Dass Kiel nicht gerade als Zentrum der harten Musik bezeichnet werden kann, ist landläufig bekannt. Wer in der Rock- und Metalszene Konzerte veranstaltet, macht daher gerne einen großen Bogen um die Stadt an der Förde – schließlich liegt Hamburg samt seinem gewaltigen Einzugsgebiet gleich um die Ecke. Abseits der Schaubude und der Alten Meierei gibt es dementsprechend nicht viel zu sehen. Größere Namen auf den Plakaten der Stadt grenzen an ein Wunder.
Und doch hat es die Norweger von SPIDERGAWD in die Kieler Pumpe verschlagen. Durchaus ehrenwert, wenn man bedenkt, dass auch an diesem Abend alle Zeichen weniger auf Gewinnorientierung, denn auf Wohltätigkeit hindeuten. Trotz des klangvollen Namens haben sich gerade einmal 150 Fans in das alte Pumpwerk in der Kieler Innenstadt verirrt. Entsprechend präsentieren sich große Teil der Veranstaltungshalle als abgehangen, Bier und Merchandise gibt es nur im Vorraum.
Draken
Das ebenfalls aus Norwegen stammende Support-Trio DRAKEN lässt sich von der mageren Kulisse nur bedingt einschüchtern. Musikalisch irgendwo an der Schnittstelle zwischen Stoner Rock und Metal postiert, gibt sich die Band redlich Mühe, den wenigen Anwesenden die eigene Musik näher zubringen. Doch obwohl die Norweger sämtliche Register ziehen – auch SPIDERGAWD-Saxophonist Rolf Snustad darf mithelfen –, lässt die Stimmung auf sich warten. Nach 35 Minuten ist Schluss. Das Trio wird mit höflichem, aber nicht gerade bestimmtem Applaus verabschiedet.
Spidergawd
Wesentlich enthusiastischer klingt der Applaus schließlich beim Headliner des Abends, SPIDERGAWD. Mit dem Intro strömen nun auch die letzten Nachzügler:innen in die Halle, während der Tontechniker den Lautstärkeregler nach oben schiebt. Ja, Rockkonzerte können laut sein – als die Norweger aber mit der Neusingle "The Tower“ die Bühne betreten, klingelt es selbst hinter den Ohrenstöpseln.
Der Rest ist ein in sich verschwimmendes Manifest aus Tanz, Schweiß und Groove. SPIDERGAWD spielen sich durch sämtliche Schaffensphasen – auch das in den Startlöchern stehende Album "VII“ ist vertreten –, während die Luft in der Pumpe mit jeder Minute knapper wird. Letztlich kulminiert die Stimmung im offensichtlich heiß ersehnten "All and Everything“, bevor sich SPIDERGAWD schließlich ihrem wohlverdienten Applaus gegenüber sehen.
Setlist
- The Tower
- Your Heritage
- The Best Kept Secrets
- At Rainbows End
- …Is All She Says
- Into The Deep Serene
- What You Have Become
- The Inevitable
- Loucille
- Ritual Supernatural
- Oceanchild
- Stranglehold
- Is This Love..?
- All and Everything
Bei aller Euphorie zeigt der Abend in der Pumpe aber auch die Schwierigkeiten auf, mit welchen lokale Konzertveranstalter tagtäglich zu kämpfen haben. Warum Live-Shows organisieren, wenn am Ende ohnehin nur ein Bruchteil der erwarteten Zuschauerschaft tatsächlich Tickets kauft? Auf kurz oder lang scheint sich das Konzertgeschehen mehr und mehr in die Großstädte zu verlagern. Für die lokalen Klubs kommt dies einem Todesurteil gleich. So bleibt abzusehen, wie häufig sich Bands wie SPIDERGAWD noch in Kiel blicken lassen.