Geschrieben von Sonntag, 26 Januar 2025 09:08

NO SLEEP AFTER XMAS 2024 – Bericht der 2nd ATTACK und Ausblick auf 3rd STRIKE 2025

Nachdem das eintägige Festival NO SLEEP AFTER XMAS 2023 ein voller Erfolg war, entschlossen sich die Veranstalter, die zweite Auflage "2nd ATTACK" 2024 für zwei Tage zu organisieren. Den neuen Geheimtipp für Metalfans, um dem nachweihnachtlichen Delirium zu entkommen, lasse ich mir am 28. und 29. Dezember nicht entgehen.

Das neue Festival spricht vor allem Fans von Power-, Folk- und Melodic-Metal an. Waren es im Jahr 2023 noch ca. 700 Fans, werden 2024 ca. 1.200 Tickets verkauft für insgesamt 18 Bands.

Das Festival findet im hessischen Runkel statt. Gerne würde ich etwas über die Gegend berichten, in der sich die Stadthalle befindet. Allerdings hüllt sich die Location die ganze Zeit in mystischen Nebel auf der Anhöhe eines Hügels des Ortes. Dies unterstützt die besondere Stimmung, die hier zwei Tage lang für Fans und Musiker herrscht. Irgendwie fühlt es sich für alle wie ein großes, friedliches und völlig entspanntes Familientreffen in ihrer eigenen Metal Bubble an, mit jeder Menge glücklicher und zufriedener Menschen.

Für viele Bands ist es die letzte Show des Jahres. Unters Publikum gemischt, erhält man häufig die Gelegenheit für kurze Gespräche oder Fotos mit ihnen. Ansonsten trifft man auch viele Musiker an den Merchständen, die bei diesem Festival ebenfalls nicht fehlen. Für Verpflegung, nach dem Erwerb von Wertbons, ist in der Venue an mehreren Anlaufstellen gesorgt.
In der zweckmäßigen Halle selbst gibt es einige Stehtische und an einer Seite Ränge, die als Sitzplätze genutzt werden können. Parkplätze sind in der Umgebung vorhanden und für Gäste, die die hohen Kosten für eine Hotelunterbringung vermeiden wollen oder ganz nah übernachten möchten, wird eine günstige Möglichkeit direkt nebenan angeboten sowie Stellplätze für Wohnmobile und ähnliches.

Das Lineup am ersten Tag des Festivals, auch kurz als NoSax bezeichnet, besteht vorrangig aus Bands aus dem Folk- und Melodic-Metal-Bereich, während der zweite Tag eher Power-Metal-lastig gestaltet ist. Einlass ist ab 12 Uhr und das Veranstaltungsende für jeweils ca. 23.30 Uhr angesetzt. Am Eingang bekommen die Metalheads für beide Tage ein Festivalbändchen.

Samstag, 28.12.2024

Running Order: C.L. ANGER, INFINITE HORIZON, PIRATE QUEEN, GRYMHEART, SAGENBRINGER, KAMBRIUM, VANAHEIM, HIRAES, GLORYHAMMER

C.L. ANGER eröffnen am ersten Tag um 12.45 Uhr das Festival, da sie für einen ausgefallenen Act nachgerückt sind, und entpuppen sich als Überraschung. Den Metalheads, die bereits so früh da sind, wird direkt ordentlich eingeheizt. Ab der ersten Sekunde sorgt die sympathische Band für ordentlich Stimmung und ist eine absolute Live-Empfehlung und Spaßgarant.

INFINITE HORIZON spricht meiner Meinung nach eher die etwas ältere Generation im Publikum an, bevor die noch junge Band PIRATE QUEEN aus Spanien die Bühne entert. Die weiblichen Piraten sind mit ihren Kostümen und der Show vermutlich interessanter für die jüngeren Fans.

Dem nächsten Act sehe ich gespannt entgegen: Es ist die ungarische Band GRYMHEART, die erstmalig in Deutschland auftritt und mit ihrer Show und den rohen Tönen durchaus sehr überzeugt. Deren Album „Hellish Hunt“ aus 2023, v.a. die Single „Ignis Fatuus“, die ebenfalls live performed wird, ist definitiv eine Hörempfehlung meinerseits.

Ein Highlight des ersten Tages ist für mich die Show von SAGENBRINGER. Kurz vorher hatte ich bereits ein nettes Gespräch mit den sympathischen Musikern am Merchstand. Als es endlich beginnt, kämpfen sie allerdings zunächst mit erheblichen technischen Schwierigkeiten. Nachdem diese behoben sind, spielen sie professionell und „sagenhaft“ ihr Programm zu Ende. Leider kann aufgrund des Zeitslots nicht das ganze Set wie geplant performed werden. Nichtsdestotrotz eine tolle Show einer aufstrebenden Band, von der die Fans in den nächsten Jahren noch einiges erwarten können.

Einen beeindruckenden Auftakt legt die deutsche Band KAMBRIUM hin, als sie im dunklen Saal in schwarzen Kutten mit ihren roten Laserschwertern quer durch die Fans einmarschieren. Ein sehr cooler Auftritt insgesamt, der am Ende von einer Cover-Version von „Final Countdown“ gekrönt wird.

Die darauf folgende Folk-Metal-Band VANAHEIM aus den Niederlanden ist mir bis dahin nur in Ansätzen bekannt. Die Stimmung im Publikum erreicht hier definitiv ihren bisherigen Höhepunkt. Die Energie, die die gut gelaunten und super sympathischen Musiker übertragen, ist unschlagbar. Es herrscht viel Bewegung auf der Bühne. Ständig wechseln die Mitglieder der Band die Seiten, vor allem die barfüßige Violinistin polarisiert mit ihrer fröhlichen Leichtigkeit. Für einen Großteil der Metalheads ist es die beste Show des ersten Tages.

Die vorletzte, deutsche Melodic-Death-Metal-Band HIRAES kristallisiert sich als ein gelungener Farbtupfer im Lineup des Festivals heraus. Diesem Auftritt fiebere ich schon lange entgegen, nachdem sie mit ihrem aktuellen Album „Dormant“ sehr erfolgreich unterwegs sind. Mit viel rauher Energie, gepaart mit Charme überzeugt Sängerin Britta Görtz ab dem ersten Moment und überspielt ebenfalls einige technische Schwierigkeiten.

Beim Erfolgssong „We Owe No One“ mischt sie sich unter die Metalheads vor der Bühne und singt dort mit kräftiger Stimme weiter. Definitiv ein sehr mitreißender Auftritt, wenn man auch gerne mal härtere Töne abfeiert. Nach einem kurzen Gespräch mit Britta am Merchstand kann ich bestätigen, dass sie genauso sympathisch, offen und unkompliziert ist, wie man es in den sozialen Medien vermittelt bekommt.

Den Abschluss des ersten Tages bildet der von vielen lang ersehnte Headliner GLORYHAMMER. Auch die Mitglieder dieser Band mischten sich vorher unters Publikum und man hatte durchaus die Möglichkeit, Fotos mit ihnen zu ergattern. Erwartungsgemäß liefern die Power-Metaller professionell ab – mit sämtlichen Knaller-Songs, die die Fans erwarten und auch ausgiebig mitsingen.

Grundsätzlich kann der Veranstalter die Zeitslots und die kurzen Umbaupausen zwischen den Auftritten gut einhalten, da viele Elemente bereits neben der Bühne auf Rollrisern für einen schnellen Wechsel vorbereitet werden. Die Ausstattung auf der Bühne besteht bei allen Bands aus einem Backdrop und zwei seitlichen Aufstellern mit den Bandlogos. Einige zusätzliche Elemente für die jeweilige Show werden von den Musikern natürlich auch mitgebracht, um die Songs passend für ihre Setlists zu zelebrieren, alles unterstützt von Licht und Nebeleffekten.

Somit endet der erste Tag relativ pünktlich, sodass die Metalheads am zweiten Tag des NoSax Festivals wieder frisch und ausgeruht ab 12 Uhr eintreffen können.

Sonntag, 29.12.2024

Running Order: BLOODSPOT, TALES OF RATATÖSK, TERRA ATLANTICA, FELLOWSHIP, INDUCTION, VICTORIUS, MAJESTICA, THE DARK SIDE OF THE MOON, ALL FOR METAL 

Der Sonntag wird eröffnet von der deutschen Thrash-Metal-Band BLOODSPOT, die spontan tags zuvor als Ersatz für den ausgefallenen Opener nachnominiert wurde. Allerdings kommt deren genrefremder Auftritt bei einigen im Publikum nur durchwachsen an. Um die Popularität zu steigern, werden T-Shirts in die noch kleine Menge geworfen. Was jedoch weniger punktet, ist, dass der Sänger permanent auf die Bühne spuckt und sich schlussendlich barfuß und mit kurzer Hose direkt auf den Grabenabsperrungen vor den Gesichtern junger weiblicher Fans positioniert, die dies dann doch etwas unangenehm finden.

Die zweite Band schlägt dafür direkt ein wie eine Bombe. TALES OF RATATÖSK verteilen aufblasbare Schwerter unter den Metalheads, die später für viel Freude im Circle Pit sorgen, in dem auch das überdimensional große Eichhörnchen der Band seine Runden dreht. Mit ihrer Kombination aus Dudelsack, Geige, Death-Metal-Screams und Klargesang sorgen sie für jede Menge Spaß und tolle Unterhaltung.

100 Prozent Power Metal liefern TERRA ATLANTICA. Passend für das Festival NO SLEEP AFTER XMAS veröffentlichten sie noch einen Weihnachtssong vorher, der natürlich auch auf der Setlist steht. Mit viel Spielfreude und guter Musik lässt die deutsche Band alle Power-Metal-Herzen höher schlagen.

Direkt im Anschluss folgen FELLOWSHIP aus England mit einem ihrer seltenen Auftritte in Deutschland. Sie versprühen sehr viel Fröhlichkeit während ihrer Show, ganz im Sinne ihres Happy Power Metal. Definitiv gewinnen FELLOWSHIP den Preis für die optisch innovativste Setlist (siehe Foto) – die schönste hingegen haben SAGENBRINGER im Gepäck.

Die fünfte Band des Tages präsentiert sich in neuer Zusammensetzung, die erst kurz zuvor im Dezember bekannt gegeben wurde: Dominik Gusch und Tim Hansen komplettierten ihre Band INDUCTION mit drei neuen Musikern. Trotz der wenigen Zeit, die die Fünf zusammen sind, spielen sie die qualitativ wahrscheinlich überzeugendste Show des Festivaltages mit viel Leidenschaft zur Musik, gutem Sound und bringen absolut energiegeladen die Halle zum Kochen. Ein Abriss sondergleichen und eigentlich gefühlt viel zu schnell vorbei. Mein Entschluss steht sofort fest, dass ich diese Band unbedingt nochmal live erleben möchte.

Anschließend hat die deutsche Power-Metal-Band VICTORIUS ihren Slot und feuert ihr Programm so enthusiastisch ab, dass selbst eines ihrer Laserschwerter dafür sein „Leben“ lassen muss. Ein Auftritt, der die Metalheads definitiv gut unterhält.

Nun folgen die drei Headliner des Abends – eigens für den ersten der drei sind viele internationale Fans angereist – und einer der ersten Auftritte überhaupt nach einer schier endlos langen Pause von MAJESTICA mit Frontmann Tommy Johannson (Ex SABATON). Exklusiv für NO SLEEP AFTER XMAS besteht ein Teil der Setlist aus Stücken des Weihnachtsalbums „A Christmas Carol“, sowie älteren und ganz neuen Songs, die gerade erst veröffentlicht wurden und erstmals live zu hören sind.

Ausgestattet mit den obligatorischen Weihnachtsmützen hüten viele der eingefleischten MAJESTICA-Fans die ersten Reihen seit 12 Uhr. Entsprechend euphorisch wird die Band begrüßt und deren mitreißende Darbietung gefeiert. Für viele Fans geht ein Traum in Erfüllung, als sich anschließend auch noch die Möglichkeit für Fotos und kurze Gespräche mit den Musikern bietet. Dadurch habe ich das Glück, in die erste Reihe vorrücken zu können.

Nun kommt der Moment, auf den ich so lange gewartet habe, und der mein persönliches Highlight des Festivals werden soll: Ich stehe genau mittig vor der großartigen und super talentierten Melissa Bonny, die hier mit ihrer Band THE DARK SIDE OF THE MOON als zweiter Headliner auftritt. Die anderen Musiker sind keine geringeren als Hans Platz und Jenny Diehl von FEUERSCHWANZ, sowie Morten Löwe von AMARANTHE. Live werden diese zusätzlich unterstützt durch Korbinian Benedict von AD INFINITUM.

Mit unglaublichem Charme in Optik und Mimik und bezaubernder Klarstimme als auch herausragender Growlstimme steht hier ein absoluter Profi direkt vor mir auf der Bühne und eine Gänsehaut nach der nächsten überkommt mich bei diesem intensiven Erlebnis. In der Vergangenheit waren die Auftritte der Band sehr selten, für das kommende Jahr stehen mehr Termine auf dem Kalender – möglicherweise eine Chance auf Wiederholung des Live-Erlebnisses.

Dritter Headliner des Abends und somit die 18. Band zum Abschluss des Festivals sind ALL FOR METAL. Die Metalheads lassen sich sofort von der spektakulären Show mitreißen. Sowohl die Uptempo-Nummern als auch die Balladen funktionieren gut, gebettet in eine perfekt ausgearbeitete Choreo. Sänger Antonio sucht immer wieder den Kontakt zum Publikum im Graben und auf den Absperrungen. Ein weiteres Highlight ist auch der Gastauftritt von Tim Hansen von INDUCTION als Support-Gitarrist für den Song „Valkyries In The Sky“, bei dem er auch im Original mitgewirkt hat.

Mit etwas Verspätung im Zeitplan endet das Festival. Für die Fans besteht jedoch noch genug Zeit, um Fotos mit den Musikern von ALL FOR METAL zu ergattern oder letzte Wertbons am Getränkestand loszuwerden. Nach zwei vollgepackten Tagen zu einem angemessenen Preis treten die meisten Metalheads nun direkt ihre Rückreise aus der Metal Bubble zurück in den grauen Alltag an und für viele von ihnen steht fest: Wir kommen wieder ... !

Ausblick: NO SLEEP AFTER XMAS – 3rd STRIKE

... und sie können wiederkommen: Die Planungen für NO SLEEP AFTER XMAS – 3rd STRIKE am 27. und 28.12.2025 in der Stadthalle Runkel sind in vollem Gange. Die erfahrenen Veranstalter aus der Branche haben sich bereits ordentlich ins Zeug gelegt und 10 der 16 Bands für dieses Jahr aktuell bekannt gegeben, die hauptsächlich wieder aus dem Power-, Folk- und Melodic-Metal-Genre stammen.

Dies sind ELETTRA STORM, TIMELESS RAGE, SKULL & CROSSBONES, SKYTRIBE, VARUS, BATTLE TALES, FABULA RASA, SELLSWORD sowie keine geringeren als SERENITY und als Headliner WARKINGS. Die Namen weiterer sechs Top-Bands werden in der nächsten Zeit noch veröffentlicht.

Da es für mich bereits feststand, dass ich definitiv wiederkommen werde, habe ich mir sofort das „Katze im Sack“-Ticket gekauft. Nachdem ich jetzt erfahren habe, welche Acts schon bestätigt sind, freue ich mich umso mehr. Ansonsten sind die Tickets direkt unter www.no-sax.de erhältlich. Aktuell sind dies Zweitages-Tickets, damit es sich auch für den ganzen Aufwand lohnt. Vielleicht besteht an den einzelnen Festivaltagen später noch einmal kurzfristig die Möglichkeit, Tagestickets zu erhalten, aber hierzu gibt es noch keine Entscheidung.

Für mich ist das NO SLEEP AFTER XMAS Festival mit seiner bunten Mischung an Bands, Kostümen und netten Menschen absolut empfehlenswert und gerade auch für die Zeit nach Weihnachten eine willkommene Abwechslung. Sicherlich sind hier und da noch kleine Nachbesserungen möglich, vor allem, was den Sound betrifft. Der ließ manchmal zu wünschen übrig, minderte jedoch nicht den Spaß an der Sache. Und im Bereich der Verpflegung gab es scheinbar einige Engpässe am Ende, wie mir berichtet wurde.

Hinter NoSax steht ein leidenschaftliches und erfahrenes Team, das sich ständig weiterentwickelt, daher bin ich sicher, dass auch 2025 – 3rd Strike ein Erfolg wird. Ich freu' mich drauf!

Sunny

Stile: Powermetal, Progressive and Symphonic Metal, Melodic Powermetal, Posthardcore, Melodic Death Metal, Mittelalter Rock/Metal, Folk/Viking Metal, Heavy Metal, Hardrock

Bands: Powerwolf, Sabaton, Tommy Johansson, Elvellon, Induction, Warkings, Dragonforce, Hammerfall, Hammerking, Arch Enemy, Aephanemer, Iron Maiden, Primal Fear, Stranger Vision, Vanish, Venues, Bloodorn, Bloodbound, The Dark Side Of The Moon, Feuerschwanz, Saltatio Mortis, Blind Guardian, Orden Ogan, Beast in Black, Battle Beast, Amaranthe, Serenity, Temperance ...