Link: http://www.theoceancollective.com/
The Ocean. Monströse Musik. Monströse Erwartungen? Nicht ganz, aber gespannt wie ein Flitzebogen war ich dennoch. Die Musik ist schließlich so symphonisch wie ein Wirbelsturm und so gewaltig wie eine Tsunami-Welle. Das mag jetzt vielleicht wegen der jüngsten Ereignisse etwas zynisch klingen, ist aber so.
Mit Mut und Einsamkeit (niemand den ich kenne, findet The Ocean gut) machte ich mich auf dem Weg zum kleinen Underground in Kölns Multi-Kulti-Viertel Ehrenfeld. Was ich bei meiner Ankunft sah, traf mich wie ein Schlag ins Gesicht. Gähnende Leere, Totenstille. Und ich bin schon extra zu spät losgegangen, um die Vorband zu verpassen. Mist! Mit etwa acht bis zehn Leuten stand ich also da und wartete, das endlich die Vorband anfängt. Nix passierte. Ohne Geld und ohne Kippen eine Qual... Dann kamen plötzlich zwei, drei Typen auf die Bühne, die ewig lange an ihren Geräten, Effekten und Lampen schraubten. „Mann, fangt jetzt an", dachte ich, und mit mir die anderen wahrscheinlich auch. Fünf Minuten Später trafen die gleichen Herren, jetzt insgesamt zu fünft, auf die Bühne - anstöpseln, los geht's! Böses Riffing! Hmm, das kam mir irgendwie bekannt vor. Alles klar, nix Vorband, The Ocean wüten bereits. Na super, endlich! Aber hey, Moment, ich sah keine Klassik-Instrumentalisten, die eigentlich zum Sound der Berliner gehören und auch mit das Live-Repertoire darstellen sollten. Schade, diese Parts kamen vom Band. Echt hingegen war das unfassbar brutale Organ von Sänger Mathias Buente. Animalisch, panisch und leidenschaftlich griff er nach dem Mikro und brüllte beängstigend kolossal. Auf Zwischenansagen wurde komplett verzichtet. Das The Ocean Collective ist eben keine Entertainment-Kasper-Truppe, sondern die Künstler, die hinter der „Schublade" Ambient Soundtrack Doomrock stecken.
Im Publikum, das inzwischen auf circa 35 Köpfe angewachsen ist, wurde auch nicht viel gequatscht. Jeder einzelne war interessiert bis in die Haarspitzen. Niemand spielte mit seinem blöden Handy rum, so gut wie keiner Trank Bier oder rauchte Krebsstängel und geklatscht wurde wirklich nur, wenn Platz war in der massiven Klanglandschaft, die kaum Erholung zuließ.
Das Material aus den beiden Alben „Fogdiver" (2003, rein Instrumental) und „Fluxion" (2004, stellenweise mit Gesang) wurde großartig und effektvoll umgesetzt, da gab es nichts zu meckern. Jeder Musiker auf der Bühne entfachte einen wuchtigen Sturm, der zusammen The Ocean ergab. Eine Band die Fans von extremen Kapellen und Drogensoundisten wie Godspeed You! Black Emporer, Mogwai oder den Noise-Paten Neurosis anmuten sollte. Eben schade nur, dass die klassischen Instrumente nur von der Konserve kamen. Aber das war zu verkraften, genauso wie die Tatsache, dass der Sänger bei einigen wenigen melodischen Linien Back Up vom Band bekam. Der Gesamteindruck war letztendlich sogar so positiv, dass das Publikum vehement eine Zugabe forderte, was den Jungs, ohne ihnen Negatives unterstellen zu wollen, bestimmt nicht in jeder Location passiert. Nach knapp über 60 Minuten folgte Ruhe, und jeder konnte mit der Erfahrung, eine innovative, deutsche Band gesehen zu haben, nach Hause trudeln. Die schwere See war vorüber...
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