Man sollte meinen, am Abend vor einem Feiertag würden Konzertlocations aus allen Nähten platzen. Im Speziellen, wenn sich vier Bands wie ELUVEITIE, AMORPHIS, DARK TRANQUILLITY und NAILED TO OBSCURITY angekündigt haben. Doch schon auf dem Weg zum Wiener Gasometer sind wenige Metalheads unterwegs. Angekommen um 17:30 Uhr verändert sich das Bild innerhalb der Location kaum und selbst 10 Minuten vor Konzertbeginn sind kaum die ersten beiden Reihen gefüllt.
Nailed To Obscurity
Die Uhr schlägt 18 Uhr und die norddeutschen Melodic-Death-Metaller NAILED TO OBSCURITY betreten die Bühne. Schaut man sich in der Halle um, ist diese immerhin knapp zur Hälfte gefüllt. Aus den Lautsprechern ertönt nun der Titeltrack ihres aktuellen Albums „Black Forest“ (VÖ 2019).
Die sehr atmosphärische Stimmung wird immer mal wieder durch die hereinkommenden Konzertbesucher:innen aufgebrochen, das tut der Beliebtheit der Vorband jedoch keinen Abbruch. Nach fünf Songs und einer halben Stunde Spielzeit, die noch durch den quasi brandneuen Song „Clouded Frame“ ergänzt wird, verabschiedet sich das Quintett von der Bühne. Natürlich nicht, ohne sich vorher noch bei den anderen drei Bands bedankt zu haben.
Dark Tranquillity
Nach einer kurzen Umbaupause betreten die Göteborger Melodic-Death-Metal-Urgesteine DARK TRANQUILLITY die Bühne und die mittlerweile sehr gut gefüllte Halle beginnt förmlich zu toben. Die Formation um Sänger Mikael Stanne beginnt ihr Set mit „Identical To None“, einem Song des aktuellen Albums „Moment“ (VÖ 2020). Die Schweden haben die Halle komplett unter Kontrolle und zwischen fliegenden Haaren bilden sich einzelne kleine Moshpits.
Statt eines Backdrops haben DARK TRANQUILLITY einen LED-Bildschirm hinter sich, auf dem zum Song passende Visuals, Text oder das passende Musikvideo laufen. Die Energie der sechs Schweden auf der Bühne ist unvergleichlich und steckt das Publikum mit jedem Song immer weiter an. Auch das Set kann sich sehen lassen, denn neben neuen Songs von „Moment“ graben DARK TRANQUILLITY auch alte Klassiker und wenig gespielte Titel aus. Unter anderem einen persönlichen Favoriten des Frontmans, den Song „Hours Passed In Exile“, welchen die Band laut eigener Aussage seit 2005 nicht mehr gespielt und extra für die Tour wieder herausgeholt hat.
Natürlich fehlen auch Klassiker wie „Atoma“, „Lost To Apathy“ und „Misery’s Crown“ nicht. Bei letzterem, den DARK TRANQUILLITY traditionsgemäß zum Schluss spielen, ist das Publikum nicht mehr zu bremsen und lässt noch einmal alles raus. Mit einem abschließenden Dank an die anderen Bands, Fans und Veranstalter verabschieden sich die strahlenden Musiker von der Bühne – und wer vorher noch kein DARK TRANQUILLITY Fan war, ist es spätestens jetzt.
Amorphis
Um 19:55 Uhr, fast zur perfekten Prime Time, ist es Zeit für den ersten Headliner des Abends: AMOPRHIS. Die Finnen starten ihr 75-minütiges Set mit zwei brandneuen Songs vom aktuellen Album „Halo“ (VÖ 2022), die, mit schnell wechselnden roten und blauen Blinklichtern versehen, beim Publikum so gut ankommen wie die alten Klassiker.
Von den 12 Songs, die AMOPRHIS an diesem Abend zum Besten geben werden, stammen insgesamt vier vom vorher genannten Album. Die restlichen nehmen das Publikum mit auf eine musikalische Reise durch sechs Alben bis hin zum zweiten AMOPRHIS-Album „Tales From The Thousand Lakes“ (VÖ 1994).
Während die Band auf der Bühne sichtlich Spaß dabei hat, vor einem nun fast vollständig gefüllten Gasometer zu performen, steht auch das Publikum nicht still: Überall sind erhobene Arme und fliegende Haare zu sehen sowie – übrigens das gesamte Konzert durch – „Hey, Hey“-Rufe und begeistertes Klatschen zu hören. Die Finnen begeistern die Wiener Fans so sehr, dass auch nach dem letzten Song, traditionell „House Of Sleep“, noch „one more song“ gefordert wird. Dieser Wunsch bleibt aber leider unerfüllt.
Vorher wird sich natürlich ebenfalls bei den mitstreitenden Bands mit „This is such a great package of metal, right?“ bedankt und die Finnen verlassen diesmal leider nicht zum passenden ELÄKELÄISET-Song die Bühne.
Eluveitie
Nach einer letzten Umbaupause wird es nun voll auf der Bühne. Die neun Musiker:innen von ELUVEITIE beginnen ihr Set mit ihrer neuesten Single „Exile Of The Gods“. Nach dieser Einleitung begrüßt Frontmann Christian „Chrigel“ Glatzmann das Publikum mit den Worten: „Wir sind froh, dass der gefühlte Drei-Jahre-Mist endlich vorbei ist und wir endlich wieder spielen können.“
Bei den vielen Musikern auf der Bühne liegt der Fokus abwechselnd auf Sängerin Fabienne Erni, Frontmann Chrigel und den verschiedenen Instrumentalist:innen, die alle ihr absolut Bestes auf ihren Instrumenten geben. Während die meisten Songs des Sets vom aktuellen Album „Antegnatos“ (VÖ 2019) stammen, lassen es sich auch die Schweizer nicht nehmen, einige Fan-Favoriten von älteren Alben zum Besten zu geben: Bis auf „Luxtos“ sind alle in ELUVEITIEs Spotify Top-10 zu finden. Dementsprechend ekstatisch und vor allem laut ist auch das Publikum.
Zum Ende des Sets gibt es noch einen besonderen Song zu hören, „De Ruef Vo De Bärge“. Es handelt sich hierbei um den Erfolgssong "Call Of The Mountains", jedoch in Schweizerdeutsch gesungen. Doch natürlich lassen die Fans ELUVEITIE nicht so ohne Weiteres gehen und fordern noch eine (oder mehrere) Zugaben ein. Natürlich kommen ELUVEITIE diesem Wunsch nach und spielen noch drei Zugaben, von denen „Inis Mona“ das große Finale bestreitet. Dazu holt Multiinstrumentalist Matteo Sisti sogar zum ersten und einzigen Mal einen Dudelsack heraus.
Nach fast 90 Minuten verabschieden sich die Musiker:innen zum letzten Mal von der Bühne und vom Publikum. Ein großartiges Finale eines großartigen Abends!