vorbestimmten Lebensweise ausbrechen zu können, geht er auf den Deal ein. Allerdings werden die Forderungen von Tag zu Tag angezogen, bis der Vogel schließlich sechs Federn für einen Wurm lassen muss. Zu guter Letzt besitzt der Vogel nicht mehr genug Federn, um wegzufliegen und wird von der Schlange gefressen.

Steve und Nick sind auch sonst sehr engagiert beim Festival. So hält Steve einen Teil des Gottesdienstes am Sonntag und Nick hilft zusammen mit Dan von Phinehas bei den heutigen Headlinern Sleeping Giant aus, da ihr Sänger Tom durch Passprobleme nicht mit nach Deutschland reisen durfte. 

SLEEPING GIANT spielen ziemlich aggressiven Metalcore und sind so gar nicht mein Fall, wodurch ich sie mir auch nur kurz anschaue. Auch die Punkrocker CHILDREN 18:3 aus Minnesota habe ich beim Festival verpasst, da sie Freitag parallel zu Phinehas und Samstag ebenfalls parallel zu The Ongoing Concept und dem Talkstage Auftritt von Phinehas gespielt haben. 

Samstag spielt die erste Band FALLSTAR bereits um 15 Uhr auf der Mainstage. Fallstar sind wirklich sympathisch und sehr egagiert bei der Sache, hauen mich aber ebenfalls nicht vom Hocker. Der mit synthetischen Spielereien angereicherte Metalcore ist eingängig und regt besonders die Jungspunde immer wieder zum Klatschen und Tanzen an. Auch die vielen schwarzen Luftballons, die in zwei Plastiksäcken auf die Menge gegeben werden, sorgen für Pluspunkte bei den Youngsters. Fallstar sind sehr familiengebunden und Bryan Ratzlaff hat direkt seine frisch angetraute Frau mit nach Europa genommen. Sein Bruder Chris, Sänger der Band, ist frischgebackener Papa und erzählt ganz stolz von seinem Baby und darüber, wie ihn diese Lebenserfahrung im positiven Sinne verändert hat. 

Ebenfalls ihr Europadebüt feiern die nachfolgenden ATTALUS aus North Carolina auf der Christmas Rock Night 2015. Attalus berühren sofort mit dem unfassbar atmosphärischen Klangteppich, den sie erzeugen. Das Piano von Sänger Seth und sein heiseres an Chuck Ragan erinnerndes Organ, die permanenten Gefühlsausbrüche und dynamischen Tempiwechsel machen diesen Auftritt zu einem absoluten Highlight des Festivals. Große Emotionen und Gänsehautfeeling pur – mit dieser Band werde ich mich definitv in Zukunft intensiver beschäftigen. 

THEOCRACY sind als nächstes an der Reihe. Die 2003 vorerst als Ein-Mann-Band gegründete Melodic Power Metal Truppe aus Georgia sticht aus dem sehr Metalcore-lastigen Line-Up des Festivals extrem heraus, wird aber von den anwesenden Fans frenetisch abgefeiert. Dies durchaus zurecht, denn die Jungs sind allesamt professionelle Musiker und sie bedienen so ziemlich sämtliche Klichees des Genres. Es gibt bombastische Refrains mit den entsprechenden Chören, thrashige Riffs, aber auch jede Menge Speedeinlagen und die Theokraten posen nur so um die Wette. Musikalisch und soundtechnisch top sind die Jungs sicherlich für viele ein Highlight des heutigen Festivalsamstags. 

Ein weiterer Höhepunkt des CRN Samstags bildet für mich – wie bereits berichtet – neben den Mega-Auftritten von SILENT PLANET auf der Sidestage und PHINEHAS auf der Mainstage, das etwa halbstündige Interview mit  meinen Lieblingen PHINEHAS auf der Talkstage. Leider schaffe ich es nicht, mir weitere Interviews anzuschauen, da ich eifrig mit dem Liveprogramm des Festivals beschäftigt bin, aber Phinehas muss natürlich sein.

Die Talkstage befindet sich in einem separaten Raum, wo es sich die anwesenden Fans auf dem Boden gemütlich machen. Die Fragen werden von zwei engagierten CRN Mitarbeitern erst auf Englisch gestellt und dann direkt ins Deutsche übersetzt. Geklärt wird unter anderem die Frage nach dem Bandnamen, der aus der Bibel stammt. Phinehas ist der Sohn des israelitischen Hohepriesters Aaron, der es durch seinen Eifer geschafft hat, Gott derart zu beeindrucken, dass eine Plage abgewendet wurde. Die vier Jungspunde sind außerdem völlig begeistert von den deutschen Fans und sie sind sich definitiv einig, dass Deutschland nicht umsonst den Ruf als Metalhochburg genießt. Daher brennen Phinehas auch darauf, irgendwann einmal beim Wacken Festival spielen zu dürfen, wie Sänger Sean mir bereits vor zwei Jahren im BurnYourEars Interview verriet.

Ansonsten erfahren wir, dass außer Gitarrist Daniel, der mit seiner ehemaligen Band BECOMING THE ARCHETYPE bereits drei Mal in Deutschland getourt ist, alle anderen Bandmitglieder Deutschland zum allerersten Mal besuchen. Als krönenden Abschluss gibt es noch eine Akustikversion des wundervollen Songs "Seven", zu der Sean ziemlich überredet werden muss, da seine Stimme nach zwei kompletten Gigs und Gastauftritten bei Silent Planet total angeschlagen ist. Einige Töne sitzen daher auch nicht so wie sonst, aber es klingt trotzdem wundervoll und außerdem unterstützt ihn Multitalent Daniel gesangstechnisch kräftig. 

Phinehas Talkstage

Nach dem Interview ist der Festival-Zauber auch schon fast vorbei und ich schaue noch kurz bei THE LETTER BLACK vorbei, einer Alternative/Hard Rock Combo aus Pennsylvania, die bei Tooth And Nail Records unter Vertrag steht. Sängerin Sarah hat eine wirklich schöne Stimme und eine tolle Ausstrahlung, aber mich überzeugt die Band live einfach nicht. Es ist schlichtweg nicht mein Geschmack, daher verschlägt es mich zum Merchstand, wo ich mich kurz von den Jungs von Phinehas verabschiede.

DISCIPLE bilden das Schlusslicht der diesjährigen Christmas Rock Night. Die Jungs sind seit 1999 eine feste Institution des Festivals und werden dementsprechend abgefeiert. Ihr Hardrock mit vielen hymnenartigen Refrains ist mitreißend und erinnert mich an meine Jugend, daher werde ich in den gerade erschienenen Best Of Sampler mit den besten Songs der Jungs definitiv mal reinhören. Sänger Kevin bildet das einzige noch bestehende Gründungsmitglied der Band. Er hat es mit der Zeit durchaus geschafft (eventuell auch durch die Neuzugänge) frisch und relativ modern zu klingen. Der Sound ist toll und somit brechen wir nach knapp 1 1/2 Stunden glücklich den Heimweg ins Hagener Hotel an.

Abschließend kann ich nur sagen, dass die CHRISTMAS ROCK NIGHT ein absolut einzigartiges Festival ist. Ich bin komplett begeistert, sowohl von der Aufmachung, der Venue und den herzlichen Menschen dieses Festivals. Rockmusik mit christlichem Anspruch besitzt einfach mehr Herz und mehr Seele und diese tiefe Überzeugung ist bei Musikern und Fans auf der CRN gleichermaßen zu spüren. Hier ist nichts oberflächlich und niemand ist weniger wert als der andere. Sogar die Musiker selbst mischen sich einfach so unter alle anderen Festivalbesucher.
In Zukunft bekommt die Christmas Rock Night definitiv einen festen Termin in meinem Adventskalender und PHINEHAS liebe ich noch viel mehr als vorher.