Aufgrund des zähen öffentlichen Nahverkehrs haben wir MENTAL CRUELTY leider verpasst und steigen direkt mit ANY GIVEN DAY und “Savior” ein. Die Halle ist hoffnungslos überfüllt, sodass die ersten Crowdsurfer bereits Platz in der Halle schaffen. Die ganze Halle tobt sich bei “Endurance” im Moshpit aus und nutzt jeden Moment, um die Bude weiter aufzuheizen.
Die Band genießt die Stimmung sichtlich und läuft zur Höchstform auf. Die Riffs donnern über die Anlage und Dennis heizt die Menge immer wieder an. Die neuen Singles “Get That Done” und “Apocalypse” werden mit Kusshand gefeiert und sorgen für reichlich Vorfreude auf die kommenden Veröffentlichungen der Truppe. Die Zeit vergeht wie im Fluge und nach einer kurzen, heißen Show machen ANY GIVEN DAY Platz für die Band des Abends.
HEAVEN SHALL BURN – Kaum eine Band schafft es seit Jahrzehnten so zuverlässig, die hohen Erwartungen der Fans immer wieder aufs Neue zu übertreffen. Es dürfte niemanden überraschen, dass auch heute Abend kein Stein auf dem anderen bleibt – und wie es sich gehört, wird mit Vollgas losgelegt.
Mit dem Intro “Awoken” eröffnet die Band die Show. Eine Gänsehaut erzeugende, unheimlich meditative Stille breitet sich im Raum aus, zu der die Meute in sich geht und Energie sammelt ... die sich zum mit “Endzeit” hereinbrechenden Gewitter aus peitschenden Riffs, dröhnendem Doublebass und keifenden Growls in einer schier endlosen Wall Of Death entlädt. Die ganze Halle bebt und bietet Marcus textsicher Paroli.
Sichtlich beeindruckt legen HSB mit “Bring The War Home” nach und die ersten Crowdsurfer segeln Richtung Süd-Bühne. Beim Schwergewicht “Übermacht” springt die ganze Halle im Takt und tobt sich schließlich im Moshpit aus. Zu “Protector” holt die Band unter Sprechchören den Rollstuhlfahrer Tobi hoch auf die Bretter, der nun neben Drummer Chris den weiteren Verlauf der Show auf der Bühne verfolgen darf.
Mit “Black Tears” sorgen HSB wieder für eine gepflegte Eskalation, doch damit wir nicht aus den Latschen kippen, wird uns mit dem vergleichsweise ruhigen “My Heart And The Ocean” eine kleine Verschnaufpause gegönnt. Nur um mit “Voice Of The Voiceless” zum umso größeren Rundumschlag auszuholen. Als “etwas Älteres” wird “Godiva” bezeichnet, dabei ist das Album "Veto" doch erst vor wenigen Jahren erschienen, und Maik übergibt die Gitarre an seinen Gitarrentechniker Hase. Es wird kräftig mitgeklatscht, bevor sich die Menge vor der Bühne wieder in den Moshpit stürzt.
Das Set lässt kaum Wünsche offen, nach “Combat” folgt noch ein kurzer Hinweis auf den Livestream am nächsten Tag, ehe nach “Tirpitz” tatsächlich “Valhalla” nach gefühlten zehn Jahren wieder live gespielt wird – eine der wenigen Coverversionen, die mir persönlich besser gefällt als das Original. Nur Hansi fehlt auf der Bühne, obwohl Krefeld doch quasi um die Ecke liegt. Der ganze Saal singt lauthals und textsicher mit, da frage ich mich, warum der Song es so selten ins Set geschafft hat.
Wir werden insgesamt Zeuge einer gelungenen Generalprobe für den kommenden Auftritt in Wacken, HEAVEN SHALL BURN prügeln uns mit ordentlich Druck durch das fantastische Set und bescheren uns die wohl heißeste Show des Jahres. Lediglich “Counterweight” und “La Resitance” dürften gerne noch den Weg in die Setlist finden. Doch gut gelaunt, breit grinsend und “Valhalla” summend entlassen uns HSB in die Weiten der Nacht.