Nach einer spannenden Anfahrt durchs doch sehr hügelige und kurvenreiche Sauerland erreicht man irgendwann den Freizeitpark "Fort Fun" irgendwo im Nirgendwo. Dort fand bei schönstem Wetter die Release-Show im Saloon statt. In entspannter Atmosphäre hatte man die Gelegenheit, sich vor dem Saloon gastronomisch zu stärken und nette Kontakte mit anderen Fans zu knüpfen. Es gab sogar welche, die die Band mit Gastgeschenken überraschen wollten – zum Beispiel konnte man sich in einem Gästebuch mit einer Nachricht für die Musiker verewigen.
Bereits während der kurzweiligen Wartezeit erfreute uns die zweite Band des Abends RAGE mit ihrer Soundprobe. Die Wände des Saloons schienen regelrecht zu wackeln und die Fenster zu beben. Das steigerte die Vorfreude auf einen tollen Heavy-Metal-Abend noch viel mehr.
Pünktlich 18 Uhr begann dann ebenfalls sehr entspannt der Einlass. Zur Release-Show waren eine Live-Studio CD des aktuellen Albums sowie als Erinnerungsstück ein sehr dekoratives Papierticket im Eintrittspreis enthalten. Noch gut aufgewärmt von der Sonne draußen, erfuhr man im Saloon eine angenehme Abkühlung durch die gute Klimatisierung. Die Bühne war zwar recht klein aber ausreichend.
Meine anfänglichen Zweifel die Stimmung betreffend wurden sofort in Luft aufgelöst: Ab der ersten Sekunde war das Publikum komplett dabei und es gab einen grandiosen Energieaustausch zwischen den Musikern und den Fans. Wie mir Steven Wussow (Bassist v. ORDEN OGAN) später bestätigte, ist es für die Bands ebenso schön, in kleinen Venues zu spielen wie auf Festivals. Den Fans von der Bühne aus direkt in die Augen und die begeisterten Gesichter zu sehen, ohne dass 20 Meter Graben dazwischen sind, ist eben auch ein Erlebnis. An diesem Abend wurden ca. 600 Tickets verkauft, in Aschaffenburg zur Release Show am 04.07.2024 ca. 400 ... beim Hellfest standen im Vergleich 10.000 Leute vor der Bühne.
RAGE lieferten perfekte Stimmung
Die Gäste RAGE starteten pünklich um 19 Uhr ihre Show mit einer bunten Mischung ihres Reportoires aus vielen verschiedenen Alben. Den Auftakt machte "Cold Desire" vom aktuellen Jubiläumsalbum zur 40-jährigen Bandgeschichte, gefolgt vom allseits beliebten "Straight To Hell". Peavy und Jean boten den Fans eine soundtechnisch und gesanglich hochwertige und energiegeladene Show mit perfekter Stimmung und Spaß auf beiden Seiten. Leider konnte man Drummer Vassilios nicht sehen, hoch oben auf dem Drumkit im Dunkel der Bühne war er kaum zu erkennen. Immerhin konnte man ihm nach der gut 50-minütigen Show bei der Verabschiedung applaudieren.
Weitere Songs auf der Setlist waren "Solitary Man", "Black In Mind", "Refuge", "Let Them Rest In Peace", "A New Land" und "End Of All Days", gefolgt von "Under A Black Crown" – ebenfalls ein Track auf dem neuen Jubiläumsalbum – und zum Schluss "Don't Fear The Winter" sowie "Higher Than The Sky" mit kräfigen Publikumschören. Für mich war es das erste Mal, RAGE live zu sehen – ich war absolut überzeugt, hatte richtig viel Spaß und hätte auch sehr gerne noch länger zugehört.
ORDEN OGAN – Live noch stärker als auf Platte
Nach einer zeitlich überschaubaren Umbaupause folgte nun der ca. 85-minütige Auftritt von ORDEN OGAN. Auch hier wieder perfekte Stimmung vom ersten Augenblick an. Für mich hat sich die Band live noch stärker präsentiert als auf den Alben und es war einfach alles da, was man erwarten konnte: Toller Sound und gute Beleuchtung, Nebel- und Windmaschinen und natürlich fünf handwerklich begnadete Musiker mit prächtig in Szene gesetzten langen Metal-Mähnen und Posen. Angesichts des straffen Terminplans, den die Band im Moment hat, und vielleicht einer gewissen Erschöpfung bei dem ein oder anderen, lieferten sie mit Power ab und nahmen sich im Anschluss noch viel Zeit für ihre Fans für Unterschriften, Fotos und kurze Gespräche.
Auf der Setlist von ORDEN OGAN standen drei Songs vom neu veröffentlichten Album: "Conquest", "Moon Fire" und der Titeltrack "The Order Of Fear". Viele Fans hätten sich die zuerst veröffentlichte Single "My Worst Enemy" gewünscht, doch leider wurde diese wieder nicht gespielt, da die Band Balladen live wohl nicht so gerne dabei hat.
ORDEN OGAN Setlist:
"Deaf Among The Blind"
"F.E.V.E.R"
"We are Pirates"
"Conquest"
"Inferno"
"Heart Of The Android"
"Moon Fire"
"Come With Me To The Other Side"
"Forlorn And Forsaken"
"The Order Of Fear"
"Fields Of Sorrow"
"Gunman"
"Let The Fire Rain"
"The Things We Believe In"
Die Interaktion zwischen Sänger Seeb, dem Publikum und den Bandkollegen funktionierte wunderbar: Es gab nette Ansprachen, auf Zurufe wurde mit viel Humor eingegangen und auch spontan reagiert. Alles in allem hatte man das Gefühl, dass wirklich jeder Spaß an diesem Abend hatte, mit viel guter Musik und netten Leuten in einer völlig entspannten und sehr angenehmen Atmosphäre.
Im Anschluss reihte auch ich mich in die Schlange der Wartenden ein, um kurz mit den Musikern zu sprechen, Fotos zu machen und etwas signieren zu lassen. Besonders freute ich mich, hier auch einmal persönlich auf Seeb Levermann zu treffen, da er sich üblicherweise meist eher im Hintergrund aufhält. Nachdem ich ihm zum Erfolg des neuen Albums gratuliert hatte, erzählte er mir, dass er ebenfalls vom bisherigen Erfolg und den vielen positiven Rückmeldungen überrascht sei. Desweiteren sei ihm aufgefallen, dass es im Publikum viele neue Gesichter und einen großen Zuwachs an Fans und Gästen gebe, die das erste Mal auf einem ORDEN OGAN Konzert gewesen sind. Gute Aussichten also für die Zukunft und den Erfolg der Band.
Am Ende gab es noch eine besondere Belohnung am Fort Fun im Sauerland: Auf dem sehr dunklen Weg zum Auto mit kühler, erfrischender Luft wurden wir von Glühwürmchen verabschiedet – ein perfekter Abschluss für ein unvergessliches Konzerterlebnis.