LUKE GASSER BAND
Leider scheinen die meisten Metalheads das frühlingshafte Wetter lieber zum Grillen und für anderen Outdoor-Aktivitäten nutzen zu wollen, denn als LUKE GASSER, der sich nicht nur als Musiker, sondern auch Filmemacher einen Namen gemacht hat, gemeinsam mit seiner Band überpünktlich die Bühne betritt, herrscht im Publikumsraum noch ziemliche Leere. Auch die wenigen bereits anwesenden Zuschauer haben ihre anfängliche Zurückhaltung noch nicht ganz abgelegt und stehen wie damals zu Abschlussballzeiten in der Tanzschule schüchtern an die Wand gedrückt.
Völlig zu Unrecht, denn LUKE GASSERs klassisch-schnörkelloser Hardrock sorgt mit ordentlich Druck und Reibeisenstimme für durchaus gute Laune. Unterstützt wird er hierbei unter anderem von Zach Prather am Bass, der auch schon im Dienste von Etta James und Mick Jagger unterwegs war. Spätestens beim CAPTAIN SENSIBLE-Cover "Wot" taut aber auch der letzte im Publikum auf und Strassers erstaunte Frage, ob etwa Weibsvolk anwesend sei (die Frauenquote ist tatsächlich ungewohnt hoch), kann getrost mit "ja" beantwortet werden.
COP UK - CRIMES OF PASSION
COP UK (kurz für: CRIMES OF PASSION) stammen aus Sheffield, England und klingen ganz genau so, wie man sich eine Band aus dem englischen Sheffield der späten 80er Jahre so vorstellt. Die Band um RAGE-Gitarrist Marcos Rodriguez überzeugt mit ihrem Mix aus Hardrock und Melodic Metal und erinnert ein bisschen an die frühen MAGNUM - mit etwas mehr Doublebass und nach dreifacher Frischzellenkur. Das Tempo ist deutlich höher als beim Vorgänger GASSER und auch das Publikum traut sich langsam, aber sicher in die Nähe der Bühne.
Der Sound ist wie zuvor bei GASSER insgesamt ordentlich und Songs wie "The Fire and the Fury" und "Falling to Pieces" entfalten live ihr volles Potential. Lediglich der Gesang von Frontmann Dale Radcliffe dürfte gerne ein wenig lauter sein, hat er doch extra das fröhlich funkelnde Glitzermikro eingepackt. Der Stimmung schadet dies allerdings weniger, nicht nur das Publikum, sondern auch die Bandmitglieder, inklusive MYSTIC PROPHECY-Aushilfsdrummer Hanno Kerstan, der kurzfristig eingesprungen ist, haben sichtlich Spaß.
TRI STATE CORNER
Nach einer angenehm kurzen Umbaupause ist es Zeit für TRI STATE CORNER und damit einen der charmantesten Auftritte des bisherigen Konzertjahres. Man merkt, dass Vassilios "Lucky" Maniatopoulos (ganz ungewohnt ohne Mütze unterwegs) in seinem Job als Drummer eher selten zu Wort kommt, quasselt er hier zwischen den Songs doch wie ein Wasserfall und stellt wieder eindrucksvoll unter Beweis, dass er über beeindruckende Rampensau-Qualitäten verfügt.
Egal, ob er wie ein griechischer Derwisch über die Bühne tanzt oder wie die coole Version eines Aerobic-Trainers in den Publikumsraum joggt, um sich sein Mikrofon zurückzuerobern: Wenn RAGE nicht seit des Line-Up-Wechsels wieder so unglaublich viel Spaß machen würden, könnte man sich fast wünschen, dass er TRI STATE CORNER zu seinem Hauptberuf macht. Auch ansonsten gibt es wenig Grund zur Beschwerde: Trotz der teilweise metal-untypischen Instrumentierung mit Bongos und traditionell griechischer Bouzouki gibt es am Sound nichts auszusetzen.
Die Songs vom neuen Album "Hero" mischen sich mit alten Klassikern wie "Sooner or Later", "Nothing at all" und "Home" zu einer harmonischen Setlist und die gesamte Band wirkt nach 13 gemeinsamen Jahren im beständigen Line-Up auch über das Brüderpaar Lucky und Ioannis Maniatopoulos hinaus schon eher wie eine Familie. Unter dem fast schon väterlich wachsamen Auge von Ober-RAGE-Head Peavy Wagner, der dem Konzert auch einen Besuch abstattet, wird traditionell auf die Zugaben-Spielerei verzichtet.
Die griechisch-deutsche Kombo spielt ihr hinreichend langes Set komplett und in einem Rutsch durch und nimmt sich, statt sich hinter der Bühne zu verstecken und auf Zugabe-Rufe zu warten, stattdessen lieber hinterher mehr Zeit für das eine oder andere Bier mit den angereisten Fans. Und Luckys finale Aussage "Auf großen Festivals spielen schön und gut, aber das hier [in den kleinen Clubs], das ist Liebe"" wird dadurch zwar nicht unbedingt weniger kitschig, aber man glaubt ihm, was er sagt. Der Frühlingsausflug nach Bochum hat sich definitiv gelohnt.
Setlist TRI STATE CORNER:
- Faster
- Free Prison
- Nothing at all
- Breaking News
- My own World
- Tomorrow Land
- Downfall
- Follow me blindly
- Sooner or Later
- Sleepless
- Kapla stigmi
- Fortune in Lies
- Sudden Turn
- Daydreamer
- Hero
- Save my world
- Home