"The Similitude Of A Dream" im Livegewand
Weil zahlreiche positive Reviews die Genialität von "The Similitude Of A Dream" hervor hoben, ist es kein Wunder, dass das Bürgerhaus Stollwerck (fast) am Kölner Rheinufer am Konzertabend ausverkauft ist. Schon kurz nach Einlass, eine Stunde vor Konzertbeginn, platzt das an einem Park gelegene Backsteingebäude aus allen Nähten. Selbst auf dem Balkon, von dem aus man die Bühne im nur mehrere Hundert Zuschauer fassenden Saal perfekt sehen kann, steigt die Hitze stetig an.
Pünktlich um 21 Uhr betreten THE NEAL MORSE BAND die kleine Bühne, über der eine Leinwand hängt, um zu jedem Song passende Projektionen und Videos abzubilden. Neal Morse, Eric Gillette, Mike Portnoy, Bill Hubauer und Randy George werden frenetisch bejubelt, als sie nach "Long Day" mit der "Overture" ihres aktuellen Studioalbums loslegen. Neal Morse verkörpert in der Bühnenmitte mit Gesten, Masken und Taschenlampe bewaffnet die Charaktere der Geschichte, beackert mit Leidenschaft sein Keyboard, schnappt sich die elektrische wie akustische Gitarre und singt nach wie vor wie ein junger Gott.
THE NEAL MORSE BAND: Eine unzertrennliche Einheit
Bill Hubauers Aktionsradius vor Mike Portnoys Drumkit gleicht einer Briefmarke. Was der stämmige Bassist an seinen vier Saiten veranstaltet, spricht allerdings für sich. Hinter ihm bearbeitet ein befreit aufspielender Portnoy lässig sein Drumkit, sollte das Auffangen der Dumsticks aber besser noch einmal üben. Auf der rechten Seite thront Randy George über seinen Keyboards und erwärmt die Seele dank zahlreicher Gesangseinsätze mit seiner wundervollen Stimme. Vor ihm rockt mit Eric Gillette wohl einer der besten Gitarristen und Sänger im derzeitigen Prog-Zirkus. Die gesamte Band (minus Hubauer, aber Ihr wisst ja ...) grinst sich an, spielt miteinander und wirkt wie eine Einheit, die nichts und niemand auseinander bringen kann.
Wie angekündigt steht das gesamte "The Similitude Of A Dream"-Album auf der Setlist. Nach der Darbietung der ersten CD mit Gänsehaut-Versionen von "City Of Destruction", "Back To The City" und "Breath Of Angels" wird eine Pause eingelegt, bevor "Slave To Your Mind" den zweiten Teil einläutet, dessen Highlights das brettharte "The Man In The Iron Cage", der luftige "Freedom Song" und das dramatische "The Battle" darstellen. Dann ist vorerst Schluss, bevor mit "Author Of Confusion", dem Rocker "Agenda" und dem wundervollen "The Call" (die mehrstimmigen Chöre sind einfach göttlich) drei Zugaben gespielt werden, womit THE NEAL MORSE BAND auf deutlich mehr als zwei Stunden Spielzeit kommt und ein nassgeschwitztes, seliges Publikum in den erfrischend kalten Abend entlässt.
Köln im Prog-Paradies
Die Umsetzung des Albums ist absolut gelungen. Effektiver als Neal Morse kann man eine simple Taschenlampe kaum einsetzen. Der gläubige Sympathikus steckt spürbar all sein Herzblut in seine unnachahmliche Musik. Und so schön sie auch gewesen wären: Neal braucht keine TRANSATLANTIC-, SPOCK'S BEARD- oder FLYING COLORS-Nummern zu spielen – sein Solo-Katalog hält eine ganze Armada an proggigen Sternstunden bereit.
Alles in allem war es ein glückseliger, absolut gelungener Abend für die paar Hundert auserwählten Progger, die sich eine Karte für diese Referenzdarbietung in Sachen Spielfreude sichern konnten. Einen leicht bitteren Beigeschmack hinterließen nur die Merchandise-Preise, die mit 25 € für ein Shirt für eine doch recht kleine Band ein paar Euro zu happig waren.
Bitte, lieber Neal: Komm mit Mike, Randy, Bill und Eric wieder und entführe uns ganz bald erneut in eine glückselige Welt voll wunderschöner Melodien, verpackt in komplizierte Songs.
Setlist
Long Day
Overture
The Dream
City Of Destruction
We Have Got To Go
Makes No Sense
Draw The Line
The Slough
Back To The City
The Ways Of A Fool
So Far Gone
Breath Of Angels
------------------
Slave To Your Mind
Shortcut To Salvation
The Man In The Iron Cage
The Road Called Home
Sloth
Freedom Song
I'm Running
The Mask
Confrontation
The Battle
Sky/Long Day (Reprise)
Author Of Confusion
Agenda
The Call