Geschrieben von Montag, 16 Oktober 2017 18:10

Ensiferum, Wolfheart und Skyclad - Der Bericht aus der Zeche Bochum

26.09.2017 – ENSIFERUM sind live eigentlich immer eine sichere Wahl, und nachdem das aktuelle Album "Two Paths" wieder einen Schritt in Richtung alte Form macht, kann man zum Tourauftakt eigentlich nur optimistisch sein. Ein Dienstag ist allerdings einer der weniger optimalen Tage, um ein Konzert zu füllen. Aber obwohl sich scheinbar viele Fans nicht schon so früh in der Woche ins Schlafdefizit stürzen wollen, ist die Zeche alles andere als leer. Mich persönlich rettet der Kaffee – in echten Tassen, als ob die Zeche in Bochum noch mehr Pluspunkte braucht, zusätzlich zur Atmosphäre und den reichlichen, günstigen Parkmöglichkeiten, um ihren Platz auf der Liste der großartigen Clubs im Ruhrgebiet zu sichern.

Wolfheart

Eröffnen dürfen den Abend WOLFHEART. Wirklich überzeugen können mich die Jungs aber, wie schon auf dem Rock Harz, nicht. Die Finnen sind sichtlich motiviert und haben auch einige Fans dabei, allerdings verschwimmt ihr Melodeath für mich auch heute wieder über das komplette Set zu einem monotonen, glatten Brei. Verglichen mit dem, was sie im Studio abliefern – und dem, was ich von anderen Konzerten der Tour zu hören bekommen habe –, scheint das zum Glück nicht unbedingt Dauerzustand zu sein. Man kann den Auftritt also als Ausrutscher betrachten und die Probleme auf die Tontechnik schieben, die den ganzen Abend eher gegen die Bands als mit ihnen arbeitet. Oder WOLFHEART und mein Geschmack sind einfach keine Freunde.

Skyclad

Mit SKYCLAD im Anschluss werde ich deutlich schneller warm. Die Briten gehören immerhin zu den Pionieren des Folk-Metal und fast jedem kommt der ein oder andere Titel bekannt vor. Die lange Bühnenerfahrung, gemischt mit reichlich Spielfreude und einer für den Abend auffälligen Häufung von Fenstern mit brauchbar gemischtem Sound sorgen dafür, dass die gute Stimmung auf der Bühne schnell auf das Publikum übergeht. Und so qualmen schnell die Violinensaiten, während die Veteranen gefeiert werden und sich die Vorfreude auf ENSIFERUMs Interpretation des Folk-Metal steigert.

Ensiferum

Irgendwie bin ich nicht ganz glücklich mit ENSIFERUM heute. Das einzige, was ich dabei allerdings der Band selbst vorwerfen kann, ist die Songauswahl. Ich bin bei weitem niemand, der sich gegen Veränderungen sträubt, und es ist die Tour zum neuen Album, aber mit "Token Of Time", "Twilight Tavern" und vor allem "Iron" fehlen mir dann doch ein paar zu viele relevante Klassiker im Set.

Dazu kommt dann, dass sich die Band zwar auf der Bühne mehr als lobenswert den Hintern aufreißt und damit auch durchaus die Stimmung halten kann, am Mischpult aber offensichtlich gerade parallel noch das Handbuch gelesen wird. Ich meine, es ist schön, Bass und Schlagzeug ein bisschen Aufmerksamkeit und Wertschätzung zu schenken, aber das fällt in einer Mischung, bei der ich mich anstrengen muss, noch irgendwas anderes zu hören, deutlich schwerer, als bei einem ausgewogenen Mix. Und auch wenn nach zehn Takten im Gesang auffällt, dass man das Mikrofon mal wieder raufregeln müsste, fällt das eher störend auf.

Insgesamt reichen die Lichtblicke aber, um eine Live-Empfehlung für ENSIFERUM aufrecht zu erhalten – in der Hoffnung, dass die Klassiker schnell wieder auftauchen und der Tontechniker seine Knöpfe mittlerweile ordentlich beschriftet hat.

Setlist Ensiferum

  • For Those About To Fight For Metal
  • Two Paths
  • Two Of Spades
  • King Of Storms
  • Treacherous Gods
  • In My Sword I Trust
  • One Man Army
  • The Longest Journey
  • Way Of The Warrior
  • Feast With Valkyries
  • Tales Of Revenge
  • Victory Song
  • From Afar
  • Lai Lai Hei