Geschrieben von Mittwoch, 03 Oktober 2018 21:04

Metal Hammer Awards 2018 - Metal, Schweiß und B-Promis

Bereits zum zehnten Mal lud das "Metal Hammer" Magazin zu seiner jährlichen Preisverleihung ein, soweit mir bekannt die einzige Veranstaltung dieser Art in unseren Landen. Auch wenn man – so wie ich – ein eher negatives Bild des Axel Springer Verlags vor Augen hat und einem diverse dort veröffentlichte Boulevard-Hetzblättchen regelmäßig die Zornesröte ins Gesicht treiben, der "Metal Hammer" zählt für viele Konsumenten der härteren Klänge zur regelmäßigen Informationsquelle. Und da ich eh gerade in der Nähe von Berlin weilte, wollte ich mir das Spektakel einfach mal anschauen.

Zwischen Natascha Ochsenknecht und Phil Campbell

Angesagt hatten sich Vertreter aller musikalischen Richtungen des Mainstream-Metals, dazu noch ein paar Urgesteine und zur Abrundung eine Schar B-Promis, um die Zurschaustellung von Glanz und Glamour perfekt zu machen.

Pünktlich enterten dann auch die ersten “Stars” den schwarzen Teppich vor dem Berliner Kesselhaus, posierten wild vor sich hin, wurden den anwesenden Fotografen zum Fraß vorgeworfen, boten aber auch vielen anwesenden Fans die Chance, ihren Idolen mal ganz nah zu sein und den einen oder anderen Schnappschuss zu erhaschen.

Interessant war zu beobachten, dass nicht jeder der Musiker mit dieser Situation umzugehen wusste. Einige wirkten routiniert und spulten ihr Einmaleins des peinlichen Posings ab, anderen Musikern war das ganze Zeremoniell doch ziemlich unangenehm und sie waren froh, dann endlich in den dunklen Gängen des Kesselhauses verschwinden zu dürfen.

Phil Campbell And The Bastard SonsBild: Phil Campbell And The Bastard Sons

Auch mich zog es dann irgendwann vom Teppich weg, und beim Verlassen des Fotobereichs stolperte ich fast über eine riesige rosafarbene Stretchlimousine, aus der gerade J.B.O. entstiegen und sich unters Volk mischten. Ansonsten gab's viele bekannte Gesichter, die Veranstaltung zeigte sich auf jeden Fall als ein Ort zum Netzwerken für alle am Metal-Business Beteiligten, eine Promo-Plattform für Bands und Plattenfirmen und die Fans hatten die Möglichkeit, ein paar Musikerhände schütteln zu können.

Liveset von THUNDER AND LIGHTNING und KING CREATURE

Aber auch Musik sollte es geben und so strömten irgendwann alle Anwesenden in das Kesselhaus, um die Lokalmatadore von THUNDER AND LIGHTNING auf der Bühne zu erleben, die mit ihrem Melodic-Power-Metal erste Zuckungen im Publikum hervorrufen konnten. Die Bühnen-Choreografie war zwar etwas standardmäßig, die Band überzeugte aber durch unbändige Spielfreude und konnte mit ihrem kurzen Set beim Publikum punkten.

Nach jeder Band gab es dann die Verleihungen der "Metal Awards" in den jeweiligen Kategorien. Die beiden Radiomoderatoren Thomas Franke und Chris Zep zeigten kurz die jeweiligen Nominierten und verkündeten dann den oder die Gewinner(innen). Wenn die Geehrten anwesend waren, ließen sie sich meist auch nicht lumpen, ein paar Worte des Dankes an das Publikum zu richten. Hier jetzt alle Gewinner zu nennen, würde den Rahmen sprengen, weiter unten findet ihr aber eine Auflistung aller Preisabstauber.

Musikalisch weiter ging es mit den Rockern von KING CREATURE aus England, welche ich leider nicht sehen konnte, da mir ein paar Bekannte über den Weg liefen und meine Anwesenheit am außenstehenden Bierwagen wünschten. Augen- und Ohrenzeugen berichteten aber von einer gelungenen Show der Band aus Cornwall.

NIGHT DEMON geben alles

Über NIGHT DEMON muss man eigentlich nicht mehr viele Worte verlieren. Zumindest im traditionellen Metalbereich sind sie die Band der Stunde. Über kaum eine andere Band aus dieser Nische wird aktuell mehr geschrieben und berichtet. Diesen Status haben sich die Kalifornier in den letzten Jahren hart erarbeitet und man darf gespannt sein, wo die Reise noch hingeht.

Die Band macht sich nun an die Arbeiten zur dritten Platte – und wenn es stimmt, was man über die Bedeutung der dritten Platte für eine Bandkarriere sagt, dann sind wir demnächst auch in dieser Hinsicht schlauer. Dem Trio ist aber definitiv Großes zuzutrauen.

Im letzten Jahr gewannen NIGHT DEMON den "Up&Coming-Award" und durften daher diesmal auch live ran. Die Burschen legten mit der ihnen eigenen Spielfreude los und boten einen Querschnitt von Songs ihrer ersten beiden Alben, waren ständig auf der Bühne unterwegs und zogen so die Zuschauer in ihren Bann und auf ihre Seite. Sänger und Basser Jarvis Leatherby war dabei so motiviert, dass er sich sogar einmal nach einem Sturz auf dem Bühnenboden wiederfand. Das nennt man Einsatz …

011 Night Demon

DIRKSCHNEIDER – Mal wieder zum letzten Mal?

Zum Schluss durfte der gute alte Udo nochmal mit seiner Band DIRKSCHNEIDER ran und bereits im Vorfeld wurde damit geworben, dass es seine letzte Aufführung von ACCEPT-Songs auf deutschem Boden sein würde. Gut, gerade aus dem ACCEPT-Lager hat man solche Sätze schon öfter gehört, mit der Bewertung sollte man also vorsichtig sein.

Fakt ist aber, dass DIRKSCHNEIDER einen furiosen Gig aufs Parkett legten, sich hauptsächlich durch alle Hits aus den ACCEPT-Erfolgsjahren spielten und es eine wahre Freude war, die alten Klassiker mit Udo mal wieder live zu Gehör zu bekommen. Ob “Breaker”, “Balls To The Wall”, “Midnight Mover”, ein Hit jagte den nächsten und so manchem Anwesenden aufgrund nostalgischer Gefühlswallungen eine ordentliche Gänsepelle auf den Rücken.

Am Ende bleibt ein gelungener Abend, mit für meinem Geschmack zu viel Showfaktor, aber das gehört auf solchen Events wohl dazu. Und so zog ich mich irgendwann in Richtung Hotel zurück. Bleibt nur die Frage, warum ich am nächsten Morgen auf meinem Handy ein Foto von mir und Natascha Ochsenknecht entdecken musste …

Die Gewinner der Metal Hammer Awards 2018:

CYPECORE (Up & Coming)
PHIL CAMPBELL & THE BASTARD SONS (Best Debut)
POWERWOLF (Best Album)
DIRKSCHNEIDER (Best Live-Band)
ARCH ENEMY (Best International)
DIMEBAG DARRELL AND VINNIE PAUL (Legend)
DIMMU BORGIR (Metal Anthem)
KISSIN’ DYNAMITE (Best German Band)
Alexi Laiho/CHILDREN OF BODOM (God Of Riffs)
David Draiman/DISTURBED (Maximum Metal)
JUDAS PRIEST (Maximum Metal)