Geschrieben von Simon Sonntag, 01 April 2007 17:45
Towers, Luise Cyphre, & Blackwaves - Hamburg / Rote Flora
30.3. - LOUISE CYPHRE, TOWERS und BLACKWAVES standen auf dem Flyer für diesen Freitagabend. Obwohl mir ein recht durchgeplantes Wochenende bevorstehen sollte, machte ich mich nach einer ausgiebigen Verschnaufpause auf den Weg, um mir von den Bands die Ohren putzen zu lassen. Wirklich voll, als ich eine gute Stunde nach Einlass eintraf, war es bei weitem nicht und ich wunderte mich stark.
Was hat vier Köpfe, ist durch und durch träge, atmosphärisch, laut, kommt aus dem Münsterland und ist zu fett für jede Schublade? BLACKWAVES. Da es die Band noch nicht lange gibt, ist es vielleicht kein Vergehen, sie nicht zu kennen - wohl aber, mutwillig einen Bogen um die Band zu machen.
Nachdem einfach elektronische Geräusche die inzwischen einigermaßen zahlreich erschienen Besucher zusammen trieben, beschleunigten die Töne und wurden bald von Gitarre, Bass und Schlagzeug unterstützt. Die eiskalten Kellerwände zitterten unter dem enormen Krach und lediglich leichte, helle Akzente, geschmiedet aus Elektronik, blitzten aus dem sich bewegenden Schwarz. Schloss man die Augen, konnte man unter der Oberfläche die einzelnen Strömungen wahrnehmen, die sich gegenseitig umherschubsten und diese wahnsinnige Atmosphäre formten. Ich war hin und weg. Die Band gab jedenfalls drei oder vier überlange Stücke, wenn man denn von solchen sprechen kann, zum Besten und verdrückte sich dann formlos.
Den zweiten Streich stellten TOWERS aus Philadelphia. Musikalisch eine andere Welt, denn anstatt dunkel und langsam ging es jetzt bunt und schnell zu - wenngleich nicht weniger laut. Die US-Amerikaner warfen nicht nur nach eigenen Angaben mit Blitzen, sondern legten akustische Rasierklingen, Scheren und allerlei ähnlich spitze und scharfe Gegenstände obendrauf. Die Geschosse waren zwar mit einem bunten, elektronischen Anstrich versehen, waren dadurch aber nur unwesentlich weniger tödlich.
Nerven, Hemmungen, Trommelfelle und sicherlich auch einige Portionen Verstand fielen dieser chaotischen Feuerkraft von wirren Gitarren und einem unmenschlichen Geschrei zum Opfer.
Dennoch kam trotz der nun wirklich vorzeigbaren musikalischen Leistung keine Stimmung auf, jedenfalls hätte ich mir zu der Musik einfach ein wenig mehr Atmosphäre gewünscht. Woran das lag, kann ich allerdings nicht sagen. Unterhalten war ich während des etwa halbstündigen Auftritts trotzdem hervorragend.
LOUISE CYPHRE können im Gegensatz zu den anderen beiden Bands eigentlich auf eine recht große Anhängerschaft zählen; jedenfalls dachte ich das und war bereits anfangs verwundert, dass lediglich der kleine Kellerraum in Benutzung war. Es war fast voll, eisig kalt und leider auch etwas ungemütlich geworden, während sich die Minuten dahin zogen und wir auf die Band warteten.
Entweder war ich bereits gesättigt und bedient, oder das, mit dem die Truppe aus dem Ruhrpott warf, verletzte mich nicht, weil es zu profillos war. Ohne Zweifel waren die ebenfalls knackig kurz gehaltenen Stücke chaotisch, authentisch und irgendwie bewegend, doch sprang der Funke nicht ganz über, nicht zuletzt vielleicht auf Grund der seltsamen Atmosphäre.
Eine gute Entscheidung die Zeit, Energie und das zu vernachlässigende Geld aufzuwenden war es zusammenfassend doch, und zufrieden machte ich mich auf den Weg zur S-Bahn, nachdem die Deutschen das Feld geräumt hatten.
Fazit: Amtlich.
http://www.myspace.com/blckws (Blackwaves)
http://www.circley.net/towers/ (Towers)
http://louisecyphre.cjb.net/ (Luise Cyphre)
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