Eine halbe Stunde vor Einlass ist die Schlange erstaunlicherweise vor dem Eingang mindestens 100 Meter lang. Die Fans sind sichtlich gespannt, ESKIMO CALLBOY in Aktion erleben zu dürfen. Neben Männern in eng anliegenden Galaxy-Hosen, sind auch die zu erwartenden blauhaarigen, gepiercten Szenemenschen zu entdecken. Punkt 18 Uhr dürfen die Wartenden endlich den Club betreten. Wir warten am Tourbus auf die Frontmänner Kevin und Sushi für ein Interview.
SLAVES
Als wir anschließend die Halle betreten, ist diese bereits brechend voll und die Vorfreude sichtlich zu spüren. SLAVES hat schon mit dem ersten Song begonnen. Die Amerikaner sind technisch gesehen ziemlich gut drauf, wollen jedoch von der Musik her nicht so ganz zum Headliner passen und die Menge wirkt auch nicht hundertprozentig überzeugt. Trotzdem legt das Quintett einen starken Auftritt hin, der vielleicht bei dem einen oder anderen Anklang gefunden haben mag. Besonders der Sänger ist stets darum bemüht, das Publikum mitzunehmen, doch die Gitarristen befinden sich eher steif im Hintergrund. Nach einer halben Stunde sind SLAVES fertig mit dem Set und machen die Bühne frei für die zweite Vorband.
BAD OMENS
Die Umbauzeit für BAD OMENS beträgt gerade einmal schnelle zwanzig Minuten, was jedoch nicht verwunderlich ist, da beide Bands quasi kein eigenes Bühnenbild haben.
Die Band ist, ganz anders als ihr Name vermuten lässt, ein guter Vorreiter für den Headliner und findet deutlich mehr Resonanz beim Publikum. Es gibt schon die ersten Crowdsurfer und die ersten Reihen sind fleißig am Headbangen. Mit deutlich überzeugenderer Bühnenpräsenz und Spielfreude erinnern die fünf Metalcore-Musiker an Bands wie WHILE SHE SLEEPS und teilweise BRING ME THE HORIZON. Die Jungs kommen ziemlich schnell ins Schwitzen – und die Zuschauer ebenfalls. Viele Fans sind bereits besoffen und der Abend verspricht, ein guter zu werden. BAD OMENS spielen ebenfalls etwas mehr als eine halbe Stunde.
ESKIMO CALLBOY
Kaum ist der Auftritt zu Ende, wird ein großer, roter Vorhang vor die Bühne geschoben. Die Fans, sichtlich verwirrt, können es kaum erwarten, hinter die Sichtsperre zu blicken. Vom Rand aus kann man jedoch sehen, dass die schwarzen Überzüge von den Instrumenten und dem großen, (später noch) leuchtenden X entfernt werden.
Entgegen unserer Erwartungen (wegen des zuvor stark verspäteten Interviews) sind die ESKIMOs zum Auftritt überpünktlich am Start. Nach einem verdammt tiefen Brummen, bei dem ich das Gefühl habe, dass meine eigenen Stimmbänder mitschwingen, und dem „The Scene“ Intro, wird schließlich der Vorhang von der Crew zur Seite geschoben und die Band springt auf die Bühne. Sie begrüßt uns mit „Everybody get the fuck up!“ und die volle Halle ist sofort mit dabei und am Hüpfen, Tanzen, Singen, Moshen, Headbangen und Crowdsurfen.
Gerade für die Fans der alten Alben ist der Auftritt toll, da ESKIMO CALLBOY auch viele alte Stücke, wie „My Own Summer“, „We Are The Mess“, „Muffin Purper-Gurk“ und „Party At The Horror House“ spielen. Die Cleanvocals sind zwar immer noch nicht das Gelbe vom Ei, stellen jedoch im Vergleich zu früheren Auftritten eine massive Verbesserung dar. Das gesamte Auftreten der Band ist viel erwachsener geworden, von der Energie ist jedoch nichts verloren gegangen.
Die Lieder des neuen Albums stellen gerade für Sänger Sushi eine Herausforderung dar, da der Anteil der cleanen Gesangsstellen sehr groß ist, doch er meistert es mit viel Selbstbewusstsein und Überzeugung. Die Bühnentechnik mit den Nebelmaschinen und dem Licht sieht ziemlich gut aus.
Beim SKRILLEX-Cover von „Cinema“ wird die Menge aufgefordert, die Feuerzeuge und Handylichter herauszuholen, was auch ein schönes Bild macht. Den Song haben die Jungs aufgrund ihrer mittlerweile jahrelangen Bühnenerfahrung besonders gut drauf. „VIP“ ist der letzte Song der eigentlichen Setlist. An die Wand wird ein kurzer Videoclip projiziert und Sushi macht einen kurzen Kostümwechsel zu der Figur, die er im Musikvideo darstellt. Mit Anzug, Sonnenbrille und fetter Zigarre kommt er zurück auf die Bühne und das Publikum ist komplett in Ekstase versetzt.
Die Band wird lautstark bejubelt und wird für drei Zugabe-Songs wieder auf die Bühne zurückgeholt. Wiederum mit Videoprojektion wird „Crystals“ angekündigt, einer der wohl erfolgreichsten Titel der Band. Vom selbigen Album folgt dann „Best Day“, bei dem die Menge in die Hocke geht und dann vollkommen eskaliert. Den gerappten Part, den auf der Platte SIDO performt, übernimmt Kevin bei der Liveperformance. Mit lustiger Ankündigung, ein roter Cadillac versperre den Wellness-Bereich der Band, wird der Titel „MC Thunder“, welcher bereits vorher vom Publikum gefordert wurde, als Finale des Konzertes gewählt. Das letzte Lied bringt nochmal eine neue Welle von Crowdsurfern, von denen später einige ärztliche Hilfe benötigen, aufgrund von Nasenbluten und anderen schmerzenden Körperteilen.
Verschwitzt und mit Nackenschmerzen werden wir zufrieden in die kühle Nacht entlassen. Nach diesem insgesamt sehr gelungenen Abend kann man, trotz des für einige Fans eher weniger gelungenen Albums, von einem sehr guten Konzert sprechen, da die Songs live eine ganz andere Wirkung haben. ESKIMO CALLBOY halten, was sie versprechen: Party, Party und nochmals Party!
Setlist:
The Scene
My Own Summer
We Are The Mess
Shallows
Back in the Bizz
Party at the Horror House
The Devil Within
Banshee
Muffin Purper-Gurk
Pitch Blease
Cinema(Skrillex cover)
Rooftop
VIP
New Age
Is Anyone Up
Calling
_______________
Crystals
Best Day
MC Thunder