Geschrieben von Donnerstag, 25 Januar 2018 09:34

Gloryhammer, Civil War, Dendera - Konzertbericht aus dem Stuttgarter clubCANN samt Bildergalerie

Mit GLORYHAMMER und dem charismatischen Prinzen Angus McFife konnte sich das Schwabenland nach langer Zeit wieder über royalen Besuch freuen. Ein Tatenbericht aus den kleinen aber ehrwürdigen Hallen des clubCANN.

Mit im Reisegepäck hatte der königliche Headliner die Ex-Sabaton-Veteranen von CIVIL WAR sowie die eher unbekannten DENDERA aus den Vereinigten Königreichen. Offensichtlich genug Gründe, um alle Tickets für die Heeresschau im kleinen Club unweit des Bahnhofs Bad Canstatt an die Mannen zu bringen. Scheinbar hatte jedoch nicht jeder Rittersmann den Weg zu den verborgenen Toren des Klubs gefunden, denn selbst zum Headliner war in den hinteren Reihen noch ordentlich Platz. Egal, der hiesige Schreiberling hat sich jedenfalls nicht über die unverhoffte Bewegungsfreiheit beschwert.

DENDERA

001 DenderaDen Anfang durften standesgemäß die Knappen von DENDERA machen, welche mit schwungvollem Heavy Metal über die Bühne fegten. Gesegnet von einem sehr annehmbaren Sound, strahlten die Briten einen Optimismus aus, wie ihn nur wenige Vorbands an den Tag legen. Fronter Ashley Edison trieb das Stuttgarter Publikum unermüdlich an, sodass die Jungs aus Portsmouth nicht lange auf regen Publikumszuspruch warten mussten. Zwar holen DENDERA musikalisch keine Sterne vom Himmel, für eine gute Show reicht es aber allemal. Die Befürchtung, dass die Formation ebenso unerträglich wäre wie Edisons Zweitband POWER QUEST zerstreute sich auf alle Fälle schnell. Im clubCANN setzte es nach einem kurzen, aber knackigen Set schließlich einen verdienten Applaus für die Herren.

CIVIL WAR

CIVIL WAR hatten unterdessen schon einige Fans mitgebracht, sodass es sich insbesondere in den vorderen Reihen des Clubs langsam füllte. Musikalisch blieb das Quintett jedoch hinter den Erwartungen zurück (welche eine Band aus Ex-SABATON-Mitgliedern logischwerweise erzeugt), was nur bedingt an den teils zu weit aufgedrehten Boxen lag. Auch an der handwerklichen Komponente mangelte es nicht, denn die Schweden zeigten sich in solider Form, sodass sich an der 50 minütigen Show kaum etwas aussetzen ließ. Die war nicht berauschend, aber eben solide.011 Civil War

Vielmehr waren die Songs selbst das Problem. So wirklich mitreißen konnten diese nämlich nicht. CIVIL WAR spielen zwar typisch schwedischen Power Metal, welcher aber fast vollständig ohne die notwendige Hitdichte eines SABATON-Sets auskommt. So rifften sich die Soldaten durch durschnittliche Power-Metal-Epik, die nur sehr selten tatsächlich einmal überzeugen konnte. Den angereisten Fans schien es trotzdem zu gefallen, sodass Songs wie „Bay Of Pigs“ und „Rome Is Falling“ aus vollem Halse mitgebrüllt wurden. Die BYE-Südfraktion regte sich in der Zwischenzeit lieber über den nicht vorhandenen Fotograben auf, welcher das Fotografieren zu einem Glücksspiel werden ließ.

GLORYHAMMER

019 GloryhammerEndlich war es soweit und die Heroic-Fantasy-Power-Metaller (!) GLORYHAMMER schritten im inzwischen vollen clubCANN auf das Schlachtfeld, um das aktuelle Album „Space 1992: Rise Of The Chaos Wizards“ in seiner Gesamtheit aufzuführen. Begleitet vom tosenden Jubel der bis an die Zähne mit aufblasbaren Gummischwertern bewaffneten Fans, brauchten die Jungs keine zwei Minuten um die Halle mit „Rise Of The Chaos Wizards“ auf Hochtouren zu bringen. Zwar war dem Prinzen Angus McFife aka Thomas Winkler die vorangegangene Grippe, welche zur Absage der Show am Tag zuvor führte, zu Beginn noch anzumerken, was jedoch keinen der Feierwütigen stören wollte. Streckenweise übertönte man den Herren einfach.

Apropos Hitdichte. Was CIVIL WAR nicht so wirklich gelingen wollte, schien für GLORYHAMMER kein Problem zu sein. Mit „Legends Of The Astral Hammer“ und „Goblin King Of The Darkstorm Galaxy“ ließ die internationale Formation einen Ohrwurm auf den nächsten folgen, denen „Universe On Fire“ schließlich die Krone aufsetzte und den Club endgültig zum Beben brachte. Zu „Questlords Of Inverness, Ride To The Galactic Fortress“ bekamen die Anhänger schließlich auch etwas Sinnvolles zu tun: Ein Bier musste von der Bar per Crowdsurfing zur Band gebracht werden. Soviel sei gesagt: Das Bier kam an. Wenn auch mit Abstrichen beim Inhalt.

Wenn aus Erwachsenen Kinder werden

GLORYHAMMER zelebrierten die Überspitzung, ja quasi den genetisch verankerten Kitsch des Power Metal selbst. Die Band vereint grandiose Melodien, völlig an den Haaren herbeigezogene Texte und eine berauschende Live-Performance wie kaum eine andere Gruppe, sodass sich gestandene Metaller und Metallerinnen (oder sagt man heute schon Metallierende?) wieder in Kinder verwandeln. Eine vielleicht ganz zutreffende Beschreibung, wenn man zu „Apocalypse 1992“ plötzlich ein Einhorn crowdsurfen sieht. Bei solchen Anblicken will man sich einfach gleich der nächsten Polonaise anschließen und wagemutig in den nächsten Mosh-Pit reiten! Hatte ich schon einmal das innere Kind erwähnt?028 Gloryhammer

Doch wie so oft hat alles Schöne auch einmal ein Ende. Und dieses kam für die Fans im clubCANN unerwartet früh. GLORYHAMMER mussten der vorangegangen Krankheitswelle Tribut zollen, sodass die Zugabe um zwei Songs reduziert werden musste. Abgefeiert wurden „The Unicorn Invasion Of Dundee“ und „Angus McFife“ trotzdem, sodass sich die Band die abschließenden „Hoots“-Rufe redlich verdient hatte. GLORYHAMMER haben in Stuttgart unter Beweis gestellt, dass sie zu den momentan besten Bands des Genres zählen und können hoffentlich bald auch mit einem dritten Album überzeugen. Wir jedenfalls lassen uns die nächste Tour auf keinen Fall entgehen!

 

Theo

Stile: Heavy-, Power-, Folk-, Pagan-, Symphonic-, Death-, Black Metal, Rock

Bands: Nightwish, Arch Enemy, Amorphis, Children Of Bodom, Audn, The GazettE, Evergrey, Winterstorm, Black Star Riders ...