Geschrieben von Simon Mittwoch, 16 Mai 2007 17:39
Dying Fetus, Skinless, Cattle Decapitation & War From A Harlots Mouth - Hamburg / Markthalle (Marxx)
14.05.07 - Da ich zur Zeit recht viel um die Ohren habe, kam mir dieser Abend mehr als nur recht. Die spielenden Bands bildeten quasi ein titanisches Wattestäbchen mit Milchschäumeraufsatz, welches seinen Weg durch meinen Gehörgang bahnen sollte, um in meinem Kopf für ein wenig Ordnung und Abwechselung zu sorgen. Nach einem langen Tag drückte ich mich recht verschnupft mit meinen Begleitern vorbei an dem putzigen Kassenhäuschen der Markthalle, nahm dann Kurs auf den linken, kleinen Raum und erreichte mit den ersten, rhythmischen Salven das noch recht leere Innere.
Das blutige Stück wurde mit dem ersten Akt eröffnet, und zwar von WAR FROM A HARLOTS MOUTH. Die Berliner kursieren seit einiger Zeit als nicht ganz so geheimer Tipp durch die Welten des Netzes und Gehörgänge der verschiedensten musikalischen Lager; da auch ich bereits Blut geleckt hatte, fieberte ich dem Auftritt entegegen.
Das zwar noch dünne Publikum war ähnlich angetan wie ich und lauschte den letalen Rhythmussalven. Die Saiten ächzten unter dem gnadenlosen Schrubben, und der Bandname gewann in dem abwechselungsreichen Gekeife und Gegrunze des agilen Schreihalses eine Bedeutung. Zeitgemäß, modern und kraftvoll tobten sie durch die knapp dreißig Minuten, um neben meinen noch von ein paar weitere anerkennende Blicke zu ernten.
Der zweite Akt wurde nun von internationaler Seite, sprich Kaliforniern, bestritten. Auch CATTLE DECAPITATION waren mir nur wenig mehr als ein Begriff (nicht zuletzt durch ihre besonderen ethischen Wertvorstellungen sind mir die vier Herren aufgefallen), doch kannte ich nur ein paar Stücke. Musikalisch überraschten sie mich sehr positiv - große Klappe und viel dahinter, sozusagen.
Hoch technischer Death Metal mit einem ordentlichen Schuss Blut, Mord und Totschlag und reichlich Geschwindigkeit raste über die Mähnen hinweg. Besonders beeindruckend waren die stimmlichen Extremleistungen, die von unmenschlich tiefem Geblubber über schneidend hohes Keifen reichten und so den Blut- und Gewaltorgien die dazugehörigen Texte verpassten.
Den Vogel schossen nun SKINLESS ab. Als ich nämlich mit der ersten Portion langweiligem Hackklang rechnete, landeten sie den großen Coup. Das Quartett zeigte, wie eingängig Death Metal sein kann, ohne dass es dabei auf musikalischen Anspruch oder Härte verzichtet hätte.
Nicht zuletzt durch eine fabelhafte Bühnenpräsenz und Publikumsnähe verteilten sie ein Schleudertrauma nach dem anderen. Die vollen und kraftvollen, gutturalen Gesänge mischten die teils von Spracheinspielungen eingeleiteten Stücke auf, bohrten sich in den Kopf spülten Zweifel an den New Yorkern aus den Schweißdrüsen.
Die Abtreibungsexperten, die sich nun auf die Bühne bemühten, hatten da einiges zu überbieten. Die Grindcore-Wurzeln des Quartetts aus Maryland waren kaum mehr auszumachen, denn an diesem Abend gab es kaum Stücke unter drei bis fünf Minuten zu hören. Verspielte Soli untermauerten den zweistimmigen Gesang, der aus den tiefsten Abgründen zu hallen schien.
DYING FETUS legten sich ordentlich ins Zeug und schlachteten über eine Stunde, was Schlaginstrumente und Saiten so hergaben. Trotzdem war das letzte Drittel des Auftritts in meinen Ohren überflüssig, langatmig und anstrengend. Dieser Eindruck mag daher kommen, dass ich außer den Klassikern wie beispielsweise "Kill Your Mother Rape Your Dog" ledigleich ein paar Stücke des aktuellen Albums erkannte, und zudem machte sich irgendwann dann doch mein angeschlagenes Immunsystem bemerkbar, das die Tage davor bereits mehrfach auf die Probe gestellt worden war.
Rückblickend bin ich mit allen vier Kapellen mehr als nur zufrieden und werde mich sicher lange und gerne an den Abend erinnern.
Fazit: Grunz!
http://www.warfromaharlotsmouth.tk/
http://www.cattledecapitation.com/
http://www.myspace.com/skinless
http://www.dyingfetus.com/
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