Geschrieben von Dirk Montag, 24 November 2008 10:21
Sinner, Ross The Boss & Gun Barrel - Bochum / Matrix
22.11.08 - Zu einer Double-Headliner Tour der gehobenen Klasse hatten SINNER und ROSS THE BOSS an diesem ungemütlichen Samstagabend in die Matrix nach Bochum geladen, um ihre aktuellen Alben „Crash & Burn“ (SINNER) und „New Metal Leader“ (ROSS THE BOSS) zu promoten. Bevor es jedoch richtig zur Sache ging, hatten die Jungens von GUN BARREL die einmalige Chance, das durchgefrorene Bochumer Publikum warm zu spielen und in Stimmung zu bringen.
Die Kölner hatten mit „Outlaw Invasion“ ja ebenfalls ein starkes Album am Start, mussten aber kurz vor der Tour den Abgang ihres Sängers Xaver Drexler kompensieren, und ich war mehr als gespannt, wie sich die Band mit dem neuen Mann am Mikro verkaufen würde.
Die erste große Enttäuschung war an diesem Abend die mehr als magere Präsenz der Fans, denn mit optimistisch geschätzten 80 Headbangern stand eine nicht gerade beeindruckende Meute vor die Bühne, die dann auch noch ca. eine halbe Stunde früher als angekündigt, nämlich um 19:35h von GUN BARREL geentert wurde.
Vielleicht lag es an der Panikmache der Wetterfrösche, die für dieses Wochenende die schlimmsten Schneefälle seit Jahren für das Ruhrgebiet vorhergesagt hatte, vielleicht war es aber auch die absolute Überpräsenz an Metal Bands, die in diesem Monat in unserer Region unterwegs waren und sind, und den ein oder anderen Fan einfach vor die Qual der Wahl gestellt hat.
GUN BARREL schien das jedenfalls nicht wirklich zu beeindrucken, denn die Band ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie trotzdem ihren Spaß auf der Bühne hatte. Allerdings konnte man sehen, dass die Jungens in der Formation noch nicht lange zusammen spielen, denn sagen wir es mal in der Fußballfachsprache, die Laufwege auf der Bühne waren noch nicht so perfekt aufeinander abgestimmt.
Da rannte der neue Sänger - dessen Namen ich leider nicht mit bekommen habe, und der auch auf der Bandhomepage bisher noch nicht näher vorgestellt wurde - schon mal rückwärts gegen den Bassisten Tomcat Kintgen oder umgekehrt.
Genauso wie man wahrscheinlich auch souveräne Ansagen nicht mal eben so locker aus dem Ärmel schüttelt. Das sind Dinge, die sich mit der Zeit einspielen, und die Zeit sollte man ihm auch geben. Einen Sänger zu beerben, der vorher schon einen guten Job gemacht hat, ist immer ein heikles Thema.
Auch wenn er sich relativ gut durch die neuen Songs wie „Front Killer“ oder „Outlaw Invasion“ kämpfte, muss da meiner Meinung nach noch ein bisschen mehr kommen.
Trotz allem war der Gig von GUN BARREL sehr kurzweilig, weil die Songs an sich eben richtig nach vorne gehen, und so gab es auch nach knapp 35 Minuten um 20:10h den verdienten Schussapplaus der wenigen, aber gut abfeiernden Fans.
Die Umbaupause war ebenfalls sehr kurzweilig, und SINNER, die heute als erste der beiden Headliner ran mussten, wurden von inzwischen grob geschätzten 150 Fans lautstark begrüßt. Mat Sinner konnte man aber die Enttäuschung über die großen Lücken im Publikum doch anmerken, und er ließ auch immer mal bei seinen Ansagen eine Bemerkung in diese Richtung fallen. Sprüche wie „Schade, dass wir nicht mehr sind, aber wir feiern trotzdem eine Party“ wiesen darauf hin, dass er vermutlich mit mehr Resonanz gerechnet hat.
Der Rest der Band, allen voran die beiden Gitarristen Henny Wolter und Christof Leim, rockten von Beginn an ab, als würden sie vor 10.000 Leuten um ihr Leben spielen. Von dieser Euphorie ließ sich nach drei, vier Songs dann auch Bandchef Mat Sinner anstecken und entwickelte eine sehr professionelle „Jetzt erst Recht“ Einstellung, die von den Fans dankbar angenommen wurde.
Das Hauptaugenmerk der Setlist lag natürlich auf dem aktuellen Album „Crash & Burn“, von dem ganze sechs Songs gespielt wurden, die sich allesamt als echte Live-Kracher entpuppten. „Fist To Face“, „Heart Of Darkness“ und „Revolution“ haben mir dabei am besten gefallen und kamen fast an meine SINNER Faves „Judgement Day“ und „Knife In My Heart“ heran, die mal wieder gnadenlos genial waren.
Für Lacher sorgte Mat Sinner dann noch, als er nach dem offiziell letzten Song, dem Billy Idol Cover „Rebel Yell“, ansagte, dass man auf das übliche Spielchen „Band verlässt die Bühne, Publikum singt laut Zugabe, Zugabe, Band kommt zurück“ verzichtet, und statt dessen lieber direkt die Zugaben spielt. „Revolution“, ebenfalls vom aktuellen Album, sowie das obligatorische „Germany Rocks“, aus dem kurzerhand „Ruhrgebiet Rocks“ gemacht wurde, sorgten dann nochmals für zufrieden Gesichter unter den Fans.
Und obwohl alle wussten, dass jetzt Schluss war, wurde trotzdem noch mal laut „Zugabe, Zugabe“ skandiert.
Umbaupause. Alle gingen zur Bar und kaum einer kam wieder, als ROSS THE BOSS gegen 22:10h die Bühne betraten. Wenn es hoch kam, standen jetzt genauso viele Fans vor der Bühne wie bei GUN BARREL, also maximal 80 bis 100. Schade eigentlich, denn Ex- MANOWAR Gitarrist Ross The Boss hat mit Sänger Patrick Fuchs, Basser Carsten Kettering und Drummer Matze Mayer eine wirklich schlagkräftige Truppe um sich versammelt. Vor allem Sänger Patrick sorgte mit seinen genialen Vocals immer wieder für offene Münder des Erstaunens, und es war schon beeindruckend, mit welcher Leichtigkeit er selbst die höchsten Screams meisterte.
Die Fans, die noch da waren, wollten natürlich auch alte Klassiker von MANOWAR hören, die sie auch in Form von „Hail And Kill“, „Kill With Power“ oder „Hail To England“ um die Ohren gehauen bekamen.
Natürlich wurden diese Stücke am meisten abgefeiert, aber auch die neuen Songs vom aktuellen Album, für mich ganz besonders „Plague Of Lies“ und „May The Gods Be With You“, machten ernorm Eindruck.
Auch wenn man öfter mal Anleihen zu MANOWAR findet, sind ROSS THE BOSS zum Glück mehr als nur ein Plagiat dieser Band. Ross selber wirkte zwar auf der Bühne leicht abwesend, spielte aber ein enorm heftiges Brett, überließ seinem Sänger eigentlich jederzeit das Kommando und hielt sich am linken Bühnenrand bis auf die Soli dezent zurück.
ROSS THE BOSS gönnten sich aber immer Gegensatz zu SINNER den Luxus, nach „Immortal Sin“ die Bühne zu verlassen. Auch wenn es nicht Viele waren, die vor der Bühne standen, machten sie doch genug Lärm, um die Band für „I Got The Right“, das frenetisch gefeierte und laut mitgesungene „Hail & Kill“ sowie den Rausschmeißer „Fallen One By One“ noch mal zurück zu holen.
Fazit: Ein sehr gelungenes Package, wobei man GUN BARREL auf Grund der Umbesetzung im Line Up noch diverse Mankos in der Perfomance eingestehen musste. SINNER und ROSS THE BOSS waren für mich würdige Headliner, wobei die Sympathien der Fans an diesem Abend deutlich zu Gunsten der Deutschen ging.
Wer wirklich wegen der Weltuntergangs-Wetterprognosen von Jörg Kachelmann und Co. nicht nach Bochum gefahren ist, hat echt was verpasst und sollte sich mächtig ärgern, denn es war weder von Schnee noch von Eis etwas zu sehen.
Am Sound und Licht in der Matrix gab es wie immer nichts auszusetzen. Lobenswert waren die T-Shirt Preise, die bei 15€ lagen und auch noch mit gelungenen Motiven versehen waren.
Setlist GUN BARREL:
Front Killers
Dear Mr. Devil
Roll The Dice
Fearing The Fear
Lonely Rider
Outlaw Invasion
On The Road Again
Setlist SINNER:
Crash & Burn
Connection
Lost In A Minute
Born To Rock
Break The Silence
Danger Zone
Heart Of Darkness
Guitar Solo Henny
Knife In My Heart
The Dog
Judgement Day
Fist To Face (inkl. Drum Solo)
Rebel Yell
---
Revolution
Germany Rocks
Setlist ROSS THE BOSS:
Blood Of Knives
Death And Glory
Plague Of Lies
God Of Dying
Matador
We Will Kill
May The Gods Be With You
Connstantine’s Sword
Kill With Power
Hail To England
Immortal Sin
---
I Got The Right
Hail And Kill
Falling One By One
http://www.matsinner.com
http://www.ross-the-boss.com
http://www.gunbarrel.de
Fotos (c) Dirk Götze / BurnYourEars
Bildergalerie
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