Geschrieben von Montag, 21 Mai 2007 17:38

Verse, Go It Alone & Justice - Hamburg / Hafenklang Exil


Review

 

16.0507. - Das ehemalige Kaufhaus in Altona war recht gut gefüllt, als ich dort recht fröhlich und erschöpft in Aussicht auf ein paar freie Tage ankam. Christi Himmelfahrt ist es zu verdanken, dass am Tag darauf kaum einer ernsthafte Verpflichtungen zu erfüllen hatte. Drei internationale und relativ junge Bands haben zum Sturm geblasen und lockten so auch die Ausgehfaulsten aus ihren Löchern.

Aus Belgien kam die erste Band, die kürzlich mit ihrem nicht unumstrittenem Album "Escapades" für Begeisterung, Spott aber allemal Aufsehen sorgte. Ähnlich seltsam und bemerkenswert war die Band auch auf der Bühne. Überraschend langsam, experimentell und untypisch traten JUSTICE den Zaun zwischen Hardcore und wüstem Rock'n'roll ein und trampelten auf dem Todesstreifen umher, den viele Kritiker für zu breit halten, als dass man ihn ohne Abstriche betreten könnte.
Ich für meinen Teil war von den überwiegend langsamen Stücken recht angetan, auch wenn viele Besucher rein bewegungsmäßig überfragt waren. Nach der halben Stunde war ich gut gelaunt und zuversichtlich, was den Rest des Abends anging.

GO IT ALONE präsentierten sich musikalisch hingegen wesentlich unspektakulärer. Die US-Amerikaner machten dank der Bühnenpräsenz, an der es - trotz des jungen Alters der Bandmitglieder - kaum mehr Feilungsbedarf gab, und dem recht warm gewordenen Publikum Eindruck. Moderner Hardcore, der trotzdem auf Schnörkel oder Vorstöße in andere Breitengerade verzichtete, bot nun mit der etwas erhöhten Geschwindigkeit auch eine geeignete Ausgangsbasis.
Die überschüssigen Energien der Konzertbesucher sorgten bereits für erste kleinere Blessuren und verärgerte Gesichter. Es wurde aber noch nach den Regeln gespielt, und die meisten Besucher störten sich nicht daran, sondern genossen viel mehr, dass auch in Hamburg mal ein wenig Bewegung ins Spiel kommt, bei der die oberflächliche Coolness ausgeblendet und der Spaß in den Vordergrund gerückt wird.

Die nun anrückenden Herren werden Szene-intern seit einiger Zeit als ganz heißer Tipp gehandelt. Da kursiert aber ja oft auch der allerletzte Mist, solange die T-Shirt-Designs, das straighte Image und die Reputation der Band stimmt, sodass ich wohl als einer der wenigen Besucher mit einer recht vorurteilsfreien Einstellung an den Auftritt der aus Rhode Island stammenden Band ging.
Musikalisch gab es an VERSE überhaupt nichts zu rütteln. Melodischer Hardcore mit reichlich eingängigen Punk-Melodien füllte den Kellerraum und sorgte für Schweiß und vor Glück und Erschöpfung verzerrte Gesichter. Die energetischen Hymnen, die authentischen Ansagen und die Bewegung schufen eine rundum familiäre Atmosphäre.
Hin und wieder schlug aber eben die teils passende Bewegung über die Stränge und sorgte neben zwei Treffern beim Sänger auch für die ein oder andere gestauchte Nase. Ob es an der mangelnden Erfahrung des Publikums oder unglücklichen Zufällen lag, kann ich kaum beurteilen, doch fand ich es teilweise nicht bloß anstrengend, sondern auch einfach bedenklich. Ich habe jedenfalls einige Konzerte gesehen, auf denen bei gleichem, oder sogar noch mehr Enthusiasmus, niemand zu Schaden gekommen ist und das ganze irgendwie sauberer und reibungsloser ablief. Meine zwei Cents jedenfalls.

Fazit: Start A Fire - mit etwas mehr Rücksicht das nächste Mal.

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