Geschrieben von Matthias R Donnerstag, 07 Juni 2007 14:54
Killswitch Engage, As I Lay Dying & Sanctity – Stuttgart / LKA Longhorn
04.06.2007 - Nach ihren beiden Festival-Auftritten beim Lieberberg'schen Doppelpack Rock am Ring/Rock im Park am Wochenende machten sich KILLSWITCH ENGAGE nun endlich zu ihrer großen "Nachhol-Tour" durch Europa auf. Die Entschädigung für all die Anfang des Jahres ausgefallenen Gigs, als Gitarrist Adam D. sich einmal mehr schwer verletzt hatte (Bandscheibenvorfall). Die Tour wurde damals mit Ersatzgitarrist Peter Wichers (Ex-SOILWORK) fortgesetzt. Seinen Part hat zu Beginn der Festival-Saison Pat Lachman (Ex-DAMAGEPLAN) übernommen, da Adams Gesundheitszustand wohl immer noch nicht stabil genug und das Risko einer erneuten Verletzung zu groß ist. Das nicht ganz ausverkaufte Konzert in Stuttgart stellte den Auftakt der "Nachhol-Tour" dar, es folgen noch diverse Shows in Großbritannien und Frankreich, bevor es dann Ende Juni wieder zurück in die USA geht.
Pünktlich um 20:00 Uhr betrat der neueste Spross der Roadrunner-Familie die Bühne: SANCTITY aus Asheville (North Carolina, USA), die sich im Stuttgarter LKA schon fast heimisch fühlen dürften. Denn erst drei Wochen zuvor durften sie dort bereits als Support-Act für TRIVIUM und ANNIHILATOR ihr Bestes geben. Und das war wohl so vielversprechend, dass man sie kurzerhand auch noch als Support für ihre anderen Roadrunner-Kollegen KILLSWITCH ENGAGE angeheuert hat.
Mit ihrem kompromisslosen und zum Headbangen einladenden Thrash Metal konnten sie den Erwartungen durchaus gerecht werden. Der Stil, vor allem der des Sängers, erinnerte mich etwas an MACHINE HEAD, wenn auch noch nicht derart ausgefeilt. Aber das darf man von einer Truppe, die noch am Anfang ihrer Karriere steht, auch nicht erwarten. Immerhin haben sie gerade erst ihr Debütalbum "Road to Bloodshed" veröffentlicht. Eine große Auswahl der darauf befindlichen Stücke konnten SANCTITY in ihrem eine knappe halbe Stunde dauernden Auftritt dem Publikum präsentieren, das sichtlich angetan war. Es gab viel Applaus, wenn sich die Menge sonst auch noch etwas zurückhielt. Vermutlich wollte man sich die Kräfte für die kommenden beiden Acts aufsparen. Dennoch ein beachtlicher Auftritt der ersten Support-Band. Weiter so Jungs, dann ist euch eine erfolgreiche Zukunft unter den Fittichen von Roadrunner fast schon sicher.
Die zweite Band des Abends muss an dieser Stelle wohl kaum mehr näher vorgestellt werden, sie ist jedem eingefleischten Metalcore-Anhänger ein Begriff. Es handelte sich um AS I LAY DYING aus San Diego (Kalifornien, USA), für viele der Inbegriff des Metalcore. Großes Kino also bereits unter den Vorgruppen.
Um kurz vor 21:00 Uhr begann ihr Auftritt vor einer nun schon sehr viel bewegungsfreudigeren Crowd. Man hätte fast meinen können, es handelt sich bereits um den Hauptact des Abends. Für manch einen Konzertgänger könnte dies wohl sogar der Fall gewesen sein, schließlich waren einige Zuschauer in einem AS I LAY DYING-Shirt erschienen. Die Band legte von Beginn an mit einem atemberaubenden Tempo los. "Keine Experimente" lautete das Motto des Abends, sondern immer feste auf die Zwölf. Deswegen entschied man sich auch dazu, auf altbewährte Songs zu setzen, anstatt den einen oder anderen neuen zu präsentieren. Immerhin steht im Herbst die Veröffentlichung ihres neuen Albums "An Ocean Between Us" an, dessen Aufnahmen die Band erst kurz vor Beginn der aktuellen Tour abgeschlossen hat. Man hätte also durchaus neues Material zu Verfügung gehabt.
Stattdessen folgte ein Mix der größten Hits ihrer beiden Metal Blade-Alben "Frail Words Collapse" und "Shadows Are Security". Angefangen von "94 Hours" und "Distance Is Darkness" vom 2003er-Album über "Through Struggle" und "The Darkest Nights" von dessen Nachfolger war alles dabei, was Rang und Namen hat. Der Pit wurde für den abendlichen Hauptact schon mal mächtig gut vorgewärmt. Nach einer weiteren guten halben Stunde war auch der zweite Support-Act bzw. der erste Haupt-Act vorbei, je nachdem wie man es eben sehen will. Die Headliner waren an der Reihe.
Nach einer sehr ausgiebigen Umbaupause, begründet durch Mikrofonprobleme am Schlagzeug, ging es dann endlich gegen 22:00 Uhr los. Gitarrist Joel Stroetzel konnte man bereits vorher im etwas erhöhten VIP-Raum erkennen, wie er mit anderen Leuten im Gespräch vertieft war. Das Licht wurde abgedunkelt und zum Intro von "Daylight Dies", dem Titeltrack des aktuellen KILLSIWTCH ENGAGE-Albums, betrat die Band die Bühne. Drummer Justin Foley, dessen Vollbart mittlerweile eine sehr stattliche Länge erreicht hat, nahm seinen Platz am Schlagzeug ein, während der Rest (mit Ausnahme von Sänger Howard Jones) sich die Gitarren umschnallte, und schon ging es los.
Ersatzmann Pat Lachman fügte sich gut ins Bandgefüge ein, heizte die Menge an und vertrat den verletzten Adam D. würdig. Nach dem schon grandiosen Opener folgten weiterhin viele Stücke, wie beispielsweise "Take This Oath", "Life To Lifeless" oder "My Curse", die auch bereits Anfang des Jahres zu hören waren, wenn auch in einer etwas anderen Reihenfolge. Doch auch so manches besondere Schmankerl haben sich die Jungs aus Westfield (Massachusetts, USA) einfallen lassen. So gab es an dem Abend auch das Stück "This Fire Burns" zu hören, das auf keinem ihrer Alben vertreten ist, sondern nur auf einem Sampler einer US-Wrestling-Organisation. Ich persönlich hätte zwar viel lieber einmal das DIO-Cover "Holy Diver" live gehört, aber vielleicht ergibt sich das ja beim nächsten mal. Die Band gab jedenfalls erneut alles, um ihren Fans das Gefühl zu vermitteln, ein Teil von ihnen zu sein. Sänger Howard Jones kam sogar für ein Lied von der Bühne herunter, bestieg die Absperrung und ließ sich von den Fans in den vorderen Reihen stützen. Wer möchte denn nicht einmal einem seiner Idole zum Greifen nah sein. Überhaupt wirkte Howard an diesem Abend deutlich befreiter als noch im Winter, vermutlich saß da der Schock über Adams Verletzung noch zu tief. Er bedankte sich außerdem noch beim Publikum für das zahlreiche Kommen, nachdem sie das Konzert in Stuttgart anfang des Jahres absagen mussten. Bitteschön, haben wir doch gern gemacht! Immerhin werden wir angemessen entschädigt.
Ein weiteres persönliches Highlight war der Song "Numbered Days" vom 2002er-Album "Alive Or Just Breathing", den es leider auch nur recht selten live zu hören gibt. Es folgten noch "Rose Of Sharyn", zu dem wieder einmal zum obligatorischen Circle Pit aufgerufen wurde, was die Fans nur allzu gerne in die Tat umsetzten, und "A Bid Farewell" vom 2004er-Album "The End Of Heartache", sowie dessen Titeltrack. Nach einer guten Stunde neigte sich der offizielle Teil des Auftritts dem Ende zu, und die Band verschwand im VIP-Raum, um kurze Zeit später für eine Zugabe wieder zu erscheinen. Diese war einmal mehr "My Last Serenade", das aus der Riege ihrer größten Hits natürlich noch gefehlt hatte. Nach eineinviertel Stunden war dann aber endgültig Schluss, es wurden noch einige Plektren, Schlagzeugschlegel und Wasserflaschen ins Publikum geworfen und dann verschwanden die Jungs.
Alles in allem war es wirklich ein angemessenes Nachhol-Konzert für den ausgefallenen Termin im Januar. Die Band gab sich sichtlich Mühe, den Fans etwas zu bieten und spielte nicht einfach nur ihre Setliste herunter. Auch die deutlich längere Spielzeit als bei den Konzerten im Januar ist mir positiv aufgefallen. Dass Gitarrist Adam D. erst wieder bei den Auftritten Ende Juni in den USA mitmischen wird, war zwar schade, aber angesichts seines Gesundheitszustandes verständlich. Bleibt mir nur noch, ihm für die Zukunft das Allerbeste zu wünschen, damit die europäischen Fans bei der nächsten Tour nicht schon wieder auf ihn verzichten müssen.
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