Geschrieben von Donnerstag, 17 November 2016 10:22

Amon Amarth - Hamburg / Alsterdorfer Sporthalle

29.10.2016 – Längst haben sich AMON AMARTH zu einem Zugpferd der Metal-Szene hochgespielt. Man gönnt es der Band, die sich vor allem durch Fleiß, Authentizität und Bodenständigkeit auszeichnet. Und auch wenn die Alben in den letzten Jahren eingängiger und massentauglicher geworden sind, ist das schwedische Schlachtschiff weiterhin ein Garant für einen mitreißenden Metal-Abend.

Auch in der Alsterdorfer Sporthalle in Hamburg ist Johan Hegg und seinen Mannen der Spaß an ihrem Job von Beginn an anzumerken und so zaubert die Band eine Live-Performance auf die Bretter, die von der ersten bis zur letzten Minute zu überzeugen weiß. Dass die fünf Jungs dabei fernab jeglicher Routine spielen, machen schon die ersten Riffs deutlich: "Dep, de-dep de-dep!" Das altbewährte "The Pursuit of Vikings", eigentlich seit Jahren der stimmungsvolle Schlusspunkt eines jeden AMON AMARTH Konzerts, mimt diesmal den Einheizer – und der Plan geht auf: Die Menge ist nach wenigen Sekunden auf Betriebstemperatur und gröhlt den Refrain gewohnt textsicher mit. Nach so einem Start kann nicht viel schief gehen und so fällt es auch kaum ins Gewicht, dass Band und Publikum beim melancholischen "As Loke Falls" anschließend einen Gang zurückschalten.

Mit "First Kill", "The Way of Vikings" und "At Dawn's First Light" folgt ein Song-Trio vom aktuellen Album "Jomsviking"; insbesondere "The Way of Vikings" – inklusive Schaukampf zweier Wikinger – wird von der Menge frenetisch bejubelt und beweist einmal mehr Gitarrist Olavi Mikkonens feines Gespür für punktgenaues Songwriting und epische Melodien. Apropos Epik: Mit "Cry of the Black Birds" präsentiert die Band einen All-Time-Klassiker, der auch nach all den Jahren immer noch für Gänsehaut sorgt. Hier zeigt sich auch, wie gut sich Neu-Drummer Jocke Wallgren einfügt und selbst bei älteren Stücken die Felle malträtiert, als sei er schon immer dabei gewesen.

Nach "Deceiver of the Gods", bei dem das Publikum das Eingangsriff als Chor mitsingt (Iron Maiden lässt grüßen!), dem etwas schwächeren "On a Sea of Blood" und dem doublebassigen Moshpit-Monstrum "Destroyer of the Universe" ist es an der Zeit für einen der ältesten Hits der Schweden: Bei "Death in Fire" gibt es endgültig kein Halten mehr. Johan Hegg stellt seine Qualitäten als Front- und Show-Mann unter Beweis und lässt die Menge so lange und laut "Fire!" brüllen, bis der Putz von der Decke bröckelt. Begleitet wird der Song von einer Pyroshow, die in den ersten Reihen vor der Bühne für einige versengte Bärte und Augenbrauen gesorgt haben dürfte.

Nach vier weiteren Stücken, von denen vor allem die neue Midtempo-Hymne "One Thousand Burning Arrows" eine Bereicherung des Live-Repertoires darstellt, beschließen "Raise your Horns", "Guardians of Asgaard" und das legendäre "Twilight of the Thunder God" einen AMON AMARTH Abend, der kaum hätte besser sein können. Ein kleiner Kritikpunkt muss aber bei aller Euphorie erlaubt sein: Vielleicht beim nächsten Mal wieder ein bis zwei mehr Klassiker a la "Victorious March" aus den Anfangsjahren spielen. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau – eine Band mit einer derartigen Spielfreude wie AMON AMARTH darf gerne noch viele weitere Jahre für ausverkaufte Hallen sorgen. Skål!
Andreas

Stile: Black-, (Melodic-)Death-, Epic-, Heavy-, Power-, Thrash-Metal

Bands: Amon Amarth, Accept, Atlantean Kodex, Bolt Thrower, Power Trip, Primordial, Sulphur Aeon, Summoning