Wolves In The Throne Room
Der Opener an diesem sehr nordischen Abend waren WOLVES IN THE THRONE ROOM aus Olympia, Washington. In einer Kommune als Selbstversorger lebend, widmet sich das Quartett dort gänzlich seiner Musik und dem Farmleben. Hinter einer Wand aus Nebel und an den Mikrofronständern befestigten Schilden machten sie auf der Bühne einen ebenso abgeschotteten Eindruck.
Gesehen hat man durch das kaum vorhandene Licht von den Amerikanern auch nicht viel, gehört jedoch umso mehr. Auch wenn das Meiste klanglich eher derb und wütend war, konnte die Musik durchaus mitreißen. Für einen Fan eher melodischer Klänge zwar eher weniger einladend, wenn auch nicht minder ergreifend.
Intensiviert wurde diese brachiale Atmosphäre durch sehr lange Kompositionen, denen es zeitweise aber leider an Struktur fehlt. Nach 45 Minuten und vier bis fünf Songs war es auch schon wieder vorbei und die vier Amerikaner verließen beinahe grußlos die Bühne. Das Publikum blieb teilweise sichtlich verwirrt, teilweise ergriffen und berührt zurück.
Wie man WOLVES IN THE THRONE ROOM auch beschreiben mag, faszinierend trifft es wohl am besten.
Amorphis
Eine halbe Stunde Umbauzeit später betrat der erste Headliner die Bühne, AMORPHIS. Die Finnen begannen ihr Set mit ihrem für die „Queen of Time Tour“ charakteristischen Opener „The Bee“ von ihrem letzten Album. Das Publikum empfing die Band mit tosendem Applaus und die Energie, die bereits beim Intro spürbar war, ließ auch das restliche Set über nicht nach.
Passend zum 30-jährigen Bandjubiläum brachte das Sextett ein Potpourri aus seiner Bandgeschichte mit, was sowohl bei den neuen als auch den eingefleischten AMORPHIS-Fans sichtlich Anklang fand. Während des gut 70-minütigen Sets nahm die Band ihre Fans mit auf eine Reise in die Wälder und Seen Finnlands.
Zwischen Klassikern von „Tales from the Thousand Lakes“ und „The Karelian Isthmus“, sowie Songs der beiden letzten Scheiben „Under the Red Cloud“ und „Queen of Time“, gingen AMORPHIS natürlich auch nicht ohne einige ihrer wohl beliebtesten Stücke wie „House of Sleep“ und „Silver Bride“ von der Bühne.
Zu ausladenden Mosh-Pits kam es zwar in der gut gefüllten TonHalle nicht, jedoch wurde die von der Bühne ausgestrahlte Energie in Form von fliegenden Haaren und dauerhaft erhobenen Händen und Pommesgabeln vom Publikum reflektiert. Der beinahe makellose Sound und die wie gewohnt perfekt abgestimmte Bühnenperformance der sechs gut gelaunten Finnen machte den wohl melodischsten Teil des Abends trotz leider etwas kurzem Set schwer zu übertreffen.
Dimmu Borgir
Pünktlich um 21:45 Uhr begann dann der zweite große Programmpunkt des Abends. Aus einer lila beleuchteten Nebelwand heraus betraten DIMMU BORGIR die Bühne, die Gesichter der Norweger blieben während der ersten zwei Songs von Kapuzen verschleiert.
Das Sextett begann sein ebenfalls gut 70 Minuten langes Set zunächst mit zwei Songs des letzten Albums „Eonian“. Gewohnt durchchoreografiert, jedoch niemals unnatürlich durchkämmten DIMMU BORGIR während Auftritts blockweise nahezu ihr komplettes Repertoire seit dem 1997 erschienenen Album „Enthrone Darkness Triumphant“. Besonderes Augenmerk bei sowohl der Songauswahl als auch bei Licht- und Bühnenshow lag natürlich auf „Eonian“.
Wie auch bei AMORPHIS bestand die Publikumsbeteiligung vornämlich aus fliegenden Haaren und erhobenen Fäusten, wobei die Mehrheit doch eher gebannt die Bühne im Blick behielt und schon fast ehrfürchtig den Musikern Respekt zollte. Dies soll aber nicht heißen, dass sich die Stimmung während der Show nicht auf dem absoluten Höhepunkt des Abends befand.
Trotz der teilweise sehr gewaltigen und epischen Inszenierung sah man DIMMU BORGIR an, dass sie bei aller Ernsthaftigkeit Spaß daran haben, auf der Bühne zu stehen. Sowohl dem auf seine ganz eigene Weise charismatischen Fronter Shagrath, als auch den fünf Musikern um ihn herum, vor allem aber seinen beiden Meistern der sechs Saiten, entglitt hier und da ein kleines (oder auch manchmal größeres) Lächeln, was natürlich dem beobachtenden Publikum nicht entging.
Als wäre die sich stetig intensivierende Atmosphäre nicht schon bei „Progenies of the Great Apocalypse“ zur beinahen Vollendung getrieben worden, setzten die Norweger zum Schluss nochmal eins drauf und feuerten ihr monumentales „Mourning Palace“ auf das zu diesem Zeitpunkt schon ein wenig ermüdete Publikum, welches dann nochmal alles aus sich herausholte und die TonHalle von vorne bis hinten zum Kochen brachte.
So endete dieser fulminante Abend gegen etwa 23:00 Uhr mit vielen glücklichen Gesichtern. Denn egal, für welche Band man vor Ort war, am Ende kam jeder auf seine Kosten und die Fans beider Headliner sogar mehr als doppelt.