Geschrieben von Donnerstag, 17 Oktober 2024 18:50

Arch Enemy, In Flames und Soilwork in Düsseldorf - Bericht von der "Rising From The North" Tour

Arch Enemy Arch Enemy Foto: Sunny

Seit fast 11 Monaten habe ich die Tickets zu Hause und auf diesen Tag gewartet. Endlich ist es soweit – ARCH ENEMY ist in Deutschland mit IN FLAMES und SOILWORK auf ihrer „Rising From The North“ Tour. Am 12.10. kann ich mir diese drei Bands aus Schweden live in Düsseldorf ansehen.

Zwei Stunden vor Einlass bin ich genau passend da, um einen tollen Platz in der zweiten Reihe zu bekommen. Bereits 15 Minuten später ist die Schlange richtig lang. Leider gibt es vor der Mitsubishi Electric Halle keinerlei Versorgungsmöglichkeiten für die Fans. Somit fühlt sich die Wartezeit bei einigen Regentropfen auch irgendwie länger an als sonst.

Der Eingang für die Gäste mit VIP-Tickets ist direkt links neben mir. Diese werden natürlich früher hineingelassen. Nach wenigen Minuten kommen allerdings viele mit unzufriedenen Gesichtern wieder heraus und müssen leider persönliche Dinge, die sie signieren lassen wollten, zurück in ihr Auto bringen.
Bei diesem Konzert ist es – wohl angeblich aus Zeitgründen – nicht erlaubt, eigene Sachen wie Poster und Gitarren unterschreiben zu lassen. Eigentlich sehr schade angesichts der hohen VIP-Ticket-Preise: Für IN FLAMES kostete dies beispielsweise 150 EUR pro Person, wenn man die ersten drei Songs der Band backstage erleben möchte, sogar 250 EUR, wie mir ein Fan vor dem Konzert erzählt.

Zum Glück erklärt er mir auch, dass wir für den Innenbereich extra Bändchen irgendwo abholen müssen, da man sonst im Laufe des Abends nicht mehr hineinkommt. Dies ist wirklich nur sehr unübersichtlich organisiert. Später gibt es hier bei vielen Gästen tatsächlich Schwierigkeiten und Missverständnisse.

Die Venue ist mit ca. 7.000 Gästen seit Monaten ausverkauft und es gibt wahlweise Steh- und Sitzplätze zum gleichen Preis. In der Halle sind dann auch endlich genug Versorgungsmöglichkeiten mit Essen und Getränken für die Fans und mehrere Merch Stände von allen drei Bands.

SOILWORK machen den Auftakt

Pünktlich um 19 Uhr startet SOILWORK mit der Show. Die sechs Musiker spielen knappe 45 Minuten ein starkes Konzert mit neun Songs von verschiedenen Alben. Im Hintergrund hängt das Rollbanner mit Bandlogo und davor steht das eigene Drumset und Keyboard, die Atmosphäre wird unterstützt durch Licht- und Nebeleffekte. Besonders freue ich mich, dass sie auch ihre zuletzt veröffentlichte Single „Spirit Of No Return“ mit im Programm haben.

Setlist SOILWORK:
„Stabbing The Drama“, „Arrival“, „Exile“, „Distortion Sleep“, „Spirit Of No Return“, „Övergivenheten“, „Death Diviner“, „The Ride Majestic“, „Stalfagel“

Während der Umbaupause werden das Rollbanner sowie das Drumkit und das Keyboard getauscht für die nächste Band IN FLAMES, einen der beiden Headliner des Abends.

IN FLAMES – Energiegeladen und fannah

Auch hier sind die Fans ab der ersten Sekunde voll dabei. Es wird eine energiegeladene, großartige Show geboten, mit 16 Songs bunt gemischt von verschiedenen Alben. Der Moshpit feiert und hüpft bis fast zur Erschöpfung mit (das Energielevel wurde hier bereits vor ARCH ENEMY ordentlich beansprucht).

Highlight ist für mich (und viele andere sicherlich auch) der grandios performte Song „Only For The Weak“. Hier schnappt sich Sänger Anders Friden das Handy von einem Fan aus den ersten Reihen und singt auf der Bühne kräftig hinein. Da wünscht sich doch quasi jeder, dass es das eigene Handy gewesen wäre, einfach klasse!

Die Spieldauer soll ca. 70 Minuten gewesen sein. Für mich fühlte sich dies allerdings etwas länger an, obwohl die Zeiten der beiden Headliner angeblich identisch waren. Vielleicht lag es an der Spielfreude und Dynamik, die die Musiker auf der Bühne rübergebracht haben: Es herrschte ein unglaublicher Energieaustausch zwischen Band und Publikum.

Setlist IN FLAMES:
„Cloud Connected“, „Take This Life“, „Deliver Us“, „Paralyzed“, „In The Dark“, „Voices“, „Food For The Gods“, „Coerced Coexistence“, „Trigger“, „Only For The Weak“, „Meet Your Maker“, „State Of Slow Decay“, „Alias“, „The Mirror’s Truth“, „I Am Above“, „My Sweet Shadow“

Als letzte Band des Abends folgt nun der zweite Headliner ARCH ENEMY mit ein paar Minuten Verspätung. Für diesen Auftritt werden u.a. nochmal das Drumkit und natürlich das Rollbanner mit dem Bandlogo getauscht.

ARCH ENEMY – Professionell und distanziert

Mit „Deceiver, Deceiver“ startet die finale starke Show. Die Fans sind auch hier wieder sofort dabei, wobei der Moshpit tatsächlich etwas kleiner ist als bei IN FLAMES. Vielleicht haben sich die Fans da schon ordentlich verausgabt.

Der Fokus liegt definitiv immer bei der polarisierenden, stimmgewaltigen Sängerin Alissa White-Gluz, die sich während der instrumentalen Parts stets extra zum Drumset im Hintergrund zurückzieht. Insgesamt herrscht bei ARCH ENEMY weniger Dynamik auf der Bühne. Die Musiker bleiben immer auf ihrer jeweiligen Seite der Stage und auch untereinander agieren sie nur wenig miteinander. Nicht nur für mich, auch für andere Gäste fühlt es sich nach einer gewissen Distanz und Unnahbarkeit auch zum Publikum an im Vergleich zu den Bands davor.

ARCH ENEMY performen perfekt ihre Songs – musikalische Spielereien, wie man sie live vielleicht erwarten würde, finden kaum statt. Es gibt einige kürzere Ansprachen der Sängerin, zum Beispiel bei der Vorstellung des noch unveröffentlichten Songs „Liars And Thieves“, bei der sie um die Abstimmung der Fans bittet, ob sie ihn mögen oder nicht. Das neue Album, auf dem der kürzlich veröffentlichte Titel „Dream Stealer“ und der erwähnte enthalten sind, wird am 28. März 2025 erscheinen.

Eine weitere persönliche Kontaktaufnahme findet kurz vor Ende der Show mit einem kleinen Mädchen am Bühnenrand statt. Ansonsten sind die Musiker nach meinem Gefühl etwas zurückhaltender im Austausch mit den Gästen.

Eigentlich bin ich musikalisch näher an ARCH ENEMY, doch heute holen sie mich leider emotional weniger ab als erwartet. Die überzeugendste Darbietung auf der Bühne kam für mich von IN FLAMES. Nur zwei Mal, nach meiner Wahrnehmung, kommt Alissa auf unsere Bühnenseite und etwas näher ans Publikum. Ein ganz besonderer Moment für mich entsteht, als sie die erste Strophe meines Lieblingsliedes „The Eagle Flies Alone“ direkt vor mir performt. Das ist absolut klasse, auch wenn das in dem Gerangel etwas an Epik verliert. Aber damit muss man rechnen bei einem solchen Konzert.

Beim letzten Song werden überdimensionale rote und schwarze Ballons über den Fans fliegen gelassen. Das ist natürlich nochmal ein riesiger Spaß für alle.
Nach 13 Songs von verschiedenen Alben sowie dem bisher unveröffentlichten Bonus-Song vom kommenden Album, zwei Einspielern „Saturnine“ (mittig) und „Enter The Machine“ (am Ende), ist die Show bereits nach maximal 70 Minuten zu Ende. Das fühlt sich für uns Fans ganz schön kurz an und es gibt leider bei allen drei Bands auch keine Zugaben.

Auf sämtlichen Setlisten von ARCH ENEMY steht noch ein weiteres Lied „Fields Of Desolation“ – allerdings ist in Düsseldorf der tatsächlich letzte richtig ausgespielte Song der Knaller „Nemesis“. Ein mittlerweile übliches Abschlussfoto von der Bühne aus wird auch nur bei ARCH ENEMY geschossen. Alle anderen Bands sind einfach ohne gegangen.

Einige Fans hatten Glück und konnten eine der geworfenen Setlists, Drumsticks oder Plektren ergattern. Hiervon warf Mitbegründer und Gitarrist Michael Amott von ARCH ENEMY mit vollen Händen reichlich in die Mitte der Gäste, die wahrscheinlich nicht mal alle wiedergefunden wurden.

Setlist ARCH ENEMY:
„Deceiver, Deceiver“, „The World Is Yours“, „House Of Mirrors“, „My Apocalypse“, „Dream Stealer“, „War Eternal“, „The Eagle Flies Alone“, „First Day in Hell“, „Saturnine“ (Einspieler), „Liars And Thieves“ (Bonus), „As The Pages Burn“, „Sunset Over The Empire“, „No Gods, No Masters“, „Nemesis“, („Fields Of Desolation“ nicht in Düsseldorf), „Enter the Machine“ (Outro)

Gut gefällt mir, dass im Anschluss an die Shows für die Fans nochmal die Möglichkeit besteht, sich zu stärken oder Merch zu kaufen. Man wird nicht sofort aus der Halle gedrängt, so wie es oft in anderen Venues ist. Auch bleibt noch Zeit für nette Gespräche mit verschiedenen Fans oder Leuten vom Merch.
Alles in allem war es ein gelungener, energiegeladener Abend – wenn auch teilweise abweichend zu den Erwartungen –, der auf jeden Fall Bock auf eine Wiederholung macht.

Sunny

Stile: Powermetal, Progressive and Symphonic Metal, Melodic Powermetal, Posthardcore, Melodic Death Metal, Mittelalter Rock/Metal, Folk/Viking Metal, Heavy Metal, Hardrock

Bands: Powerwolf, Sabaton, Tommy Johansson, Elvellon, Induction, Warkings, Dragonforce, Hammerfall, Hammerking, Arch Enemy, Aephanemer, Iron Maiden, Primal Fear, Stranger Vision, Vanish, Venues, Bloodorn, Bloodbound, The Dark Side Of The Moon, Feuerschwanz, Saltatio Mortis, Blind Guardian, Orden Ogan, Beast in Black, Battle Beast, Amaranthe, Serenity, Temperance ...

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