Und ja, verschrieben hat sich der Autor dieses Textes nicht. Die über 1.500 Besucher fassende Große Freiheit 36 ist an diesem Abend tatsächlich restlos ausverkauft. Der Umstand ist zwar nicht neu, die schiere Dimension allerdings schon – vor zwei Jahren spielten GLORYHAMMER noch im Stuttgarter clubCann. Damalige Besucherzahl: 350, ebenfalls ausverkauft. Ein Schelm, wer die steigende Beliebtheit des sogenannten "Schlager-Metals“ und das Zuschauerwachstum in Verbindung bringt. Platz 6 in den deutschen Charts mit dem neuen Album "Legends From Beyond The Galactic Terrorvortex“ spricht Bände.
Wind Rose & Nekrogoblikon
Die Ehre, die Tour offiziell zu eröffnen, fällt allerdings den italienischen Zwergenmetallern von WIND ROSE zu. Blöd nur, dass das Quartett eine halbe Stunde vor dem nominellen Konzertbeginn auf die Bretter muss – da sitzt der Autor noch in der Bahn. Und dank deren Verspätung – Grüße an dieser Stelle an Regio SH – fällt auch ein Großteil des Sets von NEKROGOBLIKON ins Wasser.
Wirklich schlimm ist das jedoch nicht, denn eine halbe Stunde der eigenwilligen Mischung aus Melo Death, Heavy Metal und Keyboard-Gedudel reicht vollkommen aus. Show und Musik wirken beliebig, das Gimmick eines über die Bühne springenden Goblins aufgesetzt und auch das Publikum scheint nicht so recht etwas mit den Kaliforniern anfangen zu können. Die schlechte Positionierung der Toiletten in der Großen Freiheit bietet jedoch genügend Möglichkeit, sich anderweitig zu beschäftigen – bei ausverkauftem Haus gleicht der Weg einer Tortur.
Gloryhammer
Pünktlich um halb neun fällt dann schließlich auch der Startschuss für GLORYHAMMER. Mit "The Siege Of Dunkeld (In Hoots We Trust)“ stürmen die Mannen um Kronprinz Angus McFife die Bühne und sicher auch einige Herzen. Denn die Euphorie, welche sich an diesem Abend im Publikum verbreitet, zählt auch im harmoniezentrierten Power-Metal-Geschäft nicht zum Alltag. Während das Quintett Hit um Hit zum Besten gibt, übertönt der lautstarke Publikumsgesang mehr als einmal die eigentliche Show.
Zu "Questlords Of Inverness, Ride To The Galactic Fortress!“ dürfen sich die Fans auch im Crowdsurfen beweisen. Einmal aus der ersten Reihe zur Bar und mit Bier zurück – der schnellste bekommt ein kostenloses Tour-T-Shirt. Da ist es fast eine Randnotiz, dass Fronter Thomas Winkler gerade in höheren Lagen nicht jeden Ton trifft. Die geballte Macht von "Hootsforce“, "Universe On Fire“ und "The Unicorn Invasion Of Dundee“ sorgt auch ohne handwerkliche Hochleistung für ausgedehnte Moshpits.
So unterstreichen GLORYHAMMER an diesem Abend ihr Potenzial, eine der ganz großen Bands im Genre werden zu können. Ja, die Musik ist kitschig und ja, es wirkt mitunter befremdlich, wenn 1.500 erwachsene Menschen während einer "Krönungszeremonie“ lautstark "Hoots!“ rufen. Verübeln kann man es bei dieser sympathischen Band jedoch niemandem. Und so erwischt sich schließlich auch der Autor dabei, mitgerissen von der allgemeinen Stimmung, seine eigene Stimme zu vernehmen: „Hail To Hoots!“