Geschrieben von Dienstag, 27 März 2007 17:46

Just Went Black, The 244 GL, Betty Oetker & Kasablanka - Hamburg / Rote Flora


Review

 

24.03.07 - Gestärkt, aber mal wieder reichlich müde trugen mich meine ausgelatschten Turnschuhe über die Pflastersteine des bereits mit Samstagstreiben belebten Schanzenviertels. Bester Dinge eilte ich auf den Eingang zu, erreichte das prall gefüllte Innere und stolperte über ein Hand voll Bekannte. Der Abend stand eigentlich im Zeichen der Unterstützung Berliner Antifaschisten, was aber nicht weiter Erwähnung fand; lediglich ein Zettel am Eingang wies darauf hin. Nach ein paar Takten unter Bekannten machten wir uns langsam auf in den kleineren der beiden Räume im Erdgeschoss, in dem bereits das Equipment bereitgestellt worden war.

KASABLANKA baten nun als erstes um die Aufmerksamkeit der recht zahlreichen Besucher. Verglichen mit den drei anderen Bands, die noch kommen sollten, waren sie wohl die außergewöhnlichste und fielen musikalisch recht deutlich aus dem Rahmen.
Lange Instrumental-Passagen, experimentelle Keyboard-Einlagen und emotionale Stimmausbrüche in allen erdenklichen Lautstärken - sogar geflüstert wurde vereinzelt - machten die Musik zu einem melancholischen Hochgenuss.
Unmittelbar neben mir wurde sich aber so laut unterhalten, dass bei den leiseren Teilen der Stücke die so überzeugende Schwere wenig Chancen hatte, sich voll zu entfalten. Insgesamt war das Dargebotene auch eher ein Fall für einsame und dunkle Herbstabende, als für ein Konzert in diesem Rahmen - doch hat es mir trotzdem sehr gut gefallen und bei einem Abend mit weiteren, artverwandten Bands würden die Hamburger wohl auch eine gute Figur machen.

In Runde zwei sprangen nun BETTY OETKER in den Ring. Der Auftritt wurde von vielen Besuchern im Nachhinein sehr gelobt, wohingegen ich keinen merklichen Unterschied zu jeder beliebigen Band, die tausendfach gründlich als Vorband bei jeder Gelegenheit im örtlichen Jugendzentrum gespielt hat, aber der dann doch das gewisse Extra für ein eigenes Publikum fehlt, feststellen konnte.
Mittelschnell, mittelmäßig aggressiv, mittelmäßig melodisch und alles in allem sehr solide, doch eben nichts, was wirklich lange im Kopf hängen bleibt - jedenfalls nicht bei mir. Die Schlagzeug- und Gitarrenarbeit viel vereinzelt positiv auf, denn ohne Zweifel verstand die Band ihr Handwerk, doch war das Geschrei etwas monoton und mir nicht kurzweilig genug.
Insgesamt ging die Band aber locker durch und erntete auch bei den meisten recht verdient reichlich Sympathie und Applaus.

THE 244 GL schlugen nun eine neue Kerbe ein. Kaum klarer Gesang, keine Machoallüren aber dennoch keine Gnade legten die Göttinger an den Tag. Die etwas abgefahrenen Texte wurden wie giftiger, ätzender Champagner auf die teilweise überwältigten Besucher gespritzt. In den Bäuchen donnerte das Schlagzeug und die Gitarren bohrten sich melodisch in die Köpfe, ohne sich groß am Gehörschutz aufzuhalten. 
Währenddessen wütete und zappelte die Dame am Mikrofon vor den ersten Reihen, denen es vermutlich zwar irgendwie gefallen hat, die aber nicht fähig waren, den nicht unkomplizierten Stücken mit ihren Körpern zu folgen. Verwirrtes Nicken und anerkennende Blicke waren die Folge. Denn es geht anscheinend doch: Hervorragend musizieren und sich dabei nicht durch Gangster-Scheiße lächerlich machen. Die knappe halbe Stunde war ich jedenfalls gut unterhalten.


(Foto: Björn Scholtz)

Es war schon reichlich spät, als nun mit JUST WENT BLACK die letzte Band des Abends die Bühne eroberte. In warmes, orangenes Licht getaucht, begann die Band ihren charmanten und authentischen Klang unter die zahlreich erschienenen Gäste zu bringen. Die Hamburger feierten an diesem Abend ihr fünfjähriges Jubiläum und ich denke, dass sie mit der Resonanz sehr zufrieden sein konnten.
Textsicher und mit strahlenden Gesichtern feierten die vorderen Reihen, während nahezu alle anderen zumindest ein Lächeln und Im-Takt-Nicken nicht unterdrücken konnten. Schnörkellos, direkt und unkompliziert rann das Herzblut aus den Instrumenten und aus der Kehle des stämmigen Frontmannes. Die Stücke waren sowohl kraftvoll, als auch eingängig, was mir sehr gut gefallen hat; melodischer Hardcore in Reinkultur eben, der aber trotzdem keine Langeweile aufkommen lässt.
Nach geschätzten vierzig Minuten und einer knappen Zugabe, denn immerhin ging es bereits auf die frühen Morgenstunden zu, verabschiedete sich die Band und räumte das Feld. Anschließend machte ich mich müde aber glücklich auf den Weg nach Hause.

Fazit: Ein insgesamt wirklich hübscher Abend.

http://www.justwentblack.com
http://www.the244gl.de
http://bettyoetker.de
http://www.myspace.com/kasablanka