Letztere machen den Anfang und haben mich tatsächlich eiskalt erwischt. Mir bis dato völlig unbekannt – dabei existiert die Band bereits seit 2010 – haben sie letztes Jahr ihr erstes Album veröffentlicht undwerden nun rege von Century Media gepusht.
Zu Recht, denn wie eine fucking Dampfwalze mähen LORNA SHORE durch ihr Set und entfachen bereits die ersten Circle- und Moshpits. Musikalisch unfassbar brachial und episch, fühlt und hört sich das Ganze an wie eine Mischung aus skandinavischem Black Metal und atmosphärischem amerikanischem Deathcore.
Bassist Michael springt momentan übrigens für Drummer Austin ein, der aufgrund eines Bandscheibenvorfalls ausfällt. Dies tut der mächtigen Soundkulisse kaum einen Abbruch und Michael macht eine unfassbar gute Figur hinter den Drums. Nach einer kurzweiligen halben Stunde, in welcher kaum ein Stein auf den anderen gelassen wird, schaffen Lorna Shore Platz für
WHILE SHE SLEEPS
Diese greifen das vorgelegte Tempo spielend auf und starten ohne Umschweife mit “Sleep Society”. Die Halle tobt vom ersten Ton an und gibt ordentlich Gas. Mosh- und Circlepits wechseln sich ab, während Loz über die Bühne wirbelt und die bereits feiernde Menge weiter anheizt. Die Truppe fegt von einem Brecher zum nächsten, ohne auch nur den Hauch einer Verschnaufpause aufkommen zu lassen, und zieht die ersten Crowdsurder an Land.
Im sportlichen Akkord werden die letzten drei Alben umrissen und es wird abwechselnd mitgeklatscht, gesungen, gehüpft, gesurft und gemosht – oder auch alles gleichzeitig. Zwischendurch hält es Loz nicht mehr auf der Bühne und er stürzt sich mehrmals mitten ins Chaos und nimmt ein Bad in der Menge. Zum krönenden Abschluss gehen zu “Systematic” alle in Hocke, um schließlich in einem großen hüpfenden Moshpit zu versinken.
Nach zwei exzellenten Vorbands geht es nun um die Band des Abends:
PARKWAY DRIVE
Nach kurzer Umbaupause ertönt das Intro und Fackelträger bahnen sich den Weg auf die in Nebel gehüllten Bretter. “Glitch” ertönt und nach einem lauten Knall springt Winston aus der Bühne und zieht die hungrige Meute spielend in seinen Bann.
Meterhohe Pyro-Fontänen schießen aus allen Ecken in die Luft und knüpfen an die vergangenen Bühnenshows an. Nach ein paar begrüßenden Worten Winstons geht es weiter mit “Prey” und “Carrion”, welche zahlreiche Crowdsurfer auf den Weg bringen. “Vice Grip” sorgt dann für den ersten Gänsehautmoment, während die Menge lauthals mitgrölt.
“Ground Zero” vom neuen Album mag nicht so recht ins Set passen, da durch die ruhige Spieluhr im Intro Energie und Tempo aus der Show genommen werden. Kaum ist das Publikum wieder auf Trab, treten PARKWAY DRIVE erneut auf die Bremse mit “Cemetry Bloom” – welches sehr atmosphärisch daherkommt, jedoch zum völlig falschen Zeitpunkt im Set. Wir klatschen dennoch im Takt mit und genießen die einkehrende Ruhe.
Dafür legen die Herren direkt “The Void” zum Feiern und “Karma” für eine gepflegte Runde im Circlepit nach. “The Greatest Fear” beginnt ebenfalls mit einem epischen Intro und nimmt erneut das gerade gewonnene Tempo aus der Show. Musikalisch eher Heavy Metal und weniger Metalcore, aber dennoch brachial wie eine Abrissbirne.
Nach einer dramatischen Pause ohne Licht und Sound werden wir von einem Streichquartett eingefangen und Casper steht mit Winston auf der Bühne, um "Schattenboxen" zu performen. Caspers abgefuckte Stimme passt hier natürlich wie die Faust aufs Auge und der bekennende Metalnerd wird begeistert vom Publikum empfangen.
“Nothing else …”, ähm “Darker Still” darf als neue Arena-Hymne natürlich nicht im Set fehlen und so wird erneut der Fuß vom Gas genommen und Feuerzeuge werden in die Luft gestreckt. Fans liegen sich in den Armen und singen lauthals mit, für diese Momente wurde der Song geschrieben und er funktioniert.
“Bottom Feeder” sorgt im Anschluss für einen ordentlichen Kontrast, Pyros fliegen durch die Luft und der Bereich vor der Bühne verwandelt sich wieder in einen endlosen Moshpit.
Die Bühne wird in ein Flammenmeer getaucht und “Crushed” stampft sich brachial und träge wie eine Herde Elefanten bis ins Rückenmark. Den krönenden Abschluss macht selbstverständlich “Wild Eyes” mit lautem Gegröle und tobendem Moshpit.
PARKWAY DRIVE sorgen weiterhin für eine unvergessliche Show und verbrennen förmlich einen Großteil der Einnahmen am selben Abend, doch “Darker Still” mag sich noch nicht so recht ins Set einfügen. In zu vielen Momenten wird sehr abrupt Stimmung und Tempo aus der Show genommen – vor allem im Vergleich zu den abgelieferten Shows vom WHILE SHE SLEEPS und LORNA SHORE. Das ist sehr schade, da die Truppe hierdurch unfassbar viel Potenzial verspielt und es sicherlich bessere Wege gibt, den mit den letzten Alben eingeschlagenen Weg weiterzugehen, ohne ständig auf die Bremse zu treten.