Geschrieben von Donnerstag, 01 März 2018 21:00

Cradle Of Filth, Moonspell - Konzertbericht aus dem Stuttgarter LKA Longhorn samt Bildergalerie

Stuttgart: Mit CRADLE OF FILTH und MOONSPELL beehrten zwei Schwergewichte der unchristlichen Musik die schwäbische Hauptstadt und sorgten für einen fantastischen Konzertabend.

Doch so schön der Abend auch werden sollte, so unrühmlich begann er. Die BYE-Südfraktion hatte sich geschlagene 40 Minuten vor Einlass am LKA Longhorn eingefunden und bekam die wieder gewonnene Kraft des Winters voll und ganz zu spüren. Wer zu früh kommt, den bestraft das Leben ... oder so ähnlich. Um 19 Uhr hatte das Bibbern endlich ein Ende: Abtasten lassen, Ticket zeigen und rein in die gute Stube! Dank eines Line-Ups der Superlative füllte sich diese auch relativ schnell, sodass die weitere Wartezeit von einer Stunde (Warum waren wir eigentlich so früh da?) mit einem beständigen Anstieg der Raumtemperatur versüßt wurde.

MOONSPELL

MoonspellDoch kommen wir zum eigentlichen Thema: Mit MOONSPELL konnten die Briten von CRADLE OF FILTH eine Band als Support gewinnen, die man durchaus auch als Headliner hätte erwarten können. Dementsprechend laut gestaltete sich der aufbrandende Jubel, als Sänger Fernando Ribeiro samt Hut und Laterne die Bühne betrat und das Intro von "Em Nome do Medo“ zum Besten gab.

Der dramatische Beginn setzte den Ton für eine atmosphärische Show, welche geprägt war von den portugiesischsprachigen Songs des neuen Albums "1755“. MOONSPELL bewegten sich mit der Souveränität und der Sicherheit einer gestandenen Band über die Bühne, welche genau weiß, welche Knöpfe sie beim Publikum drücken muss, um für ordentlich Stimmung zu sorgen.

Neben dem famosen Bassspiel stach dabei insbesondere Ribeiros missionarischer Gesang hervor, welcher dem Sound der Band auch live eine unverwechselbare Note verpasste. Aufgelockert wurde das Set immer wieder von bekannten Klassikern und einigen Showeinlagen, zu denen auch ein Kreuz mit Laserpointer zählte. Beim nächsten Mal sollte die Band allerdings besser aufpassen, dem Publikum damit nicht in die Augen zu leuchten. Nicht Wenige drehten sich für den Song lieber mit dem Rücken zur Band, als Gefahr zu laufen, bleibende Schäden davonzutragen ...Moonspell

Nach 60 Minuten war schließlich Schluss für die Portugiesen, welche einen tolle Show abgeliefert hatten und sich durchaus auch eine Headliner-Tour verdient hätten. Beim immer wärmer werdenden Publikum hat die Truppe jedenfalls Eindruck hinterlassen, sodass sich die Klogespräche beim zwei Tage später stattfindenden CANNIBAL CORPSE-Konzert immer noch um die Jungs aus Lissabon drehten.

CRADLE OF FILTH

Nun schlug allerdings die Stunde für CRADLE OF FILTH, welche zum Intro "Ave Satani“ die Bühne betraten, wo Dani Filth gleich einmal unter Beweise stellte, dass er stimmlich immer noch auf der Höhe der Zeit ist. Zwar sollte sich im Laufe des Abend ein-, zweimal eine kleine Unsicherheit einschleichen, doch was der Brite nach über 25 Jahren Stimmbänder raspeln immer noch aus der Kehle bekommt, ist beeindruckend. Im Gegensatz dazu schwankte Keyboarderin Lindsay Schoolcraft stimmlich zwischen Genie und Wahnsinn. Sicher nicht ihr bester Auftritt.

Cradle of FilthDem Publikum war es herzlich egal. Die geliebten Songs wurden abgefeiert, auch wenn der Moshpit nach dem wenig enthusiastisch empfangenen "Gilded Cunt“ nur langsam in Gang kam und erst zur Single des aktuellen Albums "Heartbreak and Seance“ so richtig rotierte.

Der Band war die Spielfreude dabei definitiv anzusehen. Während Filth auf der Bühne fröhlich seine Kilometer abspulte, wechselten die drei Herren an den Gitarren munter ihre Plätze, wobei sich James Mcilroy nicht für die ein oder andere Pantomimen-Einlage zu schade war. Doch plötzlich sorgte das ebenfalls neue "You Will Know The Lion By Its Claws“ nach nur 60 Minuten Spielzeit für ein erstaunlich frühes Ende des Sets.

Die anfängliche Verwirrung schlug jedoch schnell in laute Zugabe-Rufe um, welchen die Band pflichtbewusst nachkam. Und die Zugabe hatte es in sich, reihten die Briten doch mit "Nymphetamine“, "Her Ghost In The Fog“, "Born In A Burial Gown“ und "From The Cradle To Enslave“ sämtliche Bandklassiker aneinander. Kein Wunder, dass es für den schwäbischen Moshpit kaum noch ein Halten gab. CRADLE OF FILTH zelebrierten ihre Bandhistorie und riefen jedem in der Halle ins Gedächtnis, dass auch weiterhin mit ihnen zu rechnen ist.

Unter'm Strich

Nach anderthalb Stunden CRADLE OF FILTH und 60 Minuten MOONSPELL wurde das Publikum in die Nacht entlassen, wobei die großartigen Shows beider Bands einem Großteil der Zuschauer noch lange im Gedächtnis bleiben dürfte. Dabei profitierte der Abend allerdings auch enorm von seinem kleinen, dafür aber hochqualitiven Line-Up, das eine wahre Wohltat in der momentanen Flut an Support-Acts war. Manchmal ist weniger einfach mehr!

Setlist:

DSC 5134

Gilded Cunt
Beneath the Howling Stars
Blackest Magick in Practice
Heartbreak and Seance
Bathory Aria: Benighted Like Usher / A Murder of Ravens in Fugue / Eyes That Witnessed Madness
Dusk and Her Embrace
The Death of Love
You Will Know the Lion by His Claw
The Promise of Fever
Nymphetamine (Fix)
Her Ghost in the Fog
Born in a Burial Gown
From The Cradle To Enslave