Geschrieben von Simon Sonntag, 15 April 2007 17:43
Manhattan Skyline, Dominic, Mr. Willis Of Ohio & I Not Dance - Hamburg / Rote Flora
13.04.07 - Der Sommer hatte sich an diesem Tag das erste Mal wirklich aufgebäumt und sorgte so dafür, dass ich recht müde aber bester Dinge durch die angenehm milde Abendluft der Sternschanze pflügte. Wie nicht anders zu erwarten, war es noch recht leer, als ich über eine Stunde nach Einlass ankam und mir einen Überblick verschaffte. Vier europäische Bands mit verschiedenen Klangfarben sollten einen langen, atmosphärischen und netten Abend zaubern.
Österreich schickte die ersten Kämpfer in den Ring. Wütend, verzweifelt und zerbrechlich klangen die meist bedrückenden Stücke, obwohl sie durchaus Zacken und scharfe Kanten vorzuweisen hatten. I NOT DANCE machten eben Hausmannskost; nicht unglaubwürdig, nicht schlecht aber irgendwie nicht umwerfend.
Zum Einen hatten sie als erste Band natürlich auch nicht den vorgeheizten Ofen zur Verfügung ,und zum Anderen kam mir der Auftritt zu unbeschreiblich kurz vor, dass er schon vorbei schien, bevor die Atmosphäre die dunklen Ecken des Kellers erreicht hatte. Das, was sie machten, machten sie aber gut und vor allem authentisch - ein schönes Vorspiel eben.
Aus der Schweiz waren MR. WILLIS OF OHIO angetreten. Da sie mit ihren Vorrednern eine Split aufgenommen hatten, war mir klar, dass es sich in etwa um das gleiche Schiff handeln würde. Wie gut aber die Crew war oder wohin die Reise gehen sollte, konnte ich nicht wissen. Überrascht wurde ich nicht wirklich, denn ich genoss die streckenweise etwas ruhigeren Arrangements, die trotzdem vor Herzblut nur so trieften.
Die Zeit verging auch wesentlich langsamer, doch war ich gut unterhalten und keineswegs gelangweilt. Die Reihen hatten sich nun auch gefüllt und durch die Wärme der Musik, der Scheinwerfer und der Körper triumphierte der Sommer nun auch in dem Keller ein wenig.
Einen etwas anderen Kurs schlugen die jungen Norweger von DOMINIC ein. Weniger Geschrei und weniger Geschwindigkeit machten zunächst den Hauptunterschied aus; zugleich legten die fünf Nordmänner aber auch Wert darauf, möglichst stilvoll und atmosphärisch daherzukommen.
Die wackelige Brücke zwischen Gleichgültigkeit und Hingabe, entspannter Atmosphäre und blutigem Chaos oder weinerlichem, emotionalem Gesang und wutentbranntem Geschrei, die das Quintett da schlug, begeisterte die meisten Besucher, und die nickenden Köpfe zierten geschlossene Augen und zufrieden nach oben gezogene Mundwinkel. Nach der guten halben Stunde gingen sie als die sicher größten Könige der Herzen aus dem Stelldichein hervor.
Eine Außenseiterrolle wurde den Skandinaviern von MANHATTAN SKYLINE zuteil, denn ihre mathematisch berechneten, technischen und brutalen Geschosse waren nur leicht und streckenweise mit dem zerbrechlichen Zauber der vorangegangen Bands umhüllt.
Viel mehr Bewegung und viel mehr Wahnsinn suchten die inzwischen dünner gewordenen Reihen heim. An und über der Schmerzgrenze wüteten die Norweger, rissen dabei ihre Gitarren- und Basshälse in alle Richtungen, verrenkten sich und schrieen was die Lungen hergaben. In den Pausen gab es einen kleinen Schluck Jägermeister aus der Flasche ihrer Landsmänner, die in den vorderen Reihen mitfeierten und inzwischen auch einen beachtlichen Teil der aufmerksamen Zuhörer eingenommen hatten.
Zwei Stücke fielen sehr aus dem Rahmen und bestachen durch ihre unfassbare Langsamkeit, Zerbrechlichkeit und Verstörtheit, als sei die Band bedacht in keine der gängigen Schubladen zu passen.
Fazit: Engage!
http://www.myspace.com/inotdance
http://www.myspace.com/mrwillisofohio
http://www.myspace.com/dominicdgb
http://www.myspace.com/manhattanbitches
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