Ach wie schön: Es war Valentinstag und ich hetzte nach der Arbeit direkt los, um im Hamburger Gruenspan den langersehnten Auftritt von GREEN LUNG erleben zu können. Nach all den Jahren hat man doch einige Bands schon live sehen können. Daher ist es immer wieder eine Wonne, sich Bandauftritte, zu denen man bislang jede Gelegenheit verpasst hat, endlich mit 110 dB auf die Ohren ballern zu können. Trotz all meiner Bemühungen erschien ich leider zu spät und verpasste die erste Vorband SATAN’S SATYRS aus den USA. Den Gesprächen der anderen Konzertbesucher:innen nach ist der Auftritt wohl mehr als zufriedenstellend gewesen.
UNTO OTHERS
Kurze Zeit nach meiner Ankunft betraten auch schon UNTO OTHERS (ehemalig IDLE HANDS) aus Portland die Bühne, die auch das düstere Gothic-Publikum ins Gruenspan lockten. Vermeintlich komplett unbeeindruckt performte Sänger Gabriel Franco das Set mit dunkler Sonnenbrille, versteinerter Miene und monotoner Stimme, was schön im Kontrast zu der mitsingenden und tanzenden Menge stand.
Mission des Abends war zunächst einmal, die neuesten Tracks aus dem aktuellen Album „Never, Neverland“ vom letzten Jahr live zu spielen. So begeisterten Tracks wie „Butterfly“, „Suicide Today“ und „Time Goes On“ besonders. Aber auch ältere Tracks wie „Nightfall“, „It Doesn’t Really Matter“ oder „Can You Hear The Rain“ durften selbstverständlich nicht fehlen. Mit dem RAMONES-Cover „Pet Sematary“ lockten sie schließlich noch den Rest der Meute, der nur für GREEN LUNG gekommen war, aus der Reserve.
GREEN LUNG
In der Umbauphase konnte man bereits erahnen, dass der Okkultismus nun seinen heutigen Höhepunkt erreichen würde. Mikrofone in Form von Tierschädeln und andere weniger nutzbare Deko-Objekte wurden aufgebaut, und nach kurzer Zeit bereits betraten die Briten GREEN LUNG die Bühne – und zwar mit mittelalterlicher Untermalung.
Zunächst einmal muss an dieser Stelle festgestellt werden, dass GREEN LUNG einfach unfassbar talentierte Musiker sind. Selbstverständlich haut Sänger Tom Templar’s OZZY-Style Gesang komplett von den Socken, während er mit Energie und Enthusiasmus das gesamte Gruenspan mitreißen kann.
Matt Wiseman am Schlagzeug stellt das verlässliche Grundgerüst der Band dar, Bassist Joseph Ghast scheut das Publikum in keinster Weise und unterstützt Toms Gesang energetisch, und Gitarrist Scott Black gibt dem Raum mit nur einer Gitarre so viel Fülle wie andere Bands mit zwei Gitarren. Fulminante Gitarrensoli und fette Riffs, die fehlerfrei und sauber gespielt werden, sind absolut kein Problem für ihn.
Das i-Tüpfelchen ist schließlich Synth-Organist und Percussionist John Wright, der nicht nur die okkulte Atmosphäre kreiert, sondern auch so enthusiastisch und aggressiv Tambourin spielt, wie ich es noch nie vorher gesehen habe. Das Publikum war ordentlich am Headbangen und teilweise in Trance (ich glaube, einige haben das mit der grünen Lunge ein wenig übertrieben), was bei diesem Bandauftritt nur ein Leichtes war.
Die Auswahl der gespielten Lieder war erste Klasse. Abwechslungsreich und groovy wurde der Auftritt an wirklich keiner Stelle langweilig und es wurde aus jeder Veröffentlichung zumindest ein Track gespielt. Von der ersten EP „Free The Witch“ gab es den Track „Lady Lucifer“ zu hören, der sich live gespielt auch besonders gut machte. Sonst lag der Fokus selbstverständlich auf dem neuesten Album „This Heathen Land“. „One For Sorrow“ und „Song Of The Stones“ als ruhigere Tracks machten sich besonders gut. Dicke Gänsehaut bekam ich schließlich bei „Graveyard Sun“ und „Let The Devil In“ in der Zugabe.
Verschwitzt und mit Nackenschmerzen verließen wir den Gruenspan mit dem Wissen, „das war mit eines der besten Konzerte, die wir je besucht haben“.