Geschrieben von Mittwoch, 04 September 2024 14:30

Beyond The Black, Venues & Letters Sent Home - Der Bericht vom Oelde Open Air

Beyond The Black Beyond The Black

Für den 30. August 2024 hatte das Oelder Open Air Festival die Metal Fans eingeladen – zu BEYOND THE BLACK als Headliner mit Support von VENUES und dem Opener LETTERS SENT HOME.

Es ist mit 19 Grad und dichten Wolken der einzige etwas kühlere Tag zwischen den anderen heißen Sommertagen, für mich perfekt. Die Shows finden im schönen Vier-Jahres-Zeiten-Park in Oelde auf der Waldbühne, ähnlich einem kleinen Amphitheater, statt. Am Eingang werden die bei Sammlern beliebten Eintrittskarten gegen Papierbändchen und einen Flyer eingetauscht. Gerne hätten einige Fans lieber ihre Original-Tickets behalten. Im Außenbereich der Waldbühne kann man sich vor Einlass die Merch-Stände ansehen und mit Essen und Getränken versorgen.

Um möglichst vorn zu stehen, stelle ich mich frühzeitig an. Kurz vor Öffnung des Rolltores werden wir im militärischen Ton aufgefordert, "Frauen rechts, Männer links und in Einer-Reihen!". Das klappt sogar ohne Murren der friedlichen Metal Fans und so kann die Personenkontrolle zügig voran gehen. Einen Platz in der ersten Reihe vor der Bühne kann ich mir sichern und warte dort zwischen wenigen anderen auf den Opener. Überraschenderweise sammeln sich die meisten Gäste zunächst nur zum Sitzen auf den Rängen der Waldbühne oder an den Bierständen im Innenbereich. Erst später füllt sich auch der Bereich der Stehplätze. Als Moderator führt Aaron Steineker durch den Abend, der im Jahr zuvor mit seiner Band RISING INSANE hier aufgetreten ist.

LETTERS SENT HOME eröffnen den Abend

Pünktlich 18 Uhr stellt Aaron den Opener LETTERS SENT HOME vor. Eine junge Band, die seit ca. 2017 Musik macht und im April dieses Jahres ihr Debutalbum „Forever Undone“ bei SharpTone Records veröffentlicht hat. Im Vorfeld hatte ich erstaunt festgestellt, welchen straffen Tourneeplan die Band aktuell erfüllt, mit quasi täglichen Auftritten und ordentlichen Entfernungen zwischen den Locations. Am Tag vor Oelde spielte sie noch in London.

Emily Paschke (Gesang), Lara Ripke (Bass), Robin Werner (Gitarre) und Louis Schramm (Schlagzeug) sind musikalisch irgendwo einzuordnen zwischen Post-Hardcore, Alternative, Dark Pop und haben viele moderne Einschläge. Angekündigt quasi als „frischer Wind“ im Metalbereich.

Von Anfang bis Ende versuchen die vier, Vollgas zu geben. Eine gewisse Unsicherheit und auch Müdigkeit aufgrund der vielen Termine lässt sich jedoch nicht ganz leugnen. Sängerin Emily weist selbst darauf hin, dass sie doch noch recht angeschlagen von London und auf die Unterstützung des Publikums angewiesen sind. Mehrfach während des Auftrittes bedankt sie sich für die Chance, dass sie als kleine Band hier performen dürfen.

Bassistin und Gitarrist spielen während der ganzen Show mit einem großen Lächeln auf Ihren Instrumenten und Drummer Louis im Hintergrund auf dem Drumset der Support Band VENUES. Emily wirkt etwas angespannt bei ihrem Gesang, springt aber dennoch sehr lebhaft über die Bühne. Für das letzte Lied kommt der Gitarrist samt Instrument vor die Bühne zwischen die Metal Fans und animiert hier zu einem kleinen Circle Pit.

Bestimmt wird die aufstrebende Band mit steigender Bühnenerfahrung mehr an Selbstvertrauen und Sicherheit erlangen. Dennoch finde ich die zuvor gehörten Lieder auf dem Album momentan soundtechnisch überzeugender als live. Ich würde mich freuen, wenn sie zukünftig ihren begonnenen Weg weiter erfolgreich ausbauen können. Die netten Musiker übermittelten mir später noch ihre Setlist des Abends:

Setlist LETTERS SENT HOME: Intro, Misery Loves Company, Pedestral, Born To Die, Atlanta (Interlude), Hysteria, I Hope I Die First, Gaslight, Final Battle, Sadists, Request Denied, Ignorance, Phoenix (Spielzeit ca. 45 min)

VENUES übernehmen den Support

Nach einer kurzen Umbauzeit (Tausch der Rollbanner und Erweiterung des Drumsets) und einer weiteren sehr sympathischen Anmoderation durch Aaron, folgt der Auftritt der Support Band VENUES. Auf die vier Musiker aus Stuttgart bin ich besonders gespannt. Die aktuelle Besetzung sind Lela Gruber (Klargesang), Robin Baumann (Shouting), Valentin Hahnemann (Gitarre) und Kira/Dennis Vanhöfen (Schlagzeug). Live werden sie durch Bassist Dennis unterstützt. Die Band gründete sich 2015 musikalisch im Bereich Post-Hardcore.

Wie sie mir vorher mitteilten, soll die Setlist etwas ruhiger ausfallen, angepasst an das BEYOND THE BLACK Publikum. Inwieweit dies tatsächlich möglich ist, weiß ich allerdings auch nicht genau. Bisher veröffentlichten sie drei Alben bei Arising Empire, das aktuellste „Transience“ erschien im März 2024.

Von der ersten bis zur letzten Sekunde brennt die Bühne, soundtechnisch eine große Steigerung zum Opener. Die Band versprüht Spielfreude und versteht es, das Publikum sofort mitzunehmen. Zwischen den beiden Sängern herrscht eine tolle Dynamik und keine Sekunde der Performance ist weniger gut. Man merkt sofort, die fünf Musiker harmonieren super zusammen. Es gibt ständig Austausch und Blickkontakt mit den Fans sowie gelegentliche kurze Ansagen.

Gespielt werden Lieder von allen drei Alben. Ich freue mich sehr über den Slot von ca. 60 Minuten, in dem die Band viele ihrer guten Songs performen kann. Nach „Unspoken Words“ vom aktuellen Album weist Lela auf die anstehende erste Headliner Tour im Januar 2025 hin. Für Freunde dieser Stilrichtung definitiv eine absolute Live-Empfehlung.

Fans in der ersten Reihe haben drei Schilder mit dem Schriftzug „Wir sind genug“ mitgebracht. Dies bezieht Lela in eine sehr berührende Ansprache mit ein:

Wir sind genug. Alle genau so, wie wir hier sind. Und für heute Abend soll es einfach mal so sein, dass wir alle unsere Sorgen vergessen und nur Spaß haben. Wir sind genug.

Anschließend kommt die Aufforderung, alles einfach mal rauszubrüllen. Das wird auch zwei Mal ordentlich vollzogen und dann geht es weiter mit Musik.

Ein Highlight der Show ist immer, wenn Lela von der Bühne kommt und ihr Lied „Whydah Gally“ im Circle Pit singt – viel Spaß für Musiker und Fans. Danach bedankt sich die Sängerin noch einmal beim Publikum und verweist darauf, dass sie im Anschluss am Merch Stand für Fotos und Austausch anzutreffen sein werden. Abschlusssong ist „We Are One“ – rundherum eine gelungene Performance.

Die kommentierte Setlist von Lela ergattere ich nach dem Konzert und lasse sie mir am Ende des Abends von allen fünf Musikern bei einem kurzen, netten Gespräch und gemeinsamen Foto unterschreiben. Sie bestätigen mir, dass ihnen Oelde genauso viel Spaß gemacht hat wie zum Beispiel der Auftritt beim riesigen Summer Breeze in diesem Jahr.

Setlist VENUES: Oblivion, Haunted House, Ignite, Shifting Colors, Godspeed Goodbye, Bad Karma, Reflections, The Epilogue, Unspoken Words, Radiate Me, Cravings, Whydah Gally, We Are One

Der Headliner: BEYOND THE BLACK

Der Auftritt für BEYOND THE BLACK ist für ca. 20.30 Uhr angesetzt. Der Umbau der Bühne erfolgt hinter einem schwarzen Vorhang. Einzig eine durchsichtige Pauke und ein Mikrofon werden davor positioniert. Während der Wartezeit läuft in Oelde als Pausenfüller immer die gleiche Playlist. Mittlerweile zum fünften Mal von U2 „Where the streets have no name“.

Wahrscheinlich hätten wir dies noch ein paar Mal gehört, wenn nicht glücklicherweise Aaron als Moderator gewesen wäre, der seine spontanen Qualitäten beweisen kann, als sich herausstellt, dass der Beginn des Auftritts von BEYOND THE BLACK sich noch länger verzögern wird wegen eines Stromausfalls. Gekonnt mit Infos zum Oelde Open Air, viel Witz und Gesangseinlagen, um das Publikum zum Mitsingen zu animieren, überbrückt er die Zeit. Hier erfahren wir zum Beispiel, dass für den heutigen Abend 1.500 Tickets verkauft wurden. (Die Kapazität der Waldbühne ist für ca. 2.500 Stehplätze ausgelegt.)

Für mich ist es das erste Mal, dass ich die Symphonic-Metal-Band BEYOND THE BLACK live sehe. Nach nunmehr insgesamt fünf veröffentlichten Studioalben und einer EP sind sie seit einiger Zeit mit ihrer „Dancing In The Dark“ Tour und auf diversen Festivals unterwegs. Und irgendwann gehen dann auch in Oelde endlich die Bühnenlichter wieder an und die Show kann beginnen.

Zunächst erscheint die zierliche Jennifer Haben allein an der Pauke und eröffnet mit einem super sympathischen Lächeln und Paukenschlägen den Song „Dancing In The Dark“. Nach etwa der Hälfte des Liedes fällt der Vorhang und der Rest der Band wird sichtbar. Und was soll ich sagen, ich bin sofort absolut positiv überrascht: Der Sound ist nochmal eine Steigerung zur Band davor und die Bühnenpräsenz und die Klarheit von Jennifers Stimme sind einfach unglaublich gut. Das hatte ich so überzeugend nicht erwartet. Hier sind absolute Profis am Werk.

BEYOND THE BLACK sind in ihrer aktuellen Besetzung Jennifer Haben (Gesang), Chris Hermsdörfer (Gitarre/Gesang), Tobias Lodes (Gitarre/Gesang), Kai Tschierschky (Schlagzeug) vor Ort und für ihre Live-Auftritte werden sie zusätzlich durch einen Bassisten verstärkt.

Auf der Bühne vor dem riesigen Rollbanner mit dem Bandlogo stehen vier große, schmale, rechteckige LED-Leinwände für Projektionen und Lichteffekte während der ganzen Show. Ein Highlight jagt das nächste aus ihrer Diskographie, eine bunte Mischung, sehr gelungen und abwechslungsreich. Eine große, positive Überraschung ist für mich die nicht nur gesangliche, sondern auch optische Einspielung auf den Leinwänden von Elize Ryd bei „Wounded Healer“. Das finde ich wirklich richtig gut, dass sie hier mit in Erscheinung tritt, zu mal sie ja an dem Song auf dem Album beteiligt ist.

Es folgen zwei weitere schnelle Nummern und dann wird das Keyboard für Jennifer auf die Bühne gerollt und mittig platziert. Sie singt eine Akustik-Version von „Wide Awake“, begleitet von tausend Handylichtern auf der Waldbühne – ein wirklich wunderschöner Moment. Anschließend setzt sich Chris Hermsdörfer mit der Akustik-Gitarre zu ihr und beide performen „Human/Out Of The Ashes“. Als drittes Stück folgt „I Remember Dying“ in einer für mich völlig umwerfenden Darbietung. Langsame, sanfte Gesangsparts von Jennifer, beeindruckende Gitarrenriffs und Lichtshow. Kaum zu beschreiben, wenn man es nicht selbst miterlebt hat.

Nach diesem ruhigeren Teil schließen sich viele weitere energiegeladenere Lieder der Band an. Mit Ansprachen sind BEYOND THE BLACK eher zurückhaltend. Jennifer sagt mehrfach, dass sie sich sehr freuen, heute hier zu spielen, dass ihnen die Location gut gefällt und sie herzlich aufgenommen wurden. Die wenigen Ansprachen schmälern in keinster Weise die Verbindung zum Publikum. Man hat irgendwie immer das Gefühl, dass die Sängerin sowie Gitarrist Tobias Lodes und der Bassist mit den Fans Blickkontakt halten und ihnen tatsächlich direkt in die Augen schauen. Sie alle versprühen Freude und Spaß mit dem, was sie tun. 
Das Gesicht von Gitarrist Chris Hermsdörfer wird meist durch die wehenden Haare (dank einer Windmaschine) verdeckt, stilecht passend zu den Gitarrenparts „im Wind“. Und das meine ich durchaus positiv, weil das für mich persönlich irgendwie einfach zum Metal dazugehört.

Je fortgeschrittener die Show, um so mehr Fans finden Spaß daran, sich am Crowdsurfen zu beteiligen, was teilweise fast schon etwas von der Musik ablenkt. Jennifer Haben kann diese Flut gelegentlich unterbrechen, indem sie die Fans vermehrt zum Mitklatschen und -springen animiert.

16 Songs stehen auf der regulären Setlist von BEYOND THE BLACK, gefolgt von drei Zugaben. Und hier kommt auch der Moment, auf den ich so sehnlichst gewartet habe: Jennifer Haben performt „Free me“ mit ihren wunderschönen Flügeln, die sie passend zum Chorus immer weit öffnet  – einfach ein bezaubernder Anblick.

Nach dem Konzert fühle ich mich absolut glücklich und zufrieden. Es war einfach ein perfekter Abend und ich weiß, wenn ich die Möglichkeit habe, sehe ich mir diese Band auf alle Fälle sehr gerne wieder live an. Hier kann ich wiederum sagen, sie gefallen mir live besser als auf Album. Ich schwärme immer noch von der professionellen Perfomance – und zurecht sind sie weltweit erfolgreich.

Setlist BEYOND THE BLACK: Dancing In The Dark, Hallelujah, Songs Of Love And Death, Not In Our Name, Wounded Healer (feat. Elize Ryd), Reincarnation, Heart Of The Hurricane, Wide Awake (Akustik Version), Human/Out Of The Ashes (Akustik-Version mit Chris Hersmdörfer), I Remember Dying, Is There Anybody Out There?, Beyond The Mirror, When Angels Fall, Marching On, Shine And Shade, Lost In Forever, Free Me, Horizons, In The Shadows

Nächstes Jahr findet das Oelde Open Air zum 10. Mal statt – 05./06. September 2025. Bisher wurde noch nicht bekannt gegeben, wer zu dem Jubiläum in diese schöne Location eingeladen wird. Aber sehr gerne wäre ich dann wieder dabei.

Sunny

Stile: Powermetal, Progressive and Symphonic Metal, Melodic Powermetal, Posthardcore, Melodic Death Metal, Mittelalter Rock/Metal, Folk/Viking Metal, Heavy Metal, Hardrock

Bands: Powerwolf, Sabaton, Tommy Johansson, Elvellon, Induction, Warkings, Dragonforce, Hammerfall, Hammerking, Arch Enemy, Aephanemer, Iron Maiden, Primal Fear, Stranger Vision, Vanish, Venues, Bloodorn, Bloodbound, The Dark Side Of The Moon, Feuerschwanz, Saltatio Mortis, Blind Guardian, Orden Ogan, Beast in Black, Battle Beast, Amaranthe, Serenity, Temperance ...