Die Tatsache, dass BLIND GUARDIAN tatsächlich in diesem kleinen Rahmen und in dieser besonderen Location auftreten sollten, konnte ich selbst nicht glauben und wartete nach der Ankündigung ungeduldig auf den Tag, an dem der Verkauf endlich starten würde. Und stolz kann ich behaupten, ich ergatterte die ersten beiden Tickets und war völlig aus dem Häuschen! Im Vorverkauf gab es 400 Frühbuchertickets, die natürlich schnell vergriffen waren. Das Kontingent wurde schließlich um 200 weitere Karten erhöht, und da sich das Publikum im Schlosshof auf zwei Ebenen verteilte, hätten sicherlich sogar noch mehr Tickets verkauft werden können.
Anreise aus USA und Brasilien
Lange habe ich auf das Event hingefiebert und wurde mit einem unvergesslichen Abend mit vielen tollen Eindrücken belohnt. Das Wetter spielte ebenfalls mit – ein trockener Sommertag mit angenehmen Temperaturen. Nach dem steilen Aufstieg zur Burg, akustisch begleitet vom weit hörbaren Soundcheck, konnte man sich am Eingang mit einem kühlen Bier erfrischen. Wie ich schnell feststellte, hatte nicht ich die längste Anreise: Tatsächlich gab es Konzertbesucher, die sich eigens für diese BLIND GUARDIAN Show auf dem Schloss aus den USA und Brasilien auf den Weg gemacht hatten.
Der Bus der Crew stand bereits seitlich am Schloss und während der Wartezeit in entspannter Atmosphäre kam dann auch die komplette Band unweit von mir mit einem Taxi an. Da hätte ich mir gewünscht, der Taxi-Fahrer zu sein – das wäre bestimmt voll die coole Erfahrung gewesen.
Pünktlich 19 Uhr war Einlass. Wie ich zu meiner Überraschung bald feststellte, gab es zwei Bühnen. Eine kleine – ein fast unscheinbares Podest ohne nennenswerte Ausstattung, außer Mikros, Schlagzeug und minimaler Beleuchtung – im oberen Bereich des Schlosshofes für die Vorband und eine größere im unteren Hofbereich für BLIND GUARDIAN. Diese war bereits komplett mit Equipment und Technik bestückt – Teppiche, Rollbanner sowie Setlist, auf die ich von meinem Platz aus der ersten Reihe direkt einen guten Einblick hatte. Neben mir die netten Fans aus Brasilien, da konnte für das Konzert, die Stimmung betreffend, nichts schief gehen. Die Versorgung der Fans war durch Gastronomie auf beiden Ebenen sichergestellt. Einen ansprechenden, gut ausgestatteten Merch-Stand zu fairen Preisen gab es ebenfalls.
VOICE
Irgendwann hörte ich dann, dass die Support-Band VOICE mit ihrer Show begonnen hatte. Eigentlich war ich gespannt, wie diese live performen. Das aktuelle Album „Holy Or Damned“, das am 12.07.2024 bei Napalm Records veröffentlicht wurde, hatte ich mir im Vorfeld mehrfach angehört und es gefiel mir gut. Wie ich bei einem kurzen Gespräch mit dem Bassisten der Band während der Wartezeit vor'm Schloss erfuhr, sollten von diesem neuen Album drei Songs gespielt werden, abwechselnd mit älteren Sachen. Lediglich das Lied „The Silence Of Prescience“ konnte ich aus der Ferne erkennen.
Wie mir auch andere aus dem Publikum bestätigten, hätte man sich hier vielleicht gerne eine Leinwand gewünscht oder wenigstens einen entsprechenden Sound, um von der Supportband etwas mitzubekommen. Das war in der Tat sehr schade für die Musiker und die zahlenden Gäste. Auch auf Anfrage konnte ich von der Band VOICE leider keine Setlist in Erfahrung bringen.
BLIND GUARDIAN
BLIND GUARDIAN starteten dann ca. 21 Uhr mit ihrer unvergesslichen Show ihr Konzert der „The God Machine“ Tour 2024 auf Schloss Voigtsberg mit dem derzeitigen Opener-Song „Imaginations From The Other Side“. Selbst jetzt hatte man das Gefühl, das Publikum konnte es gar nicht recht glauben, dass es tatsächlich passiert: BLIND GUARDIAN hier und jetzt an diesem Ort in diesem kleinen Rahmen live zu erleben.
Schnell waren dann aber alle sofort mitgerissen und feierten die Band ordentlich. Vor dem zweiten Song „Blood Of The Elves“ begrüßte Hansi Kürsch mit einer sehr ausführlichen und sympathischen Ansprache das Oelsnitzer Publikum mit dem Hinweis, dass die geplanten Lichteffekte bei dem wunderschönen Sommerwetter zunächst einmal hinfällig seien. Allerdings am Ende des Abends, nach einem goldenen Sonnenuntergang genau passend zum „Bard’s Song“, belohnte man die Gäste mit der beeindruckenden Beleuchtung und Feuereffekten vor allem am Schlossturm über dem Venue.
Die Band spielte ca. 1,5 Stunden ihre abwechslungsreiche Setlist aus verschieden Alben. Für jeden BLIND GUARDIAN Fan war sicherlich etwas dabei unter den zehn Songs und vier Zugaben.
Setlist Blind Guardian
Imaginations from the other Side
Blood oft the Elves
Nightfall
The Script for my Requiem
Violent Shadows
Skalds and Shadows
Time stands still (at the Iron Hill)
Secrets of the American Gods
The Bard’s Song (in the Forrest)
Lost in the Twighlight Hall
Sacred Worlds
Lord oft the Rings
Valhalla
Mirror Mirror
Die Interaktion zwischen dem Publikum und der Band an diesem Abend war wieder einmal super unterhaltsam und sympathisch. Es herrschte direkter Augenkontakt mit den Fans. Auf Zwischenrufe wurde eingegangen und selbst als es im Verlauf der Show leider immer mehr technische Probleme mit dem Sound gab, spielten BLIND GUARDIAN ganz professionell weiter.
Super Stimmung trotz Soundproblemen
Hansis Mikrophon wurde drei Mal ausgetauscht und die Boxen kratzten fürchterlich. Wieviel die Band davon selbst mitbekommen hat, kann ich leider nicht sagen. Auf alle Fälle signalisierte das Publikum dies immer wieder, das Problem konnte aber bis zum Schluss nicht wirklich behoben werden. Das tat aber der Stimmung keinen Abbruch und vor allem bei den üblichen Highlights „The Bard’s Song“ und „Valhalla“ wurden BLIND GUARDIAN natürlich kräftig durch den Chor der Fans gefeiert.
Besonders glücklich war ich, dass meine beiden aktuellen Favoriten „Secrets of the American Gods“ und „Sacred Worlds“ mit auf der Setlist standen.
Sehr bewundernswert war auch, dass man den Musikern angesichts des derzeit sehr anspruchsvollen Terminkalenders nichts von Müdigkeit o.ä. anmerkte. So waren sie unter anderem zwei Tage zuvor auf Kreta, es folgten nach Oelsnitz weitere Konzerte und schließlich sechs Tage später sollten sie auf dem Wacken auftreten. Allein der Kontrast zwischen den großen Festivals und dem kleinen Rahmen von 600 Zuschauern auf dem Schloss ist sehr bemerkenswert.
Umso mehr freute es mich, nur einen Meter entfernt vor der Band zu stehen (getrennt durch einen Minigraben), die Musik und die Atmosphäre zu genießen, Fotos zu machen und am Ende ein Plektrum von Marcus Siepen das meine nennen zu dürfen!
Nach der Show konnte man noch eine Weile im Schlosshof verweilen und sich in netten Gesprächen mit Fans aus nah und fern austauschen. Fazit: Alle waren begeistert, bedauerten nur die leider störenden Soundprobleme.
Alles in allem lieferten BLIND GUARDIAN voll motiviert und gut gelaunt eine unglaublich starke Show ab und versprachen den Fans am Ende, dass sie gerne wiederkommen möchten. Dies erschien mir im ersten Moment etwas unglaubwürdig – aber nachdem ich dies jetzt mehrfach an anderer Stelle gelesen habe, ist es vielleicht tatsächlich möglich. Sollte es zu einer Wiederholung eines BLIND GUARDIAN Konzertes auf Schloss Voigtsberg kommen, werde ich auf jeden Fall wieder dabei sein!