Geschrieben von Freitag, 22 Dezember 2006 16:52

No Turning Back, Hoods Up & Not Now Not Ever - Hamburg / Hafenklang Exil


Review

18.12.06 - Bereits vor Einlass kämpfte ich zuhause noch mit meinem Schweinehund, da ich ziemlich müde war. Einiges sprach aber dafür, sich doch noch eben in die S-Bahn zu setzen, und schließlich ist ja das Jahr eh bald vorbei. Warum dann also nicht noch wahrnehmen, was sich anbietet? Durch Altonas ausgestorbene Fußgängerzone eilend erreichte ich die Lokalität auch nach wenigen Minuten.

Bedingt durch meinen späten Aufbruch hatte ich natürlich mit keiner langen Wartezeit zu rechnen und wurde wenige Minuten nach meiner Ankunft von NOT NOW NOT EVER wach gerüttelt. Flott und modern präsentierten sich die Bielefelder, jedoch waren sie trotzdem bemüht, die Wurzeln nicht aus den Augen zu lassen, was dem Ganzen einen angenehm erfrischenden Einschlag verpasste. Hauptsächlich eher gerade, rasant und schnörkellos orientiert, waren die Stücke aber immer mit chaotischen und verstörenden Häppchen versetzt. Eine Hommage an eine der erfolgreichsten Gruppen, die sich in diesen Verhältnissen bewegen, servierten sie mit dem Cover "Am, Pm" von AMERICAN NIGHTMARE. Die halbe Stunde unterhielt mich ganz gut, und die Resonanz war für einen Montagabend und die erste Band schon ziemlich in Ordnung.

HOODS UP waren eigentlich dafür verantwortlich, dass ich mich überhaupt hinbemüht hatte an dem Abend. Drei der Fünf hatten mich freundlicherweise bereits einmal mit nach Hamburg genommen und mir so eine beschwerliche Nacht erspart. Das Demotape, das ich mir an diesem Abend mitgenommen hatte, hat mir auch ziemlich gefallen. Alle Stücke dieser Kasette wurden auch nun gespielt, wenn ich da nichts durcheinander gebracht habe.
Die Hamburger gaben sich auch wirklich alle Mühe. Trotz des ungünstigen Wochentags sprang der Funke vereinzelt rüber und die positiven, klassischen Hymnen wurden mit viel Energie kundgetan. Die mit schwarzen Kreuzen gezierten Handrücken rutschten über die Saiten, während hinten unbeirrt zwei unschuldige Holzstücke für das höhere Wohl malträtiert wurden. Ordentlich familiäre Atmosphäre kam auf. Hier und da rollte oder kniete ihr Sänger auf dem Boden oder ließ eine Hand voll textsicherer Gäste in der ersten Reihe mitwirken, wie es eben Sitte ist. Gefördert wurde das durch das Spielen vor der eigentlich Bühne, die lediglich als Backstage-Lager und Rumpelkammer an diesem Abend diente, sodass ein direkter Publikumskontakt auf Augenhöhe einfach unumgänglich war. Eine Ansage mit Vegetarismus-Aufruf kam nicht so gut an, wie man das vielleicht von vergleichbaren Konzerten kannte, und wurde vereinzelt mit mehr oder weniger reifen Sprüchen aus der Besuchertraube kommentiert. Alles in Allem gaben die Bandmitglieder aber Vollgas und lieferten auch einen wirklich guten, ebenfalls knapp halbstündigen, Auftritt ab.

Da sich in diesem Jahr die Auftritte guter niederländischer Bands nur so gestapelt haben, war ich recht zuversichtlich, was NO TURNING BACK anging. Die zuvor noch etwas drückende Müdigkeit war auch kein Thema mehr, als die jungen Herren in reichlich erhöhter Lautstärke loslegten. Ihre Musik kann man als konsequent, wütend und funktionell beschreiben. Unnötige Schnörkel oder Experimente, die dem Ganzen den rauen Charme oder das Testosteron hätten nehmen können, kamen nicht in die Tüte. In den vorderen zwei Drittel des Kellerraumes kam auch langsam Bewegung ins Spiel, und bei bekannteren Stücken, wie "Watch Your Step" und "Two Steps Ahead" konnten sie sich auf Publikumschöre verlassen. Obwohl ihr Sänger sichtlich mitgenommen aus der Wäsche guckte und auch durch seinen eingegipsten Unterarm in der Bewegungsfreiheit etwas eingeschränkt war, war die Stimmung unter den Besuchern - gemessen an den Rahmenbedingungen - astrein.
Der Spaß schien an diesem Abend aber eindeutig einseitig verteilt. Trotz aller Höflichkeiten und Danksagungen dem Publikum gegenüber verdrückten sich NO TURNING BACK  so schnell wie möglich. Trotzdem eine gelungene Vorstellung wie ich fand, und so machte ich mich zufrieden und müde auf den Weg nach Hause.

Fazit: Ein kurzer, aber dennoch schöner Abend. Vielleicht gibt es ja ein nächstes Mal, bei dem die Band und ich besser drauf und weniger müde sind.

http://www.myspace.com/notnownoteverhc
http://www.hoodsup.com
http://www.noturningback.nl