Scarlet Dorn
SCARLET DORN, musikalische Schützlinge von LORD OF THE LOST Frontmann Chris Harms und Produzent Benjamin Lawrenz, stehen mit ihrem Debütalbum sowie LORD OF LOST- Keyboarder Gared Dirge, Bengt Jaeschke und Henrik Petschull (die LOTL sonst technisch im Hintergrund unterstützen) für viele noch als unbeschriebenes Blatt auf der Bühne. Das ändert sich mit dem ersten Ton. Musikalisch recht gewöhnlicher Dunkelrock, aber SCARLET DORN bringt eine Stimme mit, die vollkommen unangestrengt begeistern kann.
Und irgendwie gibt es doch nichts Spektakuläres zu beschreiben wenn man die Stimme im Detail betrachtet. Weder hat man das Bedürfnis, Hustenbonbons zu werfen, noch muss man sein Glas vorsichtig auf Abstand halten, weil man Angst haben muss, dass es jeden Moment zerspringt. Da singt einfach eine selbstbewusste Frau mit einer dunklen, vollen, emotionalen Stimme in optimaler Lage. Man darf gespannt sein, wie es weitergeht mit SCARLET DORN.
Lord Of The Lost
Nachdem SCARLET DORN den Einstieg gemacht haben, gibt es das ganze dann mit der männlichen Stimmvariante. Auffällig ähnlich beschreiben lassen sich die beiden Stimmen von Scarlett Dorn und Chris Harms. Auch musikalisch lässt sich die Verwandtschaft der Bands nicht leugnen. LOTL bringen allerdings nach zehn Jahren deutlich mehr Songs und eine etwas aufwendigere Bühnenshow mit.
Erfreulich ist, dass Chris Harms neben seiner Stimme, trotz verletzter Hand, auch wieder seine Gitarre klingen lassen kann. Und so geht es über fast zwei Stunden mit viel Energie durch alte und neue Stücke und durchaus unterhaltsames Geschwätz. (Übrigens gut zu wissen, dass ich nicht der einzige bin, der sich von den in der Schweiz bei Konzerten immer gut sichtbar aufgehängten Schallpegelmessern ablenken lässt). Dass LORD OF THE LOST es schaffen, mich über die komplette Zeit zu begeistern, spricht dabei in hohem Maße für die Livequalität der Band, die mich auf Platte normalerweise nicht so lange fesseln kann.
Damit bleiben nach dem Abend drei Empfehlungen: Für das Z7, das trotz Anlaufschwierigkeiten beim Sound durchaus seinen Platz auf den erwähnten T-Shirt-Rücken rechtfertigen kann, SCARLET DORN trotz des unausgefallenen musikalischen Konzeptes – oder wegen dem, was sie daraus machen – und LORD OF THE LOST, die auf einer Bühne einfach richtig aufgehoben sind.