Geschrieben von Samstag, 30 März 2019 21:15

Black Lung, The Care - Konzertbericht aus der Kieler Schaubude

Kiel, 28.03.2019 – Bei dem unzureichenden Konzertangebot an etwas „härteren“ Künstlern hier in Kiel ist es doch immer schön, wenn sich ein Künstler dazu erbarmt, die Fischköppe zu besuchen. Und wenn diese Künstler auch noch BLACK LUNG sind, steigt die Freude umso mehr, denn für die drei Musiker aus Baltimore scheint es fast schon Tradition geworden zu sein, die kleine gemütliche Schaubude zu besuchen – und auch Kiel begrüßt die Jungs mit offenen Armen.

Wer zum ersten Mal die Schaubude betritt, wird über die Größe des Clubs überrascht sein. Von außen sieht sie zwar eher aus wie eine Abstellkammer, doch tatsächlich bietet sie genug Platz für 50 Zuschauer - wenn‘s hoch kommt. Mit der süßen Acht-Quadratmeter-Bühne strahlt sie ein heimisches Wohnzimmer-Flair aus – da fühlt man sich doch wohl.

THE CARE

Den Startschuss geben, nachdem sich der Raum langsam gefüllt hat und auch die eine oder andere Bierflasche bereits zu Bruch gegangen ist, THE CARE aus Rostock, die mit einer ganzen Fangemeinschaft angerückt sind. Das Trio, das in Richtung Grunge / Garage Rock einzuordnen ist, legt auch gleich los. Nachdem sie den ersten Song eher nutzen, um in Fahrt zu kommen, zeigen sie, wie viel Energie eigentlich in ihnen steckt. Besonders der Drummer und der Gitarrist sind sofort voll dabei, während sich das Lockenköpfchen am Mikrofon eher unwohl zu fühlen scheint und im absoluten Kontrast zu den halb eskalierenden Bandmitgliedern steht.

Trotz des recht guten Sounds begeistern THE CARE nicht unbedingt. Die Sängerin scheint sich stimmlich eher in den mittleren Tonlagen wohlzufühlen, versucht sich jedoch andauernd an zu hohen oder zu tiefen Tönen, die entweder schief klingen oder einfach viel zu schwach. Schon bald ist der Auftritt der jungen Musiker vorbei und irgendwie auch halb vergessen.

BLACK LUNG

Eine kurze Pause von 15 Minuten bietet Zeit, schnell aus dem rauchigen Raum zu flüchten und Luft zu schnappen, bevor es auch schon weiter geht mit der Band des heutigen Abends: BLACK LUNG.

Die drei Amerikaner bieten einen ziemlich ulkigen Anblick. Elias Schutzman am Schlagzeug wirkt wie ein Cowboy aus alten Tagen mit seinen Koteletten und dem Lederhut, Adam Bufano an der ersten Gitarre scheint der stille Träumer zu sein, womit man auch Recht behalten sollte, und der stämmige Dave Cavalier an Gitarre und Mikrofon wirkt wie ein Trucker auf dem dem Highway, weshalb sein Gesang noch umso mehr überrascht.

Kaum dass das Trio die Saiten angeschlagen hat, schließen fast alle Zuschauer die Augen und schunkeln mit. Nachdem zunächst ältere Songs der Bandgeschichte serviert werden, präsentieren uns BLACK LUNG natürlich auch ihre neuesten Songs vom kürzlich erschienenen Album „Ancients“, das unfassbar gut anzukommen scheint. Insbesondere die beiden Tracks „Mother Of The Sun“ und der Titeltrack „Ancients“ finden großen Anklang.

Daves Stimme fasziniert bei jedem Song aufs Neue. Sehr verzerrt, gewollt schräg, gewollt perfekt, gewollt zittrig an den richtigen Stellen, stellt sie ein sehr außergewöhnliches Phänomen dar, das nicht nur er, sondern auch Elias beherrscht, der für einen Song die Leadstimme übernimmt.

„Wir freuen uns, hier zu spielen“, freut sich Dave, „Wir sind vermutlich die Band, also THE FLYING EYES eingeschlossen, die wohl am häufigsten in der Schaubude gespielt hat.“ Da keiner reagiert, fügt er lachend hinzu: „... und keiner scheint sich dafür zu interessieren!“

BLACK LUNG sind ein sehr spirituelles Erlebnis: Das anfängliche Schunkeln wird zu einem leichteren bis heftigeren Kopfnicken, bis halb-moshende Tendenzen zu erspähen sind. In jedem einzelnen Ton steckt so viel Seele, dass man, ohne es zu merken, fast das ganze Konzert mit geschlossenen Augen verbringt – ob das nun hundertprozentig an der Musik liegt oder ob der brennende Zigarettenrauch auch seinen Beitrag leistet, darüber lässt sich natürlich streiten.

Nach einer Stunde ist der Auftritt schon vorbei und es gibt drei Dinge, bei denen ich mir nun sicher bin: Erstens, dass die Jungs live sogar noch besser klingen als auf CD, zweitens, dass der Abend ein absoluter Erfolg war und drittens, dass ich BLACK LUNG bei nächster Gelegenheit gerne wiedersehen will.

Nana

Stile: Atmospheric Black Metal, Stoner Rock, Melodic Death Metal, Metal-/Deathcore, slavischer Postpunk, Synth-Pop

Bands: Altin Gün, Agar Agar, Boy Harsher, Children of Bodom, Mars Red Sky, John Maus, Lorna Shore, Jonathan Hulten, Myrkur, Molchat Doma, Polyphia