Geschrieben von Donnerstag, 19 April 2018 09:52

J.B.O. und Rammelhof - Der Bericht aus der Kölner Essigfabrik

13.04.2018 Köln - Eine Woche ist es her, dass J.B.O. mit ihrem zwölften Studioalbum "Deutsche Vita" mit Platz 3 den bisher höchsten Charteinstieg seit dem "Killeralbum" 2011 verzeichnen konnten. Nun stellen die Erlanger Spaßmetaller auf ihrer zugehörigen „Deutsche Vita Tour“ erneut unter Beweis, dass Metal nicht immer nur schwarz und böse sein muss, sondern es zwischendurch auch gern mal ein bisschen rosa sein darf. Unterstützt von den Österreichern von RAMMELHOF statten die Verteidiger des wahren Blödsinns auch der Kölner Essigfabrik einen Besuch ab.

RAMMELHOF: Scham- aber nicht hirnlos

Rammelhof

Bevor die Bühne in rosa Licht getaucht wird, dürfen zunächst einmal RAMMELHOF ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen. Nach dem ersten Song ist leider vorerst schon wieder Schluss und die mit Uniformjacken und Pornobrillen bekleidete Truppe um General Geri und Gina de Gino muss die Bühne noch einmal verlassen – Stromausfall! Glücklicherweise können schnell ein paar Backup-Kabel verlegt werden, während J.B.O.s Hannes G. Laber parallel das Publikum bespaßt , sodass nach kurzer Zeit RAMMELHOF endlich richtig loslegen können. Und das heißt in dem Fall so einiges.

Die Österreicher balancieren gekonnt an der Grenze des guten Geschmacks und mischen gesellschaftskritische Texte mit einer Bühnenshow, bei der sich der geneigte Zuschauer mehr als einmal fragt: "Darf man das so machen?" Da wird im Song "Hackln" die aktuelle Leistungsgesellschaft und Steuerpolitik kritisiert – visuell untermalt durch einen "Steuergeier", der auf der Bühne von den Bandmitgliedern zunächst entmannt und danach verprügelt wird. Zu "Fesche Ski" gibt es dann plötzlich Hitler- und Selbstmordattentäterkostüme, während es im Text heißt: "Wer so fesche Ski hat, der braucht nicht zum Djihad."

Und das ist nur der Anfang, frei nach Frontmann Geri: "Bei uns wird jeder verarscht, auch der Erdogan". Da kommt es dann schonmal vor, dass es auf der Bühne zu einem nicht nur symbolischen Zweikampf zwischen der EU und der Türkei kommt, wenn die Sänger Geri und Gina de Gino sich mit den entsprechenden "Landes"-flaggen prügeln (mit einer siegreichen EU am Ende). Im Laufe des Sets bekommen natürlich auch noch Kim Jong Un, Wladimir Putin und Donald Trump ihr Fett weg und RAMMELHOF lassen nach gut 45 Minuten ein ebenso verwirrtes wie gut unterhaltenes Publikum zurück, denn verpackt wird die mehr als provokante Gesellschaftskritik in einem schicken musikalischen Gewand: rockig, manchmal ein bisschen punkig und teilweise dank des Dialekts sogar an Falco erinnernd, gehen RAMMELHOF durchaus ins Ohr.

Bei all dem visuellen Overload auf der Bühne stellt sich natürlich immer die Frage, wie viel Botschaft tatsächlich direkt beim Publikum ankommt, aber RAMMELHOF machen definitiv neugierig und sind einen zweiten Blick wert.

J.B.O. – Fast 30 und noch kein bisschen leise

J.B.O.

Nach einer kurzen Umbaupause ist es dann endlich Zeit für die Erlanger Spaßfraktion. Angekündigt durch ein Intro aus mehreren hundert Jahren deutscher Musikgeschichte geht es direkt los mit "Alles nur geklaut" und man fragt sich nur, warum es eigentlich so lange gedauert hat, bis J.B.O. diese Version aufgenommen haben. Passt der Song doch (eigentlich selbst mit dem Originaltext schon) wie die Faust aufs Auge.

Schlag auf Schlag geht es weiter, und spätestens, als das Publikum – das "ja eh nur den alten Scheiß hören will" – mit "Bolle" einen der J.B.O.-Klassiker serviert bekommt, steht wohl niemand im Zuschauerraum mehr still. Bei insgesamt 25 Songs (das Drumsolo nicht mitgezählt) und zwei Zugaben bleiben in Sachen Setlist ohnehin nur wenige bis gar keine Wünsche offen. Traditionell begleitet von den Spaßfuzzis in passenden Outfits und auf die Songs abgestimmten Requisiten merkt man der Truppe um Vito C. und Hannes G. Laber das mittlerweile stolze Bandalter absolut nicht an.

Doofe Sprüche zwischen den Songs gibt es natürlich auch mehr als genug – ganz oben auf der Liste steht bei den fränkischen Bierexperten natürlich das Kölner Nationalgetränk, oder um es mit Hannes' Worten zu sagen: "Es muss nicht immer Bier sein, man kann auch mal Kölsch trinken." Dass es sich bei aller Albernheit um gute Musiker handelt, stellt nicht nur Wolfram Keller bei seinem Drumsolo unter Beweis. Das Gesamtkonzept J.B.O. funktioniert auch im dritten Bandjahrzehnt noch. Dass die Band nach über zwei Stunden Spielzeit auch heute noch alle Autogramm- und Fotowünsche am Merchandise-Stand erfüllt, ist da nur die Kirsche auf dem Sahnehäubchen.

Die pinken Funmetal-Pionieren sind und bleiben natürlich eine Band, an der sich die Geister scheiden. Aber alle, die es gern mal ein bisschen doof mögen, werden bei J.B.O. weiterhin bestens versorgt – oder um abschließend noch einmal Hannes G. Laber zu paraphrasieren: Es muss nicht immer Metal sein, man kann auch mal J.B.O. hören.

Setlist RAMMELHOF:

  1. Digital
  2. Hackln
  3. Diskont
  4. Fesche Ski
  5. Gülle
  6. Die Katze
  7. Wladimir
  8. Ene Mene Mu
  9. Pumpgun
  10. Kim Jong Un

Setlist J.B.O.:

  1. Alles nur geklaut
  2. I don't like Metal
  3. Bolle
  4. Ällabätsch
  5. Du hast Dein Smartphone vergessen
  6. Arschloch und Spaß dabei
  7. Der Hofnarr
  8. Wer ist der Fahrer?
  9. I will Spaß
  10. Gänseblümchen
  11. Wir ham ne Party
  12. Jetzt ist halt heut
  13. Frauen
  14. Ich sag J.B.O.
  15. Bimber Bumber Dödel Dei
  16. Drumsolo
  17. Gehn mer halt zu Slayer
  18. Vier Finger für eine Hallelujah
  19. Ein guter Tag zum Sterben
  20. Dr. Met
  21. Kuschelmetal
  22. Verteidiger des wahren Blödsinns
  23. Schlumpfozid im Stadtgebiet
  24. Mei Alde ist im Playboy drin
  25. Wacken ist nur einmal im Jahr
  26. Ein Fest

 

Sonja

Stile: Heavy- , Power-, Thrash-, Pagan-Metal, Hardrock, Prog 
Bands: Orden Ogan, Edguy, Running Wild, Anthrax, Annihilator, Rage, Alestorm, Airbourne