Geschrieben von Mittwoch, 05 März 2025 19:45

BRAINSTORM, ARION und STRANGER VISION in München: Volle Power

Schwäbischer Tornado: BRAINSTORM-Sänger Andy B. Franck Schwäbischer Tornado: BRAINSTORM-Sänger Andy B. Franck Fotos: Marcus Bendel

Die „The Plague That Burns The Sky“-Tour war ein Fest für Power-Metal-Fans. Unser Bericht vom Konzert in München.

03.03.2025 – Ist es der Termin am Rosenmontag, oder woran mag es liegen, dass sich die Backstage Halle zunächst eher zögerlich füllt? Am Ende finden rund 400 Fans den Weg vor die Bühne und dürfen sich glücklich schätzen, dabei zu sein. Zu erleben gibt's drei hervorragend aufgelegte Bands, bei denen absolut keine Wünsche offenbleiben.

STRANGER VISION

Den Auftakt machen die Prog-Power-Metaller STRANGER VISION. Auf Platte erschien mir die Musik etwas zu frickelig, doch live kann die Band um Sänger Ivan Adami und Gitarrist Riccardo Toni vollauf überzeugen. Die melodischen Songs werden kraftvoll vorgetragen und die vier Italiener präsentieren sich ungemein sympathisch.

Pluspunkte gibt’s für eine starke Coverversion von BLIND GUARDIANs „Bright Eyes“. Daumen hoch – am Ende werden STRANGER VISION mit lautstarkem Applaus verabschiedet.

ARION

Wie auch BRAINSTORM haben ARION drei Tage zuvor eine neue Scheibe auf den Markt gebracht. „The Light That Burns The Sky“ ist der vierte Longplayer der jungen finnischen Band.

Mit Arttu Vauhkonen haben ARION einen talentierten Keyboarder am Start, der sich jedoch songdienlich im Hintergrund hält und darauf verzichtet, die schnellen und hochmelodischen Songs unnötig zuzukleistern. Im Mittelpunkt stehen vielmehr die beeindruckende Gitarrenarbeit von Ilvo Kaipainen und die raue Stimme des dynamischen Frontmanns Lassi Vääränen. Obwohl ganz sicher nicht jeder in der Halle ARION kennt, kommen Stücke wie „Like The Phoenix I Will Rise“ und „From An Empire To A Fall“ bestens an und werden entsprechend gefeiert.

BRAINSTORM

Zwar ist das Ganze als Co-Headliner-Tour deklariert, doch es ist natürlich klar, wer hier der Hauptact ist. Seit 1989 machen BRAINSTORM Musik, haben 14 Studioalben veröffentlicht und sind live immer eine absolute Bank. Los geht's mit „Worlds Are Coming Through“, danach folgen zwölf weitere Songs aus fast sämtlichen Schaffensphasen der Band.

Das Angenehme an BRAINSTORM: Die Schwaben wirken so nahbar und entspannt, dass es sich immer anfühlt, als würden da fünf Kumpels vor einem auf der Bühne stehen, die man schon ewig kennt und die zufälligerweise eine unglaublich geile Metal-Kante spielen. Andy B. Franck ist nicht nur ein begnadeter Sänger, sondern auch ein geborener Alleinunterhalter. Zwischen den Songs parliert er locker und witzig mit den Fans und freut sich riesig, als er im Publikum immer wieder BRAINSTORM-Shirts von zurückliegenden Tourneen entdeckt: „Ich sag jetzt nicht, aus welchem Jahr das Shirt da hinten stammt – das würde mich nur noch älter machen!“

Neben vier Songs vom neuen Album „Plague Of Rats“, darunter dem Ohrwurm „The Shepherd Girl (Gitagovinda)“, haben BRAINSTORM eine abwechslungsreiche Setlist mit schnellen Krachern wie „Devil´s Eye“ und bandtypischen Hymnen („Glory Disappears“, „Ravenous Minds“) im Gepäck. Ein ganz besonderer Moment: der lange Mitsing-Part bei „All Those Words“, der noch ewig hätte weitergehen können.

Nach insgesamt gut dreieinhalb Stunden geht dieser tolle Konzert-Abend zu Ende und alle, die auf klassischen Power Metal ohne Zuckerguss stehen, sind hier komplett auf ihre Kosten gekommen. Einfach nur klasse, jederzeit gerne wieder!

Setlist BRAINSTORM:
„Worlds Are Coming Through“ / „Devil´s Eye“ / „Shiva´s Tears“ / „The Shepherd Girl (Gitagovinda)“ / „Highs Without Lows“ / „Turn Off The Light“ / „All Those Words“ / „Glory Disappears“ / „Garuda (Eater Of Snakes)“ / „Where Ravens Fly“ / „Beyond Enemy Lines“ / „Crawling“ / „Ravenous Minds“

Marcus

Als Kind geprägt durch die umfangreiche Plattensammlung meines Vaters, in der von BAP bis Motörhead alles vertreten war, sowie eine dauerhafte Infektion mit dem Kiss-Virus (seit 1979 nicht mehr abgeklungen), entwickelte sich äußerst früh meine Begeisterung für Rock, Hardrock, Metal und Konzerte. Und abgesehen von Paul Stanley und Co. gilt in meinem Fall: Je kleiner, desto feiner! Diese unglaubliche Energie, die ein Clubgig entfachen kann, ist für mich mit nichts zu vergleichen. Insofern ist es gar nicht hoch genug zu bewerten, dass es auch nach Corona und trotz bedenklicher Preisentwicklungen kleine Veranstalter und Locations gibt, die mit Herzblut dafür kämpfen, auch unbekannteren Künstlern eine Bühne zu bieten – das ist keine Selbstverständlichkeit! Daher: Support your local clubs and bands!

Top 5 Studioalben

Nestor - Teenage Rebel (2024)
Dark Tranquillity - Haven (2000)
Helloween - Keeper Of The 7 Keys, Part I (1987) 
Savatage - Streets / A Rock Opera (1991) 
Fifth Angel - Fifth Angel (1986)

Top 5 Livealben

Kiss - Alive II (1977)
Blind Guardian - Tokyo Tales (1993)
Stratovarius - Visions Of Europe (1998)
Iron Maiden - Rock In Rio (2002)
Judas Priest - Unleashed In The East (1979)

Top 5 Konzerte

Kiss + Iron Maiden (Kassel 1980)
Helloween + Overkill (Fulda 1987)
Nestor (Memmingen 2024)
Savatage (München 1996) 
Tailgunner (Selb 2024)

Rückmeldungen und Fragen sehr gerne per Instagram @bendelmarcus oder per Mail an marcus@burnyourears.de