Denn Vorschusslorbeeren zu erhalten ist das eine, die Bestätigung derselbigen etwas völlig anderes. Zumindest das Ambiente ist an diesem regnerischen Donnerstagabend schon einmal hochklassig. HEILUNG haben in den Konzertsaal des Kieler Schlosses geladen. Eine Veranstaltungsstätte, die sonst eher für klassische Konzerte reserviert ist. Für das überraschend gemischte Publikum bedeutet dies vor allem eins: Heute Abend wird gesessen, und das überaus gemütlich.
So lässt es sich in den gemütlichen Sesseln auch ohne Bier – das muss heute draußen getrunken werden – aushalten, während sich der Start der Show um einige Minuten verzögert. Nur wer die nicht gerade billigen Plätze in Block A erwischt hat, grummelt vernehmlich. Nicht verwunderlich, teurer Eintritt und schlechte Sichtverhältnisse erzeugen nur selten positives Feedback. Selbst die Security scheint ein wenig Mitleid zu haben.
Aufwändige Show zwischen Birkenstämmen und Tierfellen
Gegen Ende des Abends dürfte dieser Umstand allerdings nur noch wenige im Raum interessiert haben. Denn wer sich HEILUNG live anschaut, für den ist die Komponente des visuellen Reizes nach nur wenigen Minuten vernachlässigbar. Klar, auch an diesem Abend in Kiel fährt das Trio ordentlich Show auf. Da wird auf Knochen gespielt und duftendes Holz verbrannt, während halbnackte Wikinger auf Schilde schlagen und ein Schamane seine Rituale durchführt.
Doch unter dem Strich ist es vor allem die Musik, welche in ihren Bann schlägt. Die folkigen, an heidnische Rituale erinnernden Kultgesänge hypnotisieren auch in der Live-Situation, laden zum Schwelgen und Fallenlassen ein. So wird der Applaus mit jedem Stück lauter, mehr und mehr Leute hält es nicht mehr auf ihren Sitzen. Das finale "Hamrer Hippyer“ lädt schließlich zum großen Schlusspunkt – der ein oder andere tanzt sich regelrecht in Ekstase.
Begeistertes Publikum und ein bisschen Skepsis
Entsprechend ist der ohrenbetäubende Applaus nach anderthalb Stunden "Amplified History“ Urteil genug. Das Publikum ist begeistert und scheint keinen Cent der über 50€ Ticketkosten zu bereuen. Trotzdem ist es nur fair, an dieser Stelle zu erwähnen, dass HEILUNG dem Hype um ihre Musik nicht vollständig gerecht werden.
Ja, das Bühnenbild ist aufwändig, die Show noch viel mehr, doch verliert die monotone Musik der Formation bei 90 Minuten auch einiges von ihrem Reiz. Das Trio ist auf seine ganz eigene Art und Weise einzigartig, zehrt von diesem Status aber auch merklich. Das dritte Album wird mehr Varianz und frische Ideen liefern müssen, um weiterhin begeistern zu können. Bis dahin heißt es aber: Hirn aus und einfach einmal genießen!
Setlist (ohne Gewähr):
- In Maidjan
- Alfadirhaiti
- Krigsgaldr
- Hakkerskaldyr
- Norupo
- Othan
- Traust
- Galgaldr
- Elddansurin
- Hamrer Hyppyer