Der eindringliche Duft von Räucherstäbchen macht sich auf der Bühne breit. SHORELINE, eine Punk-Rock-Band, eröffnet den sagenhaften Abend. Die vier Münsteraner bieten ein schnelles, punkiges Spiel – eingehüllt in Patchouli-Rauch. Der Sound auf der großen Bühne des Skaters Palace ist allerdings äußerst veränderungsbedürftig. Der Gesang wird sozusagen aufgemampft vom drückenden Bass- und Gitarrenspiel, so kommt es mir jedenfalls vor. Dennoch birgt der lokale Opener einiges an Potential. So lange das Räucherstäbchen raucht, so lange spielten die Herren ihr Set unermüdlich durch.
Skate-Punk-Surfer
Wenn Schlagzeuger die eigentlichen Sänger sind, dann muss ja irgendeiner der Saiteninstrument-Spieler definitiv eine Show liefern, dementsprechend rauscht der Bassist Andy Dahlström der SATANIC SURFERS über die Bühne, als wäre er der Einzige, der die Menge zum Beben bringen könnte. Die fünf Schweden sind alte Hasen im Skate-Punk-Buisness, gegründet im Jahr 1989 und aufgelöst im Jahr 2007. Seit 2015 gibt es die Herren um Gründer Rodrigo Alfaro wieder in den Weiten des Punk-Rock-Himmels live und in Farbe zu sehen. Gerade erst letztes Jahr erschien "The Usurper EP (b/w Skate, Don't Care)". Eine rasante Show liefern die Skate-Punker da ab, als wäre die Zeit stehen geblieben in den 90er Jahren.
Die LAGWAGON-Bubble
Nach einer etwas längeren Umbauzeit erklimmen die kalifornischen Herren des Punk-Rocks die Bühne, kurz nach Ende des Intros von "The Suffering". Ein, für mich, großartiger Start in eine Show, die sich jeder wünscht, der in den 90ern mit LAGWAGON aufgewachsen ist.
Die neue Platte "Railer" ist eine Hommage an die Ursprünge von LAGWAGON und Skate-Punk in den 90er Jahren. Neben Songs wie "Weak", "Sick", "Making Friends", "Falling Apart" und "May16" und einigen neuen Songs wie "Bubble", "Surviving California" katapultieren Joey Cape und Co. uns in unsere und ihre Adoleszenz zurück. Ein Fest, bei dem nur noch das typische Skateboard-Klacken fehlte.
Was allerdings nicht fehlt, sind das obligatorische Crowdsurfing und Stagediving und natürlich genügend Bierduschen. In solchen Momenten vergisst man das Altwerden vollends. Man vergisst, dass man am Morgen danach die Kids aus dem Bett holt und den Rasen mähen muss, dass man am darauf folgenden Tag ins Büro fährt und seinem täglichen Trott nachgeht – aber zumindest mit der Erinnerung vor'm geistigen Auge an das gestrige Ausrasten.
Umso schöner ist es zu sehen und zu erleben, dass gerade Bands wie LAGWAGON und die SATANIC SURFERS es schaffen, uns auf ihre "alten" Tage aus dem Erwachsensein herauszureißen.