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10.09.07 - Leute sagen immer, dass man die Sachen zu schätzen lernt, die man eine lange Zeit missen muss. Nach einem längeren Aufenthalt in Hamburg und Südostasien war so im Handumdrehen fast ein Jahr seit meinem letzten Konzert in dem klapprigen Haus an einem Freiburger Bahngelände vergangen. Bester Dinge und froh über ein wenig kulturelle Unterhaltung schlurften wir reichlich früh an die "KTS", plauderten und warteten.
Ein Freund hatte mir von GTUK erzählt und nach einem ersten Lauschangriff war ich Feuer und Flamme für den etwas kauzigen Berliner. Die Musik ist nicht schwer zu beschreiben, aber sicherlich schwer vorzustellen. Man nehme letalen, schnellen Grindcore der übelsten Sorte, ziehe alle Instrumente ab und ersetzt das Mikrophon durch einen Kinderkassettenrekorder. Die Instrumente werden nun durch penetrante Spielkonsolen-Töne, einen dröhnenden Drumcomputer und allerlei Elektronikschrott ersetzt, sodass schmerzhafte Erinnerungen an den 90er-Jahre-Ramsch a la Happy Hardcore aufkommen.
Das Ein-Mann-Projekt zappelte durch Zuschauerreihen, rollte sich über den schmutzigen Boden und entfesselte einen Sturmhagel aus Glasscherben als es in sein buntes, kleines Mikrophon kreischte. Wer nicht aus Unsicherheit lachte, war köstlich unterhalten, den mitreißenden und schnellen Tönen bereits ausgeliefert, zappelte affig herum oder konnte seinen Blick von dem wahnsinnig stilvoll gekleideten Jungspund einfach nicht abwenden. Bei "Immer weiter weg" und ähnlichen Stücken kam vereinzelt sogar Ruhe und System in die Vorstellung, was aber nach wenigen Sekunden durch hektische Elektronikklänge und blitzende Schläge wieder überworfen wurde.
Nach knapp einer halben Stunde lag der junge Mann erschöpft auf dem Boden zwischen den Besuchern, Bier lief in sein Ohr, Gäste ließen Blitze aus Fahrradlichtern auf ihn regnen und die Gaudi war vorbei. Unter verdientem Beifall und von Bier und Schweiß durchnässt schleppte er sich in seinen Modeklamotten aus dem Raum.
Der "Themesong" läutete nun nach einer kurzen Umbaupause den etwas konventionelleren Auftritt der Frankfurter ein. ANTITAINMENT durfte ich bereits einmal in Hamburg live sehen und erleben. Flotter Hardcore von den fiesen Asseln füllte den kleinen Kellerraum, und vor der von mir hochgeschätzten Fototapete mit Herbstmotiv ritten die Vier über bunte Elektro-Orgel-Landschaften und gestalteten kurzweilige und abwechslungsreiche Stücke.
Auch wenn der Schwerpunkt meiner Einschätzung nach auf der aktuellen Veröffentlichung "Nach Der Kippe Pogo!?" lag, und demnach Klassiker wie "Tot und Zeitschlag", "Richtet hin was Euch einrichtet" oder "Als Manowar den Krieg verlor" leider nicht zum Besten gegeben wurden, war ich trotzdem vorzüglich unterhalten. Textlich überzeugten die neueren Stücke, und trotz der relativ zurückhaltenden Resonanz schwangen die vorderen paar Besucher das Tanzbein, während der Rest des Raumes mit den wechselnden Rhythmen nickte.
Eine Hand voll Stücke gab es noch als Zugabe, doch hinterließen ANTITAINMENT beim Räumen der Bühne leider nicht den Eindruck, den ich beim letzten Auftritt mitnahm. Vor nun einem Jahr in Hamburg ließ sich das Publikum leichter mitreißen und die Energie sprühte noch etwas mehr als an diesem Abend. Nichtsdestotrotz ein klasse Auftritt, eine klasse Band und die fieseste Gang der Welt.
Fazit: Subber!
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