Geschrieben von Sonntag, 16 April 2017 18:52

Special: VOIVODs drei Noise-Alben als Re-Release

VOIVOD 1988. V.l.n.r.: Gitarrist Piggy (Denis D’Amour), Bassist Blacky (Jean-Yves Thériault), Schlagzeuger Away (Michel Langevin) und Sänger Snake (Denis Bélanger). VOIVOD 1988. V.l.n.r.: Gitarrist Piggy (Denis D’Amour), Bassist Blacky (Jean-Yves Thériault), Schlagzeuger Away (Michel Langevin) und Sänger Snake (Denis Bélanger).

VOIVOD – obwohl die kanadische Band nie Stadion-Welttournee-Größe erreicht hat, ist ihr Einfluss doch riesig. Bands benennen sich nach VOIVOD-Songs oder huldigen gleich dem gesamten Paket: Das bestand bei VOIVOD von Beginn an aus sperrigem Thrash Metal und einem eigenwilligen und einzigartigen visuellen Konzept. Die drei bahnbrechenden Alben „Rröööaaarrr“, „Killing Technology“ und „Dimension Hatröss“, die in den 80er Jahren bei Noise Records veröffentlicht wurden, erscheinen jetzt, im 35. Jahr der immer noch aktiven Band, neu bei BMG – remastered und ergänzt um einen großen Haufen Videos, Fotos, rarer Audio-Aufnahmen und Artworks. Alternativ gibt es ein Best-Of-Paket mit ausgewählten Songs der drei Alben.

Den Deal mit Noise Records hatten die Kanadier CELTIC FROST zu verdanken. Die brachten einige VOIVOD-Demos mit nach Europa und konnten ihre Plattenfirma für die Band begeistern. So erschien 1986 „Rröööaaarrr“, das keinen passenderen Titel hätte bekommen können: Die Platte ist roh, brutal, kompromisslos und ja, ziemlich anstrengend – wie ein infernalischer Urschrei. Auf ihrem Noise-Debüt sind VOIVOD noch deutlich im Thrash Metal verwurzelt, ergänzt um den rauen Speed von MOTÖRHEAD und die Primitivität von VENOM.

„Rröööaaarrr“ zeigt eine junge Thrash-Band mit Vision

Gleichzeitig merkt man auf „Rröööaaarrr“, dass die Vier schon mit Anfang 20 eine andere Vision haben, als die damals schon groß gewordenen Marktführer des Thrash. 1986 erschien sowohl „South Of Heaven“ als auch „Master Of Puppets“, doch statt klar abgrenzbarer Strukturen mit Strophen und Refrains basteln VOIVOD kauzige Riffs, ballernde Drums und Gesang, der eher an die SEX PISTOLS als an SLAYER erinnert, zusammen. So entstehen Perlen, die nur die zu schätzen wissen, die eine dicke Schicht Dreck abzukratzen bereit sind.

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Hinzu kommt das "Mad Max"-artige Artwork, das schon bei den ersten Gehversuchen ein tragendes Element VOIVODs gewesen ist. Drummer Michel Langevin alias Away zeichnet von Albträumen inspirierte Hybriden aus Biologie, Technologie, Schädeln und Krieg. Future Thrash, made in Canada, hat damit seine ganz eigene Ästhetik.

„Killing Technology“ – der logische Zwischenschritt

Ein Jahr später folgt bereits „Killing Technology“. Schon im Titeltrack und Opener des Albums zeigen VOIVOD, dass sie nicht auf der Stelle treten möchten: Der Future-Faktor nimmt zu und die Riffs von Gitarrist Denis D’Amour, genannt Piggy, tragen eine klarere Handschrift. „Killing Technology“ ist noch immer zerfetzender Thrash Metal, der kompromisslos, hastig und atemlos nach vorne prescht. Aber die Band wirkt überlegter, fokussierter: Aus dem Highspeed-Geballer schälen sich rhythmische Variationen, die man so noch nicht von der Band kannte – und zu denen VOIVOD vielleicht auch erst durch intensives Touren und Proben fähig wurde.

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Auf „Killing Technology“ ist hörbar, wie sehr die Band zu einer Einheit zusammengewachsen ist. Das Album ist der logische Schritt zwischen „Rröööaaarrr“ und dem, was folgt – auch Sänger Snake (Denis Bélanger) tastet sich vom punkigen Geschrei langsam in andere Regionen vor, einen eigenen Stil, der einen ebenso hohen Wiedererkennungswert bekommen soll, wie Piggys eigenwillige Riffs.

VOIVODs Meisterwerk: „Dimension Hatröss“

1988 erscheint „Dimension Hatröss“. Das Album ist vieles: ein Meisterwerk, ein Meilenstein sowohl für VOIVOD als auch für den extremen Metal insgesamt. Das Highlight der frühen, für Viele der gesamten VOIVOD-Karriere. Auf dem dritten und letzten Noise-Release – „Dimension Hatröss“ bringt der Band einen Deal mit MCA Records ein – haben VOIVOD ihren Weg gefunden. Das Album ist progressiv und stürmisch zugleich. Es setzt neben den immer noch klar erkennbaren Trademarks, die VOIVOD in den Jahren zuvor entwickelt haben, auf Musikalität und Virtuosität. Das heißt, dass VOIVOD auch mal langsamer machen und den mit Standard-Thrash nicht vergleichbaren Riffs den Raum geben, den sie verdienen. Und Sänger Snake schafft den Schritt vom ungestümen Schreihals zum Sänger. Er bringt mit eigentümlicher Stimme und ebensolchen Melodien einen weiteren Aspekt in den Sound, der jetzt erst recht nach fremder Welt, nuklearem Krieg und postapokalyptischer Zivilisation klingt.

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Schicke Verpackung, faszinierende Live-Videos aus den 80ern

Alle drei Neu-Veröffentlichungen haben eine schicke Verpackung bekommen: Die Alben gibt es entweder auf schwerem Vinyl, digital oder als Paket aus zwei CDs und einer DVD. Wer nicht alle drei Alben kaufen will, kann auf die Doppel-CD „Build Your Weapons – The Very Best Of The Noise Years 1986-1988“ zurückgreifen. Auch diese hat ein fettes Booklet voller Fotos, Artworks und Liner-Notes.

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Für VOIVOD-Fanatiker lohnt sich allerdings das große Paket, denn jedes Album kommt mit feinem Zusatz-Material aus dem jeweiligen Erscheinungsjahr: Audio-Livemitschnitte, Fotos, zahlreiche Artworks von Schlagzeuger Away und jeweils mehrere Live-Videos lassen auch die optische Entwicklung VOIVODs nachvollziehen. Zum Teil sind die Aufnahmen, vor allem aus „Rröööaaarrr“-Zeiten, eine Herausforderung für die HD-verwöhnten Augen – es sind alte VHS-Mitschnitte, wacklig und von Aussetzern durchzogen. Aber es sind eben auch historische Dokumente, die – abgesehen von schlechter Ton- und Bildqualität – eine faszinierende und hungrige Band zeigen, die live alles gibt und das Publikum ausrasten lässt. Außerdem: Schon 1987, aber vor allem 1988 hat durchaus brauchbares Material entstehen sehen, und alles in allem ist der Sound erstaunlich gut.

Diese Wiederveröffentlichungen sind also wirklich gelungen – liebevoll gestaltet und voll mit allem, was VOIVOD musikalisch und optisch bieten können. Eine würdige Neuverpackung dreier Alben, die Musikgeschichte geschrieben haben.

Alle Tracklists inklusive Bonus-Material:

“Rröööaaarrr”

CD1
1. Korgüll the Exterminator
2. Fuck Off and Die
3. Slaughter in a Grave
4. Ripping Headaches
5. Horror
6. Thrashing Rage
7. The Helldriver
8. Build Your Weapons
9. To the Death!

CD2
 Spectrum ’86 – ‚No Speed Limit Week-End‘; Live at Montreal, October ’86

  1. Korgüll the Exterminator
  2. Ripping Headaches
  3. Blower
  4. Fuck Off and Die
  5. Tornado
  6. Iron Gang
  7. War and Pain
  8. Warriors of Ice
  9. Nuclear War
  10. Overreaction
  11. The Helldriver
  12. Ravenous Medicine
  13. Voivod
  14. Thrashing Rage

DVD

Audio:
Rrröööaaarrr Rough Mix Demo 1985
Anachronism Live 25.06.86 (first show)
Early Rehearsals 1983-1984
Piggy Sound Collage 1980
Video:
Live, NYC, N.Y., USA – 05/05/86; First U.S. Show
Live, Long Beach, C.A., USA – 06/13/86
Live, Jonquiere High School, QC, Canada, 12/20/84; Morgoth Invasion
Live, Jonquiere Cultural Center QC, Canada, 01/27/84; To the Death!
Slideshows: Artwork (1983 – 1986) + Live & Studio Photos (1985 – 1986)

“Killing Technology”

CD1
1. Killing Technology
2. Overreaction
3. Tornado
4. Too Scared To Scream
5. Forgotten In Space
6. Ravenous Medicine
7. Order of The Blackguards
8. This Is Not An Exercise
9. Cockroaches

CD2
Spectrum ’87 – Live In Montreal, September 1987
10. Killing Technology
11. Overreaction
12. Ravenous Medicine
13. Tornado
14. Korgull The Exterminator
15. Ripping Headaches
16. Blower
17. Live For Violence
18. Tribal Convictions
19. Order of The Blackguards
20. Cockroaches
21. To The Death
22. Voivoid
23. Batman  

DVD

Audio:
Live At Kriekelaarzaal, Brussels, Belgium: 28/11/87
Video:
Live At The Token Lounge, Westland, MI, USA: 14/05/87
Live At Rossli Azmoosm, Sargans, Switzerland: 06/11/87
Live At Festhalle, Tuttlingen, Germany: 07/11/87
Live At Rex Club, Paris, France: 01/12/87
Live At Ildiko’s, Toronto, ON, Canada: 19/09/87
Slideshows: Artwork (1987) | Live & Studio Photos (1987)


“Dimension Hatröss”

CD1
1. Experiment
2. Tribal Convictions
3. Chaosmongers
4. Technocratic Manipulators
5. Macrosolutions To Megaproblems
6. Brain Scan
7. Psychic Vacuum
8. Cosmic Drama
9. Batman  

CD2
Spectrum ’88 – ‘A Flawless Structure?’; Live in Montreal, December 21st 1988
1. Overreaction
2. Experiment
3. Tribal Convictions
4. Chaosmongers
5. Ravenous Medicine
6. Korgull The Exterminator
7. Technocratic Manipulators
8. Macrosolutions To Megaproblems
9. War And Pain Medley
10. Brain Scan
11. Psychic Vacuum
12. Order to The Black Guards
13. Holiday In Cambodia
14. Batman  

DVD
Audio
Dimension Hatröss Demo 1987
Videos
Live At Blondies, Detroit, MI, USA : 18.11.88
Live At The Axiom, Houston, Texas, USA : 10.12.88
Live At Anthrax, Norwalk, CT, USA : 09.11.88
Live At Fenders Ballroom, Long Beach, California, USA: 03.12.88
Slideshows – Artwork | Live And Studio Photos (1988)


„Build Your Weapons – The Very Best Of The Noise Years 1986-1988“

CD1
1. Korgüll the Exterminator
2. Fuck Off and Die
3. Ripping Headaches
4. Thrashing Rage
5. The Helldriver
6. Build Your Weapons
7. Killing Technology
8. Overreaction
9. Tornado
10. Forgotten In Space

CD2
11. Ravenous Medicine
12. Order of the Blackguards
13. Cockroaches
14. Experiment
15. Tribal Convictions
16. Chaosmongers
17. Technocratic Manipulators
18. Macrosolutions to Megaproblems
19. Brain Scan
20. Psychic Vacuum

Helge

Stile: Doom Metal, Black Metal, Post Rock, Stoner, Prog

Bands: My Dying Bride, Opeth, Nachtmystium, Saint Vitus, Genesis