Geschrieben von Donnerstag, 07 Juli 2022 10:00

Konzertbericht von SEEYOUSPACECOWBOY live in Köln

SEEYOUSPACECOWBOY SEEYOUSPACECOWBOY Photo Credit: Thompson Lengerke

Montag, 27. Juni – für alle der Start in eine neue Woche, für das US-Amerikanische Quintett SEEYOUSPACECOWBOY ist dies jedoch ein ganz besonderer Tag. Neben der ersten Rückkehr der Gruppe nach Köln seit Pandemiebeginn handelt es sich um eine der letzten Shows ihrer ersten Headline-Tour durch Europa. Mit Unterstützung von GRAPHIC NATURE, CAULDRON und BAD ASSUMPTION sorgt die Band für einen energiegeladenen Abend, an dem weder die Unterhaltung noch politische Ansagen zu kurz kommen.

Musik mit Message – BAD ASSUMPTION

Den Anfang machen BAD ASSUMPTION aus Münster mit einer frischen Brise Melodic Hardcore. Die drei Bandmitglieder wechseln sich im Gesang ab, während die Musik konstant energisch voranprescht und die Zuschauer:innen aufweckt. Zwischen den Liedern spricht die Gruppe immer wieder politische Probleme an und schafft eine sichere Atmosphäre für alle Mitglieder der Zuschauerschaft.

Die Statements wirken nicht wie leere Plattitüden und kommen von Herzen, was man daran merkt, wie viel Zeit sich die Gruppe dafür nimmt. Vor, während und nach der Show weisen sie auf unterschiedliche Probleme hin und machen auf Zartbitter e.V. aufmerksam, eine Präventions- und Informationsquelle gegen sexuellen Missbrauch von Jugendlichen. Die Band nutzt sogar ein Interlude, um ein politisches Statement zu setzen.

Die politischen Statements gehen jedoch nicht auf Kosten der Unterhaltung und BAD ASSUMPTION stimmen die Crowd mit ihrem energetischen Sound für den Rest des Abends ein. Dabei lassen sie ihr während der Ansagen zwischendurch genug Zeit, um zu verschnaufen, wodurch die Zeit wie im Flug vergeht.

CAULDRON: Die womöglich härteste Band des Abends

Anschließend machen CAULDRON dort weiter, wo BAD ASSUMPTION aufgehört haben. Die Metalcore-Band aus dem britischen Birmingham stimmt schon während des Soundchecks auf ihr Set ein: Hier ist bereits das Riff zu BULLET FOR MY VALENTINEs "Tears Don't Fall" zu hören. Die tiefer im Hardcore verwurzelte Gruppe spielt brachialen Metalcore mit metallischen und melodischen Riffs, die Hardcore-Kids und Metalheads zum Moshen und Headbangen einladen.

Zu Beginn des ersten Songs öffnet sich der Pit und die über die Pandemie hinweg angestaute Energie so mancher Zuschauer:innen kommt zur Entladung. Die extrem starken und einschneidenen Vocals des Leadsängers sind konsistent und erinnern an das alte Material von BRING ME THE HORIZON, klingen jedoch etwas sauberer. Aus den Shouts, den harten Moshparts und ein paar melodischen Riffs ergibt sich eine explosive Mischung geballter Energie und spätestens jetzt sind alle Anwesenden wach und aktiv. Auch diese Show ist sehr kurzweilig und endet nach gefühlt fünf Minuten, im positiven Sinne.

GRAPHIC NATURE bringen Nu Metal zurück

Nach zwei energiegeladenen Shows müssen die Londoner GRAPHIC NATURE nachlegen, um nicht neben den starken bisherigen Acts und Headliner SEEYOUSPACECOWBOY unterzugehen – was ihnen gelingt. Nach einem atmosphärischen Intro steigt das Quintett wuchtig in seine Show ein und mischt die Atmosphäre von Nu Metal mit hartem und kantigem Metalcore, vergleichbar mit ALPHA WOLF.

Harte Moshtracks mit nervenaufreibenden Riffs wechseln sich mit Hip-Hop-artigen Interludes ab und versetzten die Zuschauerschaft in die frühen 2000er zurück, wobei der altbekannte Sound in ein neues Gewandt verpackt wird und frischen Wind mit sich bringt.

Der Leadsänger hat eine starke Bühnenpräsenz und stiehlt dem Rest der Band etwas die Show, insbesondere gegen Ende des Auftritts, als er kathartisch ins Mikrofon kreischt und wimmert. Insgesamt spiegeln die Performance und der Look der Band passend, was sie tun und versetzen die Zuschauer:innen in die Zeit des Nu Metal zurück. Die Atmosphäre, die dadurch entsteht, erzeugt bisweilen das Gefühl, in ein Musikvideo von KORN gesogen worden zu sein.

Dank der Animation durch den Frontmann füllt sich der Raum vor der Bühne zunehmend und mehr und mehr Gäste tanzen zur Musik – die Stimmung heizt sich konstant auf und die Menge ist schließlich bereit für den letzten Act des Abends.

SEEYOUSPACECOWBOY

Nach einem sehr kurzen Soundcheck starten die Headliner sofort in ein schnelllebiges Set. Neben älteren Songs, die von Math- und Grindcore dominiert werden, spielt das "Sasscore"-Quintett hauptsächlich Lieder seines jüngsten Albums "The Romance Of Affliction", wobei die Übergänge zwischen alten und neuen Songs sehr fließend verlaufen und sich in ein stimmungsvolles großes Ganzes fügen. Doch auch das zweite, metalcore-lastigere Album der Band wird nicht vernachlässigt und die Songs laden zu Singalongs ein, die während dieser Show bei weitem nicht rar gesäht sind.

Beinahe durchgängig erhält Sängerin Connie Sgarbossa Unterstützung durch die Menge und teilt mit ihr sowohl Mikrofon als auch Katharsis, wenn sie gemeinsam mit Zuschauer:innen in ein Mikrofon schreit. Ihre Vocals sind sehr einschneidend und kommen insbesondere im Opener zum neuen Album "Life As A Soap Opera Plot" zur Geltung, welcher allein mit ihrem Gesang öffnet, bevor die Instrumente einsetzen.

Die Performance der Band ist durchweg solide und insbesonders im Live-Setting werden die Stärken der Gruppe deutlich. So laufen nicht nur die Übergänge zwischen den verschiedenen Album-Epochen fließend, sondern das Set bietet auch eine bunte Mischung aus aggressiven und harten Songs, die zum Tanzen aufrufen, melodischeren Tracks mit Singalong-Abschnitten wie "With High Hopes And Clipped Wings" oder "Misinterpreting Constellations" und flamboyanten Sass-Songs wie "Anything To Take Me Anywhere But Here". Hier gehen SEEYOUSPACECOWBOY von Mathcore mit Grind-Elementen zu einem Indie-Outro über, das die Menge förmlich zum Tanzen oder Singen auffordert.

Nach einem energiegeladenen Auftritt mit konstanten Singalongs und vollgepacktem Pit beendet das Quintett sein Set schließlich mit einer Zugabe in Form eines letzten alten Songs und bietet dem Abend einen krönenden Abschluss.

See you again, Spacecowboy

Im Zuge ihrer ersten Healiner-Shows in Deutschland überzeugen die Amerikaner:innen um SEEYOUSPACECOWBOY mit einer soliden Performance und Bühnenpräsenz. Fans von Metalcore mit 2000er Anleihen à la SANCTION und RENOUNCED sollten die Band definitiv bei Gelegenheit live sehen. Die nächste Chance dazu gibt es im Herbst, wenn sie THE AMITY AFFLICTION und COUNTERPARTS auf ihrer EU-Tour unterstützen.

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Homepage von SEEYOUSPACECOWBOY

Marcel

Stile: Post-Hardcore, Metalcore, Mathcore, Hardcore, ein wenig Grindcore und Nu Metal

Bands: Enter Shikari, Letlive, Fever 333, Glassjaw, Vein, SeeYouSpaceCowboy, Sharptooth