Geschrieben von Donnerstag, 03 Oktober 2024 14:00

Das war Wacken 2024 – Rain & Shine, Staub & Schlamm

Das 33. WACKEN OPEN AIR ist vorüber. Wir waren für euch zwischen Staub, (ein wenig) Schlamm, Hexen, Zauberern und vielen mega Bands unterwegs. Freut euch auf die Highlights des diesjährigen W:O:As, viele Bilder und einige Überraschungen!

Anreise

Nach dem Anreisechaos des letzten Jahres haben sich die Veranstalter dieses Jahr ein neues Konzept in Form eines „Access Pass“ ausgedacht: Den muss man sich vor Beginn des Festivals herunterladen und wird damit einer bestimmten Anreiseroute – in Form eines Symbols (Schlüssel, Buch oder Hexenhut) – zugeordnet.

Auch die Gruppe um die Redakteurin besitzt solch einen Access Pass, und nachdem vom üblichen Treffpunkt der Gruppe am Montagmorgen bis zur Auffahrt auf den Campingplatz gerade mal eine halbe Stunde vergangen ist, sind sich alle einig, dass das wohl die reibungsloseste Anreise war, welche die Gruppe je erlebt hat. Es wird schnell vermutet, dass dies möglicherweise mit der in diesem Jahr neu eingeführten Sonntagsanreise (gegen eine Gebühr von 66,60 €) zu tun hat. Nach Angaben des Veranstalters sind bereits am Sonntag über 12.000 Besucher:innen angereist.

Von anderen Besucher:innen hört man während des Festivals gemischte Meinungen zur Anreise. Für einige war es ebenfalls eine der angenehmsten Anreisen zum Festival jemals, andere berichten von den bekannten Anreisestaus und undurchsichtiger Routenführung. Daher ist zu vermuten, dass die Anreiseerfahrung sehr von Anreisezeit und gewähltem Routensymbol abhängig ist.

Normalerweise bleiben die zwei Tage bis zum offiziellen Beginn ruhig. Geneigte Festivalbesucher:innen kühlen sich entweder bei Schönwetter im lokalen Freibad oder mit einem Kaltgetränk im eigenen Camp an. Zwischenzeitlich muss wegen des ausgesprochen guten Wetters das Wackener Freibad aufgrund zu hoher Auslastung für weitere Badewillige geschlossen werden. Am Dienstag macht die Nachricht die Runde, dass ein im Wacken Plaza stehendes Merchandise-Zelt Feuer gefangen hat und dieses auf einige Zelte und Autos in unmittelbarer Nähe übergesprungen ist. Verletzt wurde Gott sei Dank niemand.

Mittwoch

Auch wenn bereits seit Sonntag ein kleines Programm auf der LGH Clubstage, dem Wasteland und der Welcome to the Jungle Stage im Gange ist, wird das Festival offiziell am Mittwoch eröffnet. An diesem Tag werden alle Stages bis auf die Harder Stage auf dem Infield bespielt.

Wackinger Stage

Bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen 27 °C beginnt an diesem 31. Juli das Spektakel im Metal-Mekka. Für die Redakteurin geht der Wacken Mittwoch erst einmal langsam um 15:00 Uhr mit dem Auftritt der Hamburger Mittelalter-Metal-Band VOGELFREY los. Das Sextett, welches dieses Jahr auch schon sein 20-jähriges Jubiläum feiert, startet eine Mittelalterparty vom Feinsten und lässt für einen Moment vergessen, dass es eigentlich Mittwochnachmittag ist. Später am Tag treten auf eben dieser Bühne noch die Szenegrößen EQUILIBRIUM und VAN CANTO auf.

Faster Stage

Auf der Faster Stage öffnen die Türen pünktlich um 15:30 Uhr und tausende Metalheads stürmen das Wacken Infield. Mit BÜLENT CEYLAN eröffnet ein eher unkonventioneller Akt das traditionsreiche Festival, die Fans kann der Comedian mit seiner Band aber definitiv überzeugen. Im Anschluss übernehmen die britischen Glam-Rocker THE DARKNESS, die mit spaßigen Songs und einer guten Portion schwarzem Humor eine Stunde beste Unterhaltung abliefern. Gleich danach übergeben die Briten das Zepter an die Celtic-Punk-Legenden FLOGGING MOLLY. Sänger Dave King und seine sechs Bandmitglieder springen über die Bühne und nehmen mit ihrer guten Laune das ganze Publikum vor der Faster Stage mit.

Den Abschluss dieses Tages bildet niemand Geringeres als die alten Wacken-Hasen von IN EXTREMO. Selbstironisch proklamiert Sänger Michael „Das letzte Einhorn“ Rhein, sie seien „die Band, die ihre Hits zuerst spielt!“. Dies ist allerdings bei einem Set, welches quasi nur aus Hits aus ihrer fast 30-jährigen Bandgeschichte besteht, inklusive dem kommenden Album „Wolkenschieber“, nicht wirklich verwunderlich. Mit spektakulärem Feuerwerk, lautstarken Forderungen nach einer Zugabe, dem die Band leider zu später Stunde nicht nachkommen kann, endet der erste Festivaltag und macht Bock auf die kommenden Tage.

Was lief sonst noch?

Da die Redakteurin bei acht Bühnen und über 200 Bands natürlich nicht überall sein kann, kommt hier am Ende eines jeden Festivaltages ein kleiner Überblick, was am Tag abseits des direkten Auges der Redakteurin noch passiert ist.

Die Louder Stage steht an diesem Mittwoch ganz unter dem Motto „Frauenpower“, denn den ganzen Tag über spielen hier Female-Fronted-Bands unterschiedlichster Generationen. Von all-female Bands wie GIRLSCHOOL und THE WARNING bis hin zu neuen und alten Legenden TINA GUO und SUZI QUATRO.

Auf den W:E:T und Headbanger Stages findet traditionsgemäß nachmittags der erste Teil des Metal Battle statt. Leider schafft es die Redakteurin dieses Mal nur im Vorbeigehen, immer mal einen kurzen Blick zum Metal Battle zu werfen. Überzeugt haben die Redakteurin dabei vor allem DOOMSDAY ASTRONAUT aus Rumänien. Zwischendurch präsentieren sich die Gewinner des letzten Jahres PHANTOM EXCALIVER. Am Abend gehören die Bühnen dann den ehemaligen Teilnehmern und Gewinnern des Metal Battle DRONE, BLIND CHANNEL, WALKWAYS und CRISIX.

Mitgröhlmoment des Tages: In Extremo - Vollmond

Donnerstag

Der erste Tag, an dem alle Stages den ganzen Tag über bespielt werden: Es wartet ein fulminantes Tageslineup mit Größen wie ACCEPT, SCORPIONS und KK’S PRIEST, Fan-Favoriten wie OPETH und CORVUS CORAX und musikalischen Einhörnern wie ALLIGATOAH.

Wackinger Stage

Auf der Wackinger Stage gibt es heute einen besonderen Mix aus deutschem Mittelalterrock, Symphonic-, Death- und Thrash-Metal. Neben Szenegrößen wie ASENBLUT und CORVUS CORAX sind auch weniger etablierte Namen wie DIE HABENICHTSE und BLACKBRIAR sowie Newcomer wie KUPFERGOLD am Start.

ASENBLUT machen am Nachmittag mit ihrem Mix aus Viking- und Melodic-Death-Metal schon mal Lust auf den Headliner am Samstag, AMON AMARTH. Im Anschluss übernehmen DIE HABENICHTSE die Bühne und nehmen das Publikum mit in die Welt der Bettler und Vagabunden. Mit spaßigen Texten, Melodien mit Ohrwurmfaktor und einer kleinen, aber feinen Bühnenshow beweist das Quartett, dass es nicht nur auf Mittelaltermärkten und kleinen Bühnen brilliert. CORVUS CORAX haben in diesem Jahr leider den unglücklichen Slot parallel zum Headliner SCORPIONS erwischt, was die Könige der Spielleute allerdings nicht davon abhält, zahlreiche Fans vor der Wackinger Stage zu versammeln.

Louder Stage

Auf der Louder Stage geht es turbulent zu. Beginnend mit der DIO-Tribute-Band DIO DISCIPLES, bestehend aus ehemaligen Bandmitgliedern DIOs, geht der Tag weiter mit SWEET, ARMORED SAINT und MR. BIG. Um 19:45 Uhr betritt dann ein im Vorfeld heiß diskutierter Act die Bühne – ALLIGATOAH. Auch wenn die Position im Line-up und generell das Auftreten des Rappers auf dem W:O:A bei großen Teilen der Community auf Unverständnis gestoßen sind, zeigt sich, dass ALLIGATOAH mehr Fans auf diesem Festival zu haben scheint, als erwartet.

Der Auftritt beginnt mit eher unkonventionellem Bühnenbild – ein Großraumbüro, in dem seine Bandkollegen in Anzügen und ausgestattet mit Headsets ihre Plätze an unterschiedlichen Schreibtischen einnehmen. Nach einem spektakulären Intro, bei dem eine Lebensgroße ALLIGATOAH-Puppe von oben auf die Bühne kracht, betritt der Rapper in Jogginganzug und Hausschuhen sowie Pelzmantel bekleidet die Bühne.

Während seines etwas mehr als einstündigen Sets, bestehend aus einem Mix aus alten Hits und Songs aus seinem neuen Metal-Album, muss aufgrund des hohen Besucheraufkommens vor der Bühne der Zugang zur Louder Stage zeitweise gesperrt werden. Im Verlauf seiner Show zerstört ALLIGATOAH nach und nach sein Großraumbüro auf der Bühne und macht damit den Bühnenshows so mancher etablierter Metalacts Konkurrenz. Das anwesende Publikum feiert den Rapper wie jeden anderen Act und der ursprüngliche Unmut scheint, zumindest bei den Anwesenden, verflogen.

Den Abschluss auf der Louder Stage bestreiten an diesem Wacken-Donnerstag die Progressive-Metal-Giganten OPETH. Wie auch CORVUS CORAX spielen OPETH zeitgleich zum Headliner SCORPIONS, welche von der Louder Stage zu diesem Zeitpunkt deutlich zu hören sind. Schon zu Beginn des Sets verkündet Sänger Mikael Åkerfeldt, welch großer Fan von THE SCORPIONS er selbst ist und schlägt noch im selben Atemzug vor, dennoch einfach zuzuhören.

Die Setlist von OPETH wurde im Vorfeld von Fans im Rahmen einer Online-Abstimmung ausgewählt und wird von Åkerfeldt als „exclusively old shit“ bezeichnet. Am Ende besteht das 1,5-stündige Set aus acht Songs, die überwiegend aus den frühen 2000ern stammen und eine dunkelschöne atmosphärische Show entstehen lassen.

Was lief sonst noch

Nachdem SKYLINE traditionell den Wacken Donnerstag auf der Faster Stage eröffnet haben, gibt es heute auf beiden Hauptbühnen klassischen 80er Jahre Heavy Metal auf die Ohren. Von deutschen Legenden ACCEPT und SCORPIONS über AXEL RUDI PELL bis hin zu KK’S PRIEST ist für alle Liebhaber der alten Schule etwas dabei.

Den Tagesabschluss bildet dabei das fünfminütige Set der GROWLING CREATURES, einer Initiative von Sponsor Krombacher und NABU Deutschland, bei der auf bedrohte Tierarten und Artenschutz aufmerksam gemacht werden soll. Das Set besteht aus drei Songs, welche aus den Rufen neun bedrohter Tierarten produziert wurden und die nun auf dem 33. Wacken Open Air erstmals auf einer Bühne – begleitet von einer kleinen Drohnenshow – „aufgeführt“ werden.

Die W:E:T und Headbanger Stage stehen auch heute voll im Zeichen des Wacken Metal Battle. Die im Vorfeld als Favoriten gehandelten PARAMENA aus Japan und die polnische Band AQUILLA stechen dabei positiv heraus. Für letztere hat es sogar für einen mehr als verdienten zweiten Platz gereicht. Am Abend geht es mit einer Runde Black-, Death- und Pagan-Metal auf den beiden ehemaligen Zeltbühnen weiter. Mit INCANTATION, UADA und TRELLDOM sind dabei große Namen der Szene vertreten.

Mitgröhlmoment des Tages: Alligatoah – Willst du?

Freitag

Das Festival ist in vollem Gange und an diesem dritten Festivaltag erwartet die Fans bei bestem Sommerwetter die lange in Wacken erwarteten Headliner KORN. Unter den heute auftretenden Bands befindet sich auch die Wacken-Legende BLIND GUARDIAN, die heute das erste Mal seit acht Jahren wieder auf dem Holy Ground auftritt. Vorher gibt sich KISS-Legende GENE SIMMONS mit einem Solo-Set die Ehre.

Wackinger Stage

Mal wieder beginnt dieser Wackentag für die Redakteurin auf der Wackinger Stage. Genauer gesagt mit dem Celtic-Metal-Quintett SKILTRON. Die international besetzte Band schafft es zur frühen Stunde schon, ein beachtliches Publikum vor der Bühne zu versammeln und bringt dieses sprichwörtlich zum Kochen. Ansonsten geben sich auf der Wackinger Stage an diesem Freitag noch LIV KRISTINE, ehemalige Sängerin von LEAVES' EYES, sowie NACHTBLUT, EINHERJER und VREID die Ehre. Letztere mit speziellen 30-Jahre-Jubiläumsshows beider Bands.

Louder Stage

Das Programm auf der Louder Stage kann sich am Freitag sehen lassen: Die nationalen Lieblinge BETONTOD und KNORKATOR mischen sich heute unter internationale Größen wie PAIN, BLUES PILLS und WATAIN.

Ein besonderes Highlight für die Redakteurin bildet der Auftritt der US-amerikanischen Punk-Band ZEBRAHEAD. Das Quintett um Frontman Ali Tabatabaee liefert eine energiegeladene spaßige Show ab und enthüllt während der Show, dass Head of Security Josh am heutigen Freitag seinen Geburtstag feiert. ZEBRAHEAD lassen es sich natürlich nicht zweimal sagen, ihm zusammen mit dem Publikum ein Ständchen zu singen und Josh ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk zu machen: so viele Crowdsurfer beim folgenden Song wie möglich. Dieser Aufforderung kommen die Fans nach, ohne es sich zweimal sagen lassen zu müssen und während des Songs „Mike Dexter Is a God, Mike Dexter Is a Role Model, Mike Dexter Is an Asshole“ surfen dutzende Crowdsurfer durch die Reihen nach vorne, vermutlich um Josh persönlich zum Geburtstag zu gratulieren.

Faster & Harder Stage

Auf den Faster und Harder Stages geht es heute heiß her. Auf der Faster Stage steht der Tag ganz im Zeichen des Power Metal. In den frühen Stunden des Tages geben sich die Finnen SONATA ARCTICA und BEAST IN BLACK die Klinke in die Hand. Letztere überzeugen mit spannendem Bühnenbild und Lichtshow, die leider im Tageslicht eher untergeht. Mitgebracht haben BEAST IN BLACK Hits ihrer drei Studioalben wie „Blind And Frozen“, „Sweet True Lies“ und „One Night in Tokyo“. Das Publikum hat Spaß und außer der etwas merkwürdigen Abmischung des Sängers Yannis Papadopoulos gibt es keinen Grund zur Kritik. Parallel zu ZEBRAHEAD machen FEUERSCHWANZ die Faster Stage unsicher.

Während dessen gibt es auf der Harder Stage etwas mehr Kontrastprogramm. Angefangen bei Hardcore von THE AMITY AFFLICTION über Alternative-Metal von SPIRITBOX bis hin zu dem wohl unangenehmsten Auftritt des gesamten Festivals: GENE SIMMONS. Das Set des 74-Jährigen besteht nahezu nur aus Coversongs. Von KISS über VAN HALEN bis hin zu MOTÖRHEAD und LED ZEPPELIN findet nur ein einziger eigener Song seinen Weg in das 75-minütige Set.

Doch zum Fremdschämen wird es, wenn Simmons eine Gruppe Kinder im Alter von 8 bis 14 Jahren auf die Bühne holt, ihnen unangebrachte und unangenehme Fragen stellt und für einen Song mitsingen lässt. Den meisten Kindern ist anzusehen, dass sie eigentlich lieber woanders wären. Generell scheint GENE SIMMONS mehr zu reden als Musik zu spielen, sodass es nicht verwunderlich ist, dass er mit dem Festival-Zeitplant nicht so ganz mitkommt. Bevor er seinen letzten Song „Rock And Roll All Nite“ anstimmt, gibt er zu verstehen, „They want us to end the Show, but we won’t go“.

Die letzten Stunden des Tages werden auf den beiden Hauptbühnen von großen Namen der Szene gestaltet. Zur Prime-Time geht es los mit BLIND GUARDIAN, einem absoluten Fan-Favoriten. Mit einem Best-Of-Set, bestehend aus den größten Hits aus fast 40 Jahren Bandgeschichte, hat das Quartett um Sänger Hansi Kürsch Wacken voll im Griff. Natürlich fehlt kein Song, den man sich von BLIND GUARDIAN in Wacken wünschen würde. Von „The Bard’s Song – In the Forest“ über „Valhalla“ bis hin zu „Nightfall“ und „Mirror Mirror“ hört das Publikum quasi nicht mehr auf, mitzusingen und mal wieder einen epischen Chor aus tausenden Stimmen zu bilden.

Nach BLIND GUARDIAN betreten die Headliner des Tages die Bühne: KORN. Die Amerikaner sind in diesem Jahr zum ersten Mal Teil des Wacken Line-ups – und nach Gesprächen im Publikum zu urteilen ein absolutes Must see. Da die Redakteurin sich nach viel Überlegen dazu entschieden hat, statt KORN lieber UNLEASH THE ARCHERS auf der W:E:T Stage anzuschauen, verpasst sie damit vom weiten Hören zu urteilen eine fette Party und mega Stimmung. Bei Klassikern wie „Freak On A Leash“, „Rotting In Vain“ und „A.D.I.D.A.S.“ bebt nicht nur sprichwörtlich der Acker, und es wäre nicht verwunderlich, wenn tausende springende Fans hier (wenn auch wissenschaftlich fast unmöglich) ein kleines Erdbeben ausgelöst hätten.

Den Abschluss auf den Hauptbühnen bildet dann für diesen Tag AVANTASIA. Mit reichlich Gästen auf der Bühne und einer Setlist voller Hits lässt die Formation um Tobias Sammet keinen Fan traurig nach Hause gehen.

Headbanger & W:E:T Stage

Der Metal Battle ist vorbei, das heißt, auf den beiden ehemaligen Zeltbühnen gibt es heute den ganzen Tag reguläres Metal-Programm: Den Tag über wechseln sich junge Newcomerbands wie FUTURE PALACE mit alten Hasen wie XANDRIA oder SOIL und dem ein oder anderen First Timer ab. Der Auftritt der niederländischen Punk-Band JOHN COFFEY muss leider aufgrund einer Autopanne ausfallen, würdig vertreten werden sie von DRONE Gitarrist Moritz Hempel, der kurzerhand ein kurzes Set mit Akustikgitarre auf die Beine stellt. Das Abendprogramm auf diesen beiden Stages kann sich parallel zum Headliner KORN aber deutlich sehen lassen.

... beginnend beim lang ersehnten Auftritt von den Kanadiern UNLEASH THE ARCHERS, die mit Ausnahme zweier Festivals seit 2017 kein Konzert mehr auf europäischem Boden gespielt haben. Die Power-Metal-Band um Frontfrau Brittney Slayes schaffen es nicht nur, ein fulminantes Kontrastprogramm zu KORN oder KNORKATOR zu bieten, sie versammelt auch eine nicht ganz kleine Menschenmenge vor der Headbanger Stage. UNLEASH THE ARCHERS liefern von den Fans lautstarkt gefeiert eine grandiose Show ab, leider getrübt durch sehr publikums- und fotounfreundliches Licht, welches die Bandmitglieder eher versteckt als hervorhebt.

Die Setlist kann sich aber sehen lassen, von Klassikern wie „Awakening“ und „Abyss“ bis hin zu Songs aus dem aktuellen Album „Phantoma“ ist fast alles dabei, was sich das Fan-Herz wünscht, einzig fehlte die Hitsingle „Northwest Passage“, um das Set perfekt zu machen. Sowohl die Redakteurin als auch umstehende Fans sind sich einig, dass die Performance und Stimmgewalt der Frontfrau die bis jetzt beste auf dem gesamten Festival ist. Dafür ist es auch mehr als okay, KORN zu verpassen.

Direkt im Anschluss von UNLEASH THE ARCHERS geht es weiter mit einem Genre-Umschwung zu feinstem Dark-Rock von THE 69 EYES. Das Quintett aus Helsinki warten mit einem Set aus alten Klassikern wie „Wasting The Dawn“, „Lost Boys“ und „Gothic Girl“ sowie einigen Covern und Songs aus dem aktuellen Album „Death Of Darkness“ auf. Mit vergleichsweiser langsamen und düstereren Klängen bieten sie allen Fans einen Ort, um schwarzmelodisch etwas zur Ruhe zu kommen.

Was lief sonst noch?

Da sich die Redakteurin an diesem Freitag vor fast allen Bühnen ein wenig herumgetrieben hat, gibt es wenig, was sie nicht zumindest am Rande mitbekommen hat. Doch auch dieses Jahr fällt unter dem üppigen Konzertprogramm wieder einmal die Wasteland Stage hinten herunter. Dort gibt es gerade am Abend mit IGNEA und ROBSE, dem Solo Projekt des ehemaligen EQUILIBRIUM Frontmanns Robert „Robse“ Dahn, einige Highlights zu bestaunen.

Mitgröhlmoment des Tages: Nahezu alle Songs von Blind Guardian

Samstag

Der letzte Festivaltag bricht an und wie jedes Jahr liegt ein Hauch von Aufbruchstimmung über dem Campground. Trotz einer durchwachsenen Wettervorhersage, welche die Sonne und Hitze der letzten Tage gegen einen bedeckten Himmel und Regen austauscht, geht es heute noch einmal richtig los: Neben dem Headliner AMON AMARTH und den Auftritten der Szene-Größen ARCHITECTS, MAYHEM und CRADLE OF FILTH gibt es auch einige Spezialshows zu sehen, z.B. den musikalischen Schlagabtausch zwischen HÄMATOM und Rapper FINCH.

Wackinger Stage

Auch wenn der Wacken Samstag für die Redakteurin zur Abwechslung mal nicht auf der Wackinger Stage beginnt, wird sie auch heute in keinem Fall ausgelassen. Nachdem zum Mittag die WACKEN FIREFIGHTERS den Tag eröffnet haben, geht es hier weiter mit VANAHEIM und PADDY AND THE RATS. Letztere sorgen mit einer Portion tanzbarem Irish-Folk-Punk für Stimmung.

Gegen Ende des Sets der Ungarn bahnt sich ein dunkler Himmel an und ein prognostiziertes kleines Regengebiet entleert sich über dem Holy Ground. Eigentlich war der Plan der Redakteurin, nun bei THE BLACK DAHLIA MURDER auf der Headbanger Stage vorbeizuschauen, was kurzerhand über den Haufen geworfen wird, um im Wackinger Village Schutz zu suchen.

Dabei entdeckt die Redakteurin recht unverhofft den Künstler VAN TASTIK, der just zu diesem Zeitpunkt sein Set im „Wackinger Beergarden“ beginnt. Die Ein-Mann-Band spielt vorrangig selbstgeschriebenen düsteren Classic-Rock mit Blues-Elementen und dem ein oder anderen Coversong. Während der Regen unablässig auf das Zeltdach klopft und alle Versammelten noch ein wenig zusammenrücken, bekommt VAN TASTIKS herausragende musikalische Performance gleich eine ganz besondere Atmosphäre.

HEIDEVOLK müssen am Anfang ihres Sets noch mit ein paar Regentropfen kämpfen, aber schnell genug strahlt die Sonne wieder über dem Holy Ground. Spätestens bei der dänischen Folk-Metal-Band SVARTSOT ist vom kleinen Unwetter nichts mehr zu spüren und der zunächst als Mönch verkleidete Sänger nimmt während des ersten Songs gerne ein Bad in der Menschenmenge. Dem Sextett ist anzusehen, dass es unglaublich viel Spaß auf der Bühne hat, was schon nach kurzer Zeit dermaßen auf das Publikum überspringt, dass die Haare nur so fliegen.

Am Abend geben sich dann, nicht so ganz im Kontrastprogramm zum Headliner AMON AMARTH, die schwedischen Viking Metaller THYRFING und die irischen Pagan Metaller PRIMORDIAL die Ehre.

Louder Stage

Gut gelaunt geht es am finalen Wacken-Tag auf der Louder Stage mit FIDDLER'S GREEN los. Der Platz ist voller Speedfolk-Fans und die sechs Bandmitglieder geben mindestens 120 Prozent auf der Bühne. Es wird getanzt, geheadbangt und mitgesungen. Traditionellerweise wird auch hier beim Song „I'll Tell Me Ma“ das Greenpeace Schlauchboot zu Wasser gelassen und Geiger Tobi darin fröhlich Crowdsurfen geschickt. Ein spaßigerer Tagesbeginn ist wohl kaum möglich.

Im weiteren Verlauf des Tages betreten einige der großen Namen im Metal die Louder Stage: Unter ihnen MAYHEM, CRADLE OF FILTH und MOTIONLESS IN WHITE.

Faster & Harder Stage

Während FIDDLERS GREEN die Louder Stage zerlegen, beginnt auf den Hauptbühnen der Tag mit einer Frühshoppen-Show von TANKARD, gefolgt von der Show zum 40-jährigen Bandjubiläum der englischen Rocker RAVEN.

Für viele Besucher:innen sind OOMPH! das erste Tageshighlight, die Band ist das erste Mal in Wacken mit neuem Sänger. Neben den alten Klassikern stellen OOMPH! ihr aktuelles Album „Richter und Henker“ ausgiebig vor. Ihnen folgen niemand Geringeres als die Power-Metal-Titanen DRAGONFORCE, die hier vor allem durch opulente Bühnendeko herausstechen.

Mit großen Schritten nähren sich die Fans vor den Hauptbühnen dem heutigen Headliner AMON AMARTH. Doch vorher gibt es noch eine Prise Extreme-Metal von BEHEMOTH. Auch das Quartett um Frontman Adam „Nergal“ Darski kommt um zu feiern, denn wie das W:O:A feiern auch BEHEMOTH in diesem Jahr ihr 33-jähriges Jubiläum. Mit einem Set aus allen Phasen ihrer Karriere, einer Menge Nebel und Pyrotechnik legen die Polen eine Show hin, die niemand so schnell vergessen wird.

Ehe man sich versieht, ist es auch schon Zeit für den Headliner des Tages: AMON AMARTH. Schon von Beginn an geben die Schweden alles – und Drummer Jocke Wallgren, der in einem sich zwischen zwei Wikingerschiffen befindlichen, riesigen gehörnten Helm Platz findet, trommelt sich für die nächsten 2 Stunden die Seele aus dem Leib. Begleitet von Pyrotechnik, einer exzellenten Bühnenshow mit Schwertkämpfern, nordischen Göttern und dem die Midgardschlange besiegenden Sänger Johann Hegg bekommt das Wacken-Publikum einen absolut würdigen letzten Headliner geboten.

AMON AMARTH spielen ein Set überwiegend aus den Klassikern der letzten Jahrzehnte, jedoch mit der ein oder anderen Überraschung. So kramen die Schweden mal wieder den Song „The Last With Pagan Blood“ vom 1999 erschienenen Album „The Avenger“ heraus, den sie seit 2017 nicht mehr live gespielt haben. Im Publikum wird während des gesamten Sets gerudert, gemosht, geheadbangt und getanzt.

Im Anschluss zum Samstags-Headliner folgt traditionell das Promoters Farewell, in dem sich die Organisatoren Holger Hübner und Thomas Jensen an das Publikum wenden, um sich zu bedanken und die ersten Bands sowie das Motto des nächsten Jahres anzukündigen. Bereits im letzten Jahr gesellte sich zu den Performern eine Drohnenshow, die auch dieses Jahr wieder den Himmel erhellt. Es kommt zum Kampf zwischen Aliens und Wasteland Warriors und kurze Zeit später werden die ersten 34 Bands für das nächste Jahr angekündigt. Darunter befinden sich Namen wie MACHINE HEAD, GOJIRA, PAPA ROACH und SALTATIO MORTIS.

Nachdem die ARCHITECTS den Abschluss auf der Faster Stage gestaltet haben – und sich ein wenig 2023 Gedächtnisschlamm vor den Hauptbühnen angesammelt hat – beginnt kurz nach 0:30 Uhr der nun wirklich letzte Akt auf den Main Stages: HÄMATOM VS FINCH. Was die Redakteurin am Anfang des Festivals definitiv nicht erwartet hätte, ist, dass sie gleich zwei Rapper in Wacken sehen und die Performances gut finden würde.

Geteilt durch eine Mauer aus Kartons stehen sich HÄMATOM und FINCH gegenüber und performen zunächst abwechselnd drei eigene Songs, bevor sie vom jeweiligen Gegner einen Titel covern. Dabei vergnügt sich die nicht spielende Band auf ihrer Seite mit unterschiedlichen Aktivitäten wie Ballspielen, Zeitung lesen oder Staubsaugen. Doch in diesem Format soll es nicht das ganze Set über weitergehen, denn es wird verkündet, „Musik soll verbinden!“. Unter lauten „Die Mauer muss weg!“-Rufen aus dem Publikum wird diese niedergerissen und beide Bands setzen zu einem „I`ve Been Looking For Freedom“-Cover von DAVID HASSELHOFF an, zusammen mit passendem Pappaufsteller des selbigen. Inzwischen ist der kollaborative Teil des Sets gestartet und HÄMATOM und FINCH performen zusammen dann noch einige Songs beider Bands. Natürlich darf auch das traditionelle Drumkit-Crowdsurfen HÄMATOMs nicht fehlen. Heute nehmen sie dann noch den FINCH-Gitarristen im Schlauchboot mit.

Schaut man sich im Publikum um, hat augenscheinlich jeder die Message verstanden und sowohl FINCH als auch HÄMATOM werden wie die Rockstars, die sie sind, gefeiert. Es wird klar, dass es auch im Metal-Mekka Wacken Platz für mehr Musik als nur Metal und Rock gibt. Erwähnenswert ist zudem, dass FINCH und seine Band am selben Tag noch ein eigenes Konzert in der Berliner Wuhlheide gespielt haben und per Hubschrauber nach Wacken eingeflogen werden. Fazit du diesem ungewöhnlichen Duo: HÄMATOM VS FINCH machen Party und bilden einen absolut würdigen Abschluss des 33. Wacken Open Airs.

Headbanger & W:E:T Stage

Auf der W:E:T und Headbanger Stage geht es heute ebenfalls nochmal heiß her. Bands wie BOKASSA, THE BLACK DAHLIA MURDER und BRUTUS gestalten den Nachmittag, bevor am Abend der ehemalige SCROPIONS Gitarrist ULI JON ROTH gefolgt von der amerikanischen Thrash-Metal-Band FLOTSAM & JETSAM die Bühnen betreten. Am späten Abend beschließen INSOMNIUM und TRAGEDY das Festival auf den ehemaligen Zeltbühnen. Die Finnen INSOMNIUM bestechen dabei durch ihre atmosphärische Bühnenshow, getränkt in blaues Licht und Nebel.

Mitgröhlmoment des Tages: Amon Amarth - Heidrun

Fazit

Neuerungen und Altbekanntes gaben sich auf dem Wacken Open Air 2024 die Hand. Ob man das neue Anreisekonzept, das große Merchandise-Zelt mit Click&Collect-Service oder den kleinen Müller Markt mag oder nicht, das Festival entwickelt sich und fühlt sich gleichzeitig an, zumindest für die Redakteurin, wie es immer schon war.

Überraschenderweise war die nächste Ausgabe des Wacken Open Air nicht wie üblich nach wenigen Stunden ausverkauft, sondern erst nach knapp acht Wochen. Ob das an der bis dato bekannten Bandauswahl, dem Motto oder an den stetig steigenden Preisen liegt, ist nur zu spekulieren. Am Ende ist aber wieder einmal zu sehen: Egal, wie lange es dauert, die Fans kommen wieder und feiern Jahr um Jahr Anfang August die größte Metal Party Deutschlands.

Wir sehen uns beim nächsten Wacken Open Air – Rain or Shine!

Luise

Stile: Melodic-Death-, Prog-, Folk-, Pagan Metal, Folk-, Alternative Rock

Bands: Coppelius, Avatar, Orphaned Land, Opeth, Carach Angren, Dimmu Borgir, Rotting Christ, Dark Tranquillity, Amorphis, Soilwork, Heilung

Reviews / Artikel dazu