Kassogtha
Um 19:30 Uhr eröffnen KASSOGTHA den Abend. Das Schweizer Quintett um Frontfrau Stephany Hugnin präsentiert auf dieser Tour sein im letzten Jahr veröffentlichtes zweites Album „rEvolve“. Die kernigen Growls der Frontfrau erinnern vielleicht den ein oder anderen an ARCH ENEMY, musikalisch bewegen sich KASSOGTHA aber eher im Territorium von GOJIRA.
Mit diesem Mix aus Death und Prog Metal treffen sie definitiv den Nerv des Publikums und in der jetzt schon recht gut gefüllten Halle fliegen vereinzelt die Haare und die Arme zum Jubel erhoben. Nach kurzen fünf Songs verabschieden sich KASSOGTHA von der Bühne und übergeben das Feld an die vier Amerikaner von VEIL OF MAYA.
Veil of Maya
Um 20:20 geht es auf der Bühne weiter mit Metalcore. VEIL OF MAYA schaffen es innerhalb ihres gut 45-minütigen Sets, das Publikum, welches diese musikalische Kehrtwende nicht unbedingt erwartet hat, einzufangen. Durch den überwiegend klaren Gesang von Frontman Lukas Magyar wirken die Amerikaner aber weniger technisch und mehr und mehr melodisch.
Auch breiten sich langsam kleinere Moshpits und nach etwa der Hälfte des Sets sogar ein Circlepit in der Mitte aus. So viele fliegende Haare wie bei KASSOGTHA sieht man zwar nicht, aber der fette Sound scheint dem Publikum trotzdem zu gefallen. Ohne viel Gerede toben VEIL OF MAYA durch ihre 11 Songs und übergeben unter starkem Beifall das Feld an die Headliner des Abends: AVATAR.
Avatar
Nach einer halben Stunde Umbaupause heißt es um 21:35 Uhr endlich Manege frei für Avatars Heavy-Metal-Zirkus. Eingehüllt von Dampf betreten nach und nach die fünf Musiker zum Intro von „Dance Devil Dance“ die Bühne. Das Bühnenbild ist im Vergleich zu älteren AVATAR-Touren recht simpel gehalten, mit einem übermannshohen Raiser, auf dem Drummer John Alfredson seinen Platz findet. Darunter befindet sich eine Stahlkonstruktion mit vier Türen, aus denen die anderen Musiker auf die Bühne hinaustreten oder diese wieder verlassen.
Dreht man sich in Richtung Publikum, stellt man schnell fest, dass das SiMM-City bis auf den letzten Quadratzentimeter mit teils kunstvoll geschminkten AVATAR-Fans gefüllt ist. Die von der Band ausgehende Energie springt ohne Verzögerung auf das Publikum über und bereits nach den ersten Songs wird gemosht, geheadbangt und lautstark mitgesungen.
Dass AVATARs Bühnenshows eine Klasse für sich sind, beweist auch die heutige, die mit Kostümwechseln von Frontman Johannes Eckerström beginnt und eine Überraschung nach der nächsten bereithält. Sei es während „Puppet Show“ Frontman Johannes‘ plötzliches Auftauchen am Lichtpult, ein Ballontier faltend, bevor er zur Posaune greift und das charakteristische Solo dieses Songs von hinten zum Besten gibt ... Oder ein als Luchador verkleidetes Crewmitglied, welches ein überdimensionales Geschenk auf die Bühne bringt, aus dem wenig später Johannes mit einem Bündel roter Luftballons empor steigt und den Song „Black Waltz“ einleitet.
Zwischen diesen kleinen Showeinlagen stürmen AVATAR durch ein Set gemixt aus neuen Songs der letzten beiden Alben und älteren Klassikern. Wer schon einmal einem AVATAR Konzert auf deutschsprachigem Boden beigewohnt hat, wird wenig überrascht sein, dass Sänger Johannes ausnahmslos auf Deutsch durch das Programm führt, kommentiert mit einem „mein Deutsch ist vielleicht nicht perfekt, aber definitiv besser als euer Schwedisch.“
Der energiegeladene Abend wird kurz unterbrochen, als ein Klavier auf die Bühne gebracht wird und Sänger Johannes zunächst NENAs „Nur Geträumt“ anstimmt, bevor er am Klavier zur Ballade "Tower" überleitet. Das Publikum lässt sich auch hier nicht vom Mitsingen abbringen und ehe man sich versieht, ist das SiMM-City erfüllt von einem traurig-melodischen Chor.
Auf der Zielgeraden holen AVATAR noch alles aus sich heraus und bringen mit einem Stand-Up-Drumkit Drummer John nach vorne, um dem Publikum „Colossus“ und „Let It Burn“ zu präsentieren. Zwischen perfekt ausgeführten Gitarrensoli der beiden Gitarristen Jonas „Kungen“ Jarlsby und Tim Öhrström und einem Bass-Solo von Bassist Henrik Sandelin tönen „AVATAR!“-Rufe durch die Venue und die ausgelassene Stimmung schwappt immer wieder vom Publikum zur Band über und andersherum. Es ist den Jungs deutlich anzusehen, dass sie es vermisst haben, auf der Bühne zu stehen und sich von der Energie des Publikums anstecken zu lassen.
Den wortwörtlich krönenden Abschluss des Konzertes bildet der Song „Statue of the King“, bei dem zunächst ein königliches Portrait von Gitarrist Kungen (schwedisch für König) enthüllt wird und dieser in Königskleidern mit goldener Krone zurück auf die Bühne kommt, um den Song zu spielen. Das mittlerweile ekstatische Publikum fordert lautstark Zugaben, sobald der letzte Ton verklungen ist.
Natürlich kommen AVATAR diesem Wunsch nur zu gerne nach und hauen nochmal drei ihrer beliebtesten Songs raus, angefangen beim recht neuen Publikumsfavorit „The Dirt I’m Buried In“. Nach „Smells Like A Freakshow“ und „Hail The Apocalypse“ ist aber dann nach über zwei Stunden wirklich Schluss. Ein Blick in die Gesichter der Fans verrät: AVATAR haben es mal wieder geschafft, ihre Fans müde aber überglücklich zurückzulassen.