Geschrieben von Mittwoch, 28 Februar 2007 16:48

Cult Of Luna & Fear Falls Burning - Hamburg / Hafenklang Exil


Review

 

27.02.07 - Leichter Regen ergoss sich über mich, während ich mich von der Haltestelle Altona auf den Weg zu dem ehemaligen Geschäft machte. Im Trockenen schlugen wir die Stunde Wartezeit mit etwas zu Trinken und ein paar Unterhaltungen zu Brei und suchten uns ein beschauliches Plätzchen.

Als sich FEAR FALLS BURNING vorstellten, dachte ich mir bereits, dass die dritte Band aus Hamburg offensichtlich abgesagt hat oder verhindert war. Insgesamt spielte der Belgier, der mit seinen wuchtigen Kopfhörern und seiner Gitarre etwas verloren zwischen den aufgereihten Gitarren der Schweden wirkte, in seinen etwa dreißig Minuten Spielzeit nur zwei Stücke, so wie ich das mitbekommen konnte. Jedes dauerte etwa eine viertel Stunde. Als Eröffnung spielte er wenige Töne über einen lärmenden Elektroniksumpf, der aus den unzähligen Effektgeräten, Verzerrern und Synthesizern quoll. Ohne einen wirklich erkennbaren Rhythmus strengte das an, und ich dürstete nach einem Schlagzeug.
Ohne Worte spielte der einsame Mann mit dem Rücken zur Menge das zweite Stück an. Pulsierend dröhnten die Wände, und auf die Bühne bequemte sich nach wenigen Minuten ein weiterer Gitarrist hinzu. Im Hintergrund nahm nach weiteren ein, zwei Minuten ein Schlagzeuger Platz und öffnete die ganze Geschichte mit ein paar simplen Schlägen. Das Kunstwerk war überwältigend und ich war schon fast verärgert, warum ich das zu Anfang nicht zu schätzen wusste oder nicht vorhergesehen hatte. Lärmend, aber nun durch die pulsierenden Gitarren und lockeren Schläge auch griffig, zog sich das Schauspiel noch einige Minuten hin, bis sich der Mann hinter dem Projekt und die zwei Musiker aus den Reihen der schwedischen Gastgeber verabschiedeten.

What's that?
It's blue light.
What does it do?
It turns blue.

Dieser großartige Filmdialog, der die simple Wirkung des im Folgenden beschriebenen Auftrittes blendend beschreibt, wanderte zwischen meinen Ohren, während ich einen Blick auf die düster und stimmungsvoll ausgeleuchtete Bühne warf. Schwer schockiert von einer zufälligen Begegnung mit einem Bekannten aus Süddeutschland und mit den Versicherungen zweier Freunde im Kopf , die hin und weg von dem Konzert am Vortag in Karlsruhe waren, wartete ich gespannt auf CULT OF LUNA. In dem dichten blauen Dunst zeichneten sich die sechs Schweden ab und begannen mit ihrer Geiselnahme.
Obwohl die Band aus Umeå stammt, griff das Stockholm-Syndrom bei allen Opfern. Bereits beim zweiten Stück "Finland" fing ich Feuer und konnte mich nicht mehr losreißen. Sowohl in den Stücken, als auch in den Ansagen - eigentlich gab es nur eine, die man als solche gelten lassen konnte - präsentierten sie sich wortkarg; die meinten es ernst.
Durch sphärische Strudel von hypnotischen Gitarren und schwingenden Bässen hindurch schrie eine Stimme wie aus dem Jenseits, einige Zentimeter vom Mikrophon entfernt, und das Schlagzeug wirkte automatisiert. Gehorsam und willenlos nickten die Besucher im Takt, schlossen ihre Augen oder blickten abwesend ins Nichts, während der Nebel auf der Bühne langsam den Anschein einer festen Wand aus Lärm, Melancholie und Romantik machte.

Ständig erwischte ich mich beim Träumen und Schwelgen in Erinnerungen, denn erstmals fühlte sich ein Konzert außerhalb Freiburgs wirklich nach Heimat an. Dank der fließenden Übergänge und meinem Halbwissen über die Band bin ich kaum in der Lage, viel zu den einzelnen Stücken zu schreiben. "Leave Me Here", was ich als sehr gut in Erinnerung hatte, wurde aber (wie mir bereits prophezeit wurde von jemandem, der auf der gleichen Tour am Vorabend war) nicht gespielt. Das war allerdings nicht wirklich schade, denn alle anderen Stücke vermochten mich restlos zu begeistern, wobei ich das Gefühl hatte, dass der Schwerpunkt deutlich auf der aktuellen Veröffentlichung lag, die ich ein, zwei Mal zu Ohren bekommen hatte.
Am Klang gab es nichts auszusetzen, was ich bei einem so kleinen Keller recht bemerkenswert finde, und auch das Licht war für ein Konzert dieser Größenordnung überdurchschnittlich professionell. Gekonnt wurden die Stimmungen erfasst und auch optisch in den dichten Nebel projiziert. Während des letzten Stückes riss mich dann mein Zeitplan leider aus der Gewalt der Geiselnehmer, und ich machte mich auf den Weg zur S-Bahnstation.

Fazit: In Zukunft Pflichttermin; ein überwältigendes Konzert, das zum Glück eine Art Trauma bei mir hinterlassen hat. 

http://www.fearfallsburning.be
http://www.cultofluna.com