Dass eine oder mehrere Bands sich großer Beliebtheit erweisen, ist oft schon vor dem eigentlichen Konzert ersichtlich. Wer an diesem Tag die Arena Wien zum Ziel hat, wird trotz der relativ frühen Stunde zunächst von einer langen Schlange am Einlass begrüßt. Hat man es dann in die volle Halle geschafft, erblickt man, kaum überraschend, eine Vielzahl von ALESTORM- und GLORYHAMMER-T-Shirts und die zugehörigen Träger, welche sich gegenseitig zu den Motiven der Shirts Komplimente machen.
Rumahoy
Eröffnet wird der Abend von der selbsternannten „World's Second Best True Scottish Pirate Metal Band“, RUMAHOY aus den USA. Die vier mit Skimasken vermummten Musiker um Sänger Captain Yarrface beginnen ihr Set mit „Cowboys Of The Sea“ vom aktuellen Album „Time II: Party“. Die vorderen Reihen, mit reichlich Requisiten ausgestattet, machen Stimmung für die ganze Halle.
Während die hinteren Reihen RUMAHOY mit distanzierter Skepsis beobachten, lassen sich Captain Yarrface und Co. nicht beirren und spielen einen Party-Hit nach dem anderen, inklusive der neuesten Single „Not Looking For Love“. Kurz vor Schluss des kurzen Sets stolpert bei „Forest Party“ plötzlich ein Roboter auf die Bühne, was Sänger Captain Yarrface mit einem „He’s enjoying himself, don’t worry!” kommentiert. Nach 30 Minuten ist die Piratenparty vorbei und RUMAHOY räumen das Feld für WIND ROSE.
Wind Rose
Spätestens nach ihrem viralen Cover des YouTube-Hits „Diggy Diggy Hole“ (Original von THE YOGSCAST) sind die italienischen Power-Metaller WIND ROSE in aller Munde. Das Quintett, welches sich thematisch von den Zwergen aus J.R.R. Tolkiens „Der Herr der Ringe“ inspirieren lässt, beginnt sein 40-minütiges Set mit „Army Of Stone“ aus dem aktuellen Album „Warfront“. Die Stimmung während der sechs Songs, von denen drei vom genannten aktuellen und drei vom Vorgänger „Wintersaga“ stammen, ist bereits von Minute eins an auf dem absoluten Höhepunkt.
Sänger Francesco Cavalieri macht mehrmals deutlich, wie froh WIND ROSE sind, nach drei Jahren endlich wieder touren zu können. Und wer die Musiker auf der Bühne beobachtet, sieht auf den ersten Blick, wie viel Spaß das Quintett dabei hat, seine Musik vor ausverkauftem Haus zu spielen. Natürlich darf auch zum Schluss des Sets oben genannter Hit „Diggy Diggy Hole“ nicht fehlen und schon nach den ersten Tönen füllt Fangesang die Arena und bis in die hintersten Reihen erklingt der Refrain.
Wer schon einmal einen Auftritt von WIND ROSE gesehen hat, weiß, was jetzt kommt. Wer nicht, wird ziemlich überrascht sein, als auf einmal nochmals das Intro von „Diggy Diggy Hole“ erklingt und dann schnell in einen Dance-Remix des Songs übergeht, bei dem niemand, nicht mal die Musiker, noch stillhalten kann. Mit glücklichen Gesichtern gehen WIND ROSE von der Bühne – natürlich nicht, ohne sich noch einmal bei ihren Fans und den anderen Bands zu bedanken.
Gloryhammer
Um kurz nach 20:00 Uhr beginnt das Set des ersten Headliners des Abends, GLORYHAMMER. Nach einem Intro, bestehend aus dem TOM JONES-Song „Delilah“ inklusive passendem Pappaufsteller, geht es auch schon energiegeladen los. Nach drei altbekannten Songs aus GLORYHAMMERs Erfolgsalbum „Legends From Beyond The Galactic Terrorvortex“ präsentiert das Quintett seine Single „Fly Away“. Sänger Sozos Michael beweist hier, dass er wunderbar ins Lineup der Band und seinen Bühnencharakter „Angus McFife“ passt.
Schon nach kurzer Zeit ist die Stimmung der ausverkauften Arena mal wieder auf einem absoluten Höhepunkt und Crowdsurfer bahnen sich ihren Weg nach vorne. Natürlich darf auch der Besuch eines grünen Goblins nicht fehlen, den Sänger Michael mit einem überdimensionierten Hammer in die Schranken weist.
Nach der Hälfte der Songs präsentieren GLORYHAMMER ihren neusten Titel „Keeper Of The Celestial Flame Of Abernethy“ und das Publikum ist begeistert. Bis zum Ende brodelt die Stimmung und das Publikum singt, springt und füllt den Raum mit „Hoots!“-Rufen. Nach 75 energiegeladenen Minuten verabschieden sich GLORYHAMMER und geben den Weg frei für den zweiten Headliner und Höhepunkt des Abends: ALESTORM!
Alestorm
Nach nur 25 Minuten Umbaupause, gefüllt von QUEEN-Zwischenmusik und einem stetig mitsingenden Publikum, ist nun alles bereit für ALESTORM, inklusive der riesigen gelben aufblasbaren Ente in der Mitte der Bühne. Das Publikum begrüßt ALESTORM mit tosendem Applaus und sie lassen auch kaum ein paar Sekunden vergehen, bevor das charakteristische Intro von „Keelhauled“ durch die Arena schallt. Von da an sprintet das Set mit einem singenden, tanzenden und crowdsurfenden Publikum von einem ALESTORM-Hit zum nächsten.
Bei „Hangover“ wird der Australier Phill „Beef Guy“ Philip angekündigt und trinkt erstmal zwei Bier auf ex, sobald er die Bühne betritt. Zu den zwei bereits getrunkenen Bieren gesellen sich im Verlauf des Songs noch ein bis zwei weitere. Kurze Zeit später, beim wohlbekannten Song „Nancy The Tavern Wench“, wird gerudert: Die Wiener:innen lassen sich dabei nicht lumpen und nahezu die ganze Halle sitzt während des Songs auf dem Boden ... und rudert.
Als kleines Easter Egg während des 75-minütigen Sets hat der bereits von RUMAHOY bekannte Captain Yarrface ein paar Cameo-Auftritte – bei „P.A.R.T.Y.“ aus einem Schuh trinkend, bei „Death Throes Of The Terrorsquid“ als eben dieser Tintenfisch oder mit blonder Perücke bei „Zombies Ate My Pirateship“.
Nach 16 Songs inklusive drei Zugaben ist die Piratenparty nun endgültig vorbei und ALESTORM verlassen unter noch lauterem Geschrei und Applaus die Bühne – mit dem Versprechen, nicht wieder drei Jahre zu warten, bis sie wiederkommen.