Geschrieben von Donnerstag, 13 Februar 2025 14:07

DIRTY SOUND MAGNET: Bericht vom Konzert im Knust, Hamburg

Stavros / Dirty Sound Magnet Stavros / Dirty Sound Magnet Foto: Helge Dickau

Hamburg, 12. Februar 2025 – Stylecheck: Wer geht auf'n Mittwoch, 21 Uhr, zu DIRTY SOUND MAGNET? Ja, es gibt sie, die Männer mit dünnem Pferdeschwanz und dickem Bauch. Doch die Herren und Damen im gesetztem Alter sind in der Unterzahl. Es dominiert das junge (?) mittelalte (?) irgendwie undefinierbare, leicht angecoolte Publikum einer Rockshow in Hamburg, mit Doc Martens und hochgerollten Beanies. Dazwischen aber auch jüngere Hipster mit selbst geschnittener Vokuhila, für die Jeans in Slim Fit längst out sind. DIRTY SOUND MAGNET ziehen also nicht nur den Led-Zep-Opa, sie haben was mehr im Sound als Götterverehrung. Auch wenn die gleich vier Gitarren, die auf der Bühne bereitstehen, die Richtung schon vorgeben.

Es funkt gehörig zwischen Band und Publikum

Obwohl: Nachdem DIRTY SOUND MAGNET zu einem launigen Country-Intro auf die Bühne gekommen sind, fangen sie an – ausgerechnet mit einem sphärischen Bass-Solo. Cool, aber nicht gerade das, was man einen druckvollen Einstieg nennt. Die Leute finden es trotzdem gut und schnell merkt auch Sänger/Gitarrist Stavros an, dass man es hier wohl mit einem famosen Publikum zu tun habe.

Und tatsächlich funkt es gehörig zwischen Band und Gästen. Während letztere im Laufe der zwei Stunden Musik immer ausgelassener und lauter werden, steigern DIRTY SOUND MAGNET ihre ohnehin ausgeprägt Spielfreude mit steiler Kurve. Wenn so viele Leute am Mittwoch Abend herkommen, sagt Stavros, ist die Welt noch nicht verloren. Wollen wir's hoffen ...

DIRTY SOUND MAGNET – Wow.

Was die drei da auf der Bühne abliefern, ist: wow. DIRTY SOUND MAGNET sind ein wahnsinnig gut eingespieltes Trio, und egal welches Instrument man präferiert – es wird geliefert. Schlagzeug-Fans sehen einen Typen, der auf seinem Hocker auf- und abhüpft und Grimassen der Begeisterung zieht wie ein unterzuckertes Kind im Süßigkeitenladen. Freund:innen der tiefen Frequenzen genießen, dass da ein Basser mit der Gitarre auf Augenhöhe agiert – neben ein paar sehr guten Soli spielt der Mann einen schönen, groovigen Lauf nach dem anderen und wechselt im Minutentakt die Technik, bei einem funky Jam fängt er gar zu slappen an. Und wer auf Gitarren-Orgien steht, bekommt ein ausuferndes Solo nach dem anderen kredenzt.

70er-Einflüsse ohne 70er-Klischees

DIRTY SOUND MAGNET checken als (1) Trio mit (2) Sänger und zeigefreudigem Saitenhexer in Personalunion ein paar Boxen, die das 70er-Jahre-Klischee erfüllen könnten. Doch auch wenn LED-ZEPPELIN-Vibes da sind und der Bluesrock um die Ecke lugt, sie umschiffen die Gefahrenzonen. Wie sie das machen? Mit gutem Songwriting, das die Klischees und Standards vermeidet und die Retro-Basis in zeitlosen Sound verwandelt. Mit atmosphärischen Sprengseln, die der Schlagzeuger aus einigen elektronischen Zauberkästen neben seinem Kit zieht, Gerätschaften, die John Bonham wohl direkt aus dem Hotelzimmerfenster geschmissen hätte. Mit Gesang, der nicht cool sein will, sondern eher nischig und obskur klingt.

Am Schluss sind die drei sichtlich gerührt von den begeisterten Reaktionen und bedanken sich bei den Hamburger:innen für den wunderbaren Abend. Da nich für – die Freude war ganz auf unserer Seite!

Helge

Death Metal, Thrash Metal, Black Metal: immer gerne. Kann ich den ganzen Tag hören. Die störrische Art, unpolitisch sein zu wollen, nervt mich aber an der Metalszene – dabei ist doch alles politisch, auch Schweigen. Für Musik mit Haltung zieht es mich immer wieder zum Punk, vor allem zu melodischem US-Punk und Riot-Grrrl-Sound. Gleichzeitig habe ich einen sweet spot für 80er-Hair-Metal und für vieles, was mich in den 90ern musikalisch sozialisiert hat.

Bands

Amorphis, Amyl And The Sniffers, Bad Religion, Brutus, Cinderella, Dool, Entombed, Gggolddd, Gorefest, Grave, Guns n' Roses, Hail Spirit Noir, Iron Maiden, King Buffalo, Megadeth, Mötley Crüe, My Dying Bride, Obituary, Prong, Sodom, Solbrud, Spectral Wound, The Great Old Ones, Valborg, War On Women, White Ward, ZZ Top, ...

Prägende Alben

AC/DC - Let There Be Rock
Aerosmith - live! Bootleg
Amorphis - Tales From The Thousand Lakes
Bad Religion - Suffer
Benediction - Transcend The Rubicon
Bruce Springsteen - Nebraska
Death - The Sound Of Perseverance
Don Dokken - Up From The Ashes
Eloy - Inside
Genesis - Trespass
Grave - You'll Never See
Guns n' Roses - Use Your Illusion I & II
Kyuss - Welcome To Sky Valley
Megadeth - Rust In Peace
My Dying Bride - The Angel And The Dark River
Ramones - Loco live
Sepultura - Arise
Sodom - Agent Orange
Tankard - Two-faced
Tool - Aenima
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