2022 hatte ich bereits die Chance, ein Konzert von POWERWOLF auf der Wolfsnächte-Tour zu erleben, und habe daher eine gewisse Vorstellung, was mich da heute Großes erwartet. HAMMERFALL und WIND ROSE sehe ich dagegen zum ersten Mal und bin sehr gespannt.
Aus meinem letzten Konzertbesuch in der Rudolf-Weber-Arena in Oberhausen habe ich gelernt: Wenn man nicht gerade im vorderen Bereich der Warteschlange steht, kann man Pech haben und verpasst aufgrund der dortigen Einlasskontrollen einen Teil der Show der ersten Band – oder im schlimmsten Fall sogar alles. Also gönne ich mir nach Erwerb der Tickets von meinen gesammelten Bonuspunkten das Komfort-Upgrade. Dies bedeutet hier einen bevorzugten Parkplatz in der Nähe der Venue und den Schnell-Einlass durch den separaten Gruppeneingang. Dadurch erhoffe ich mir zusätzlich einen sehr guten Stehplatz vor der Bühne im Innenraum.
Für HAMMERFALL ist meine Wunschvorstellung, rechts vor Oscar Dronjak (Gitarrist und Mitbegründer der Band) zu stehen, um ihn und Sänger Joacim Cans möglichst nah zu erleben. Dass sich mein Traum auf eine andere Art schon vor dem eigentlichen Konzert erfüllen sollte, hätte ich mir nicht ausmalen können.
Glücklicher Auftakt mit Prominenz
Bereits einige Stunden bevor es losgeht, bin ich in Oberhausen, um dort einen schönen Tag bei sonnigem Herbstwetter zu genießen. Im Centro warte ich vor einem Geschäft ... und da kommt ein großer, schlanker Mann mit blondem, langem Haar in meine Richtung gelaufen und ich kann es kaum glauben: es ist Oscar Dronjak. Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen – solch eine Gelegenheit bietet sich wahrscheinlich nur einmal im Leben – und frage ihn nach einem Foto. Ab diesem Moment bin ich mir sicher, an diesem Tag schon jetzt der glücklichste Mensch zu sein: Ein eigenes Foto mit dem Gitarristen von HAMMERFALL – einfach so!
Ca. 90 Minuten vor Einlass stelle ich mich zu einigen anderen Fans, die bereits mit ihrem Komfort-Ticket am Gruppeneingang warten. Von hier oben haben wir einen guten Blick direkt auf die Nightliner und Trucks der Bands. Unten herrscht reges Treiben: Es wird permanent irgendwelches Equipment und Merch in die Halle gekarrt und einige Musiker erkenne ich ebenfalls. Die anderen Fans freuen sich ganz aufgeregt und spekulieren auf Plätze in der ersten Reihe. Ich bin da eher skeptisch, denn es gibt ja auch noch die Gäste mit den VIP-Tickets, die bereits 30 Minuten vor der Einlasszeit hinein dürfen.
Als wir an der Reihe sind, werden wir durch völlig coole und lockere Ordner kontrolliert. Kurz verlassen sie sogar die offene Eingangstür und sagen, wir sollen warten, bis sie wiederkommen und tatsächlich: Ganz brav bleiben alle stehen und keiner geht einen einzigen Schritt vorwärts in die Halle. Das finde ich wirklich sehr amüsant.
Nicht anders als erwartet in dieser Venue – mit Verspätung – werden wir dann alle mit unseren Komfort-Tickets von einem Ordner in die Arena zum entsprechenden Eingang geleitet. Der Zugang in den Innenraum erfolgt von oben über die Tribünen die Treppe hinunter und da bestätigt sich meine Befürchtung: Es stehen bereits Fans mindestens bis zur fünften Reihe und mehr vor der Bühne.
Nichtsdestotrotz führt mein Weg zur rechten Bühnenseite und zunächst ergattere ich einen Stehplatz in der dritten Reihe, leider hinter sehr großen Fans. Nach Rücksprache einigen wir uns schließlich und ich bin glücklich, in die zweite Reihe vorrücken zu können, mit einem tollen Blick auf die Stage.
Die Halle füllt sich schnell, sowohl Innenraum als auch Sitzplätze. Ein Ordner erzählt uns während der Wartezeit, dass heute die Halle für ca. 11.000 Fans ausgelegt ist und bisher ungefähr 8.700 Tickets verkauft worden sind.
WIND ROSE reißen direkt mit
Pünktlich um 18.30 Uhr beginnt der Auftritt von WIND ROSE. Links und rechts auf der Bühne stehen zwei riesige Zwerge als Aufsteller, die angestrahlt werden. Im Hintergrund hängt ein Rollbanner mit dem Logo der Band, davor befinden sich drei Emporen, die optisch an Mauerstücke erinnern, viele Scheinwerfer und ein winziges Drumkit. Hoch oben an den Seiten der Bühne hängen links und rechts riesige Bildschirme mit dem POWERWOLF Logo, die dann tatsächlich auch nur für die dritte Show des Abends genutzt werden.
WIND ROSE haben sechs Songs im Gepäck und powern von der ersten bis zur letzten Minute durch, beginnend mit „Fellows Of The Hammer“. Das Publikum lässt sich sofort mitreißen und die Halle bebt, mit gelegentlichen Unterbrechungen durch kurze Ansprachen von Sänger Francesco Cavalieri. Von ihrem neuen Album „Trollslayer“, das vor der Tour am 04. Oktober veröffentlicht wurde, spielen sie den Song „Rock And Stone“. Ansonsten fünf Titel von zwei älteren Alben.
Den Abschluss bildet, wie bei allen WIND ROSE Konzerten, der Publikumsliebling „Diggy Diggy Hole“ – Gesamspieldauer sind ca. 30 Minuten. In den dicken, warmen Zwergenpelzen und Fellstiefeln kann man sich auch nicht vorstellen, dass die fünf Musiker noch mehr Songs hätten performen können, weil es wirklich sehr warm in der Halle ist.
Setlist WIND ROSE:
„Fellows Of The Hammer“, „Drunken Dwarfes“, „Mine Mine Mine!“, „Rock And Stone“, „Together We Rise“, „Diggy Diggy Hole“
HAMMERFALL – Auch ohne Ballade beeindruckend
Während der Umbaupause verschwinden natürlich die Zwergenaufsteller von der Bühne und das Rollbanner im Hintergrund wird getauscht. Dort erscheint jetzt ein überdimensionaler Ausschnitt vom neuen Albumcover „Avenge The Fallen“ von HAMMERFALL, das am 09. August dieses Jahres erschienen ist. Das kleine Drumkit von WIND ROSE wird abgebaut und das deutlich größere von HAMMERFALL enthüllt, das auf der mittleren Empore verdeckt positioniert ist.
Auf den anderen beiden „Mauerstücken“ performen später abwechselnd Oscar Dronjak (Gitarre), Joacim Cans (Gesang), Fredrik Larsson (Bass) und Pontus Norgren (Gitarre) während der Show. Die Vier sind irgendwie immer in Bewegung und die Show wirkt sehr lebhaft, obwohl außer Licht und Nebel kaum zusätzliche Effekte eingesetzt werden.
Das Konzert der Schweden startet mehr als pünktlich mit dem Opener des aktuellen Albums „Avenge The Fallen“. Im Anschluss folgt ein Kracher dem nächsten und es wird ca. eine Stunde lang durchgepowert. Sie spielen drei neue und neun ältere Songs quer durch die HAMMERFALL-Diskographie, leider keine Ballade. Dabei hat die Band durchaus auch sehr gute langsamere Lieder im Repertoire, die mit Joacims toller Stimme live bestimmt ebenso ansprechend rüberkommen ... was aber wohl in diesem Rahmen der Wolfsnächte nicht vorgesehen ist.
Alles in allem bin ich sehr glücklich, auch HAMMERFALL endlich einmal live gesehen und gefeiert zu haben. Gerne hätte ich noch mehr gehört. Die Band ist ein Garant für gute Unterhaltung, mit ihrer seit vielen Jahren beständig gleichbleibenden Stilrichtung und Qualität. Und ich kann auch nur bestätigen, was ich bereits mehrfach gelesen habe: Die Stimme von Joacim Cans scheint mit zunehmendem Alter sogar eher besser zu werden.
Durch viele kurze, sympathische Ansprachen und Interaktionen kommen die Musiker sehr publikumsnah rüber. Auch untereinander sind sie ein eingespieltes, harmonisches Team – absolute Profis auf der Bühne. Das Abschlusslied, ebenfalls wie bei jedem HAMMERFALL-Konzert, ist „Hearts On Fire“. Wenn auch vielleicht ein Mal zu oft gehört, live funktioniert es definitiv immer.
Setlist HAMMERFALL:
„Avenge The Fallen“, „Heeding The Call“, „Any Means Necessary“, „Hammer Of Dawn“, „Renegade“, „Hammer High“, „Last Man Standing“, „Let The Hammer Fall“, „Hail To The King“, „(We Make) Sweden Rock“, „The End Justifies“, „Hearts On Fire“
POWERWOLF: Ein Live-Gigant, der seinem Ruf gerecht wird
Nach dem Konzert von HAMMERFALL wird die Bühne von einem rot angestrahlten Vorhang mit dem Logo von POWERWOLF verhüllt und dahinter rege für die folgende, sehr abwechslungsreiche und aufwändige Bühnenshow umgebaut.
Dann ist es soweit und die heilige Heavy-Metal-Messe beginnt: Imposant wird Sänger Attila Dorn auf einem Podest in der Mitte der Bühne nach oben gefahren, und er animiert sofort das Publikum zum Mitmachen. Mit großen Feuerfontänen startet der Opener „Bless Em With The Blade“ und uns in den ersten Reihen brennt es quasi das Gesicht weg.
Man ist sofort mittendrin in dieser einzigartigen Show dieser deutschen Heavy-Metal-Größe. Es fällt schwer, die passenden Worte zu finden oder es irgendwie zusammen zu fassen, was hier alles passiert – es ist eine Wucht an Eindrücken, sowohl optisch, musikalisch als auch körperlich. POWERWOLF sind ein absoluter Live-Gigant mit ihren beeindruckenden Artwork-Projektionen im Hintergrund, die jedem Song angepasst sind, der Feuershow, dem Schauspiel der Musiker, v.a. natürlich von Falk Maria Schlegel, den wechselnden Positionen der Bandmitglieder während des Konzerts (außer natürlich vom Drummer), den Interaktionen mit den Fans ...
Es werden 19 Songs rausgeballert, eine Mischung von verschiedenen Alben. Lediglich eine kleine Entschleunigung erfährt das Ganze, während „Alive Or Undead“ nur von Falk Maria Schlegel (Klavier) und Attila Dorn (Gesang) vorgetragen wird, begleitet von tausenden stimmungsvollen Handylichtern in der ganzen Arena. Es ist wirklich unglaublich und immer wieder ein mega Erlebnis, was die Fans von POWERWOLF geboten bekommen.
Highlights sind natürlich unter anderem die üblichen Tanzeinlagen von Falk und Attila zu „Dancing With The Dead“ oder die atemberaubende Inszenierung des Songs „Stossgebet“, bei dem Frontmann Attila wieder auf dem anfangs erwähnten Podest nach oben gefahren wird – vor einem riesigen Kreuz mit Feuershow und Mönchen mit Fackeln.
Bei dem Lied „1589“ vom aktuellen Album – in dem es um die Geschichte von Peter Stump geht, dem "Werwolf von Bedburg", der laut Überlieferung grausam hingerichtet wurde – erfolgt eine symbolische „Verbrennung“ von Falk auf einem Scheiterhaufen. Die Fans lässt dieser Anblick für einen Moment lang die Luft anhalten.
Ein kleiner Wermutstropfen ist vielleicht für die Zuschauer im hinteren Bereich und auf den Rängen, dass es bei dem rechten riesigen Bildschirm außen an der Bühne während des Auftritts technische Darstellungsprobleme gibt, die aber später wieder behoben werden.
Die ca. 90-minütige Show vergeht wie im Flug und endet mit „Werewolves Of Armenia“. Was ich persönlich noch sehr beeindruckend finde, ist, dass Drummer Roel Van Helden abschließend extra zum Publikum in den Graben kommt und einige Fans das Glück haben, von ihm signierte Drumskins und Drumsticks zu erhalten.
Setlist POWERWOLF:
„Bless Em With The Blade“, „Incense & Iron“, „Army Of The Night“, „Sinners Of The Seven Seas“, „Amen & Attack“, „Dancing With The Dead“, „Armata Strigoi“, „1589“, „Demons Are A Girls Best Friend“, „Stossgebet“, „Fire & Forgive“, „We Dont Wanna Be No Saints“, „Alive Or Undead“, „Heretic Hunters“, „Sainted By The Storm“, „Blood For Blood (Faoladh)“, „Sanctified With Dynamite“, „We Drink Your Blood“, „Werewolves Of Armenia“
Am Ende des Abends bin ich echt geflasht von den vielen intensiven Eindrücken, dem guten Sound bei allen drei Auftritten und den wirklich sehr guten Sängern der drei Bands. Meine Stimme lässt allerdings im Anschluss zu wünschen übrig – so viel wie heute habe ich wahrscheinlich noch nie mitgesungen. Wer die Wolfsnächte noch nicht live miterlebt hat, sollte dies definitiv auf die To-Do-Liste schreiben.