Geschrieben von Dienstag, 18 Juli 2006 00:02

Metallic Noise Festival 2006 - Der Nachbericht


Review


Link: www.metallic-noise.de

Am frühen Freitag nachmittag machte ich mich auf die Reise zum diesjährigen Metallic Noise Festival. Nachdem das Festival seinen Anfang am Veranstaltungsort Erbstetten-Burgstetten bei Backnang genommen hat, war es ja in den letzen Jahren in Grosserlach auf dem Gelände eines Skihangs beheimatet. Auch nach der Rückkehr zur "Wiege" des Festivals, fiel mir gleich der hügelige Campingplatz auf. Nach dem Parken des Autos auf den noch sehr leeren Parkplatz, hieß es pünktliches Einchecken zur ersten Band.

LAST HIBERNATION hatten die undankbare Aufgabe, vor einer Hand voll Menschen das Festival zu eröffnen. Die noch junge Band (November 2005 gegründet) gab vor allem Cover der Band SENTENCED zum besten. Was ihr dank der quirligen Frontfrau auch gut gelang. Auch die eigenen Songs waren sehr ähnlich zu den gecoverten. Nächstes mal mehr Mut zu eigenem Material und keinen Instrumentalsong mitten im Set.

Trotz alles verbrennender Sonne und kaum Publikum gaben IVORIE mit ihrem Progressive Metal ordentlich Gas. Da gab's auch Slapeinlagen am Bass und Frontmann Nuno Miguel de Barros Fernandez (welch exotischer Name) gab stimmlich wirklich alles. Super! Auch eine Premiere gab es zu feiern, so wurde der noch unveröffentlichte Song "The Strings Within" zum ersten mal vor Publikum gespielt. 

Nun enterten EARSHOT die Bühne und moshten mit Ihrer Mischung aus Metal- und Thrashcore richtig los. Doch was muss ich sehen, ein Keyboard... bis auf die DJ-mäßigen Intros, auf welche man auch hätte verzichten können, hab ich sonst vom Tastenmann nix gehört. Ansonsten ging es ordentlich auf die Fresse, bis es ein paar Probleme mit der Technik gab. Sichtlich angepisst feierten die Schwäbisch Haller sich dann selbst auf der Bühne, da sich immer noch nur eine Handvoll Menschen vor die Bühne verirrt hatten. Nach einem starken Start ließ die Spielfreude dann sichtlich nach, und so nutze man die Zeit dann auch nicht voll aus.

SCENES, die zweite Progressive Metal Band, legte los. Und ja, nach dem DREAMTHEATER-Einspieler in der Umbaupause war der Unterschied nicht sehr groß zu dem Vorbild. Stimmlich kam Fronter Alex Koch recht nah dran. Eine ordentliche Leistung lieferten die Ludwigsburger. Auch hier gab es das nunmehr vierte Keyboard in Folge zu bestaunen... ein neuer Trend. Dennoch, IVORIE waren für mich heute die bessere Progkapelle, fehlte bei SCENES doch ein wenig die Spielfreude und auch das Outfit war für die heimische Couch besser geeignet.

Nun schwangen die Mannen von COCKROACH, welche auch bei der Organisation des Festivals mitwirkten, die Gitarrensaiten. Thrashgeknüppel mit aggressivem rauhen Geschrei und Shouts. Sänger und Gitarrist Frank Gaue wirkte auf mich schon beim zweiten Song ein wenig heiser. Ansonsten spielten sie ihre oldschoolige Mischung routiniert runter.

Schon optisch war die Marschrichtung von CRISIS NEVER ENDS aus Stuttagrt klar. Da konnte nur Metalcore folgen. Energiegeladen, erfrischend frisch, bei 30 Grad im Schatten, gingen die Jungs zu Werke. Das super Stageacting und gelungene Songs wurden für mich nur durch das verhunzte Cover von JUDAS PRIEST  "Breaking The Law" getrübt. Ansonsten Daumen hoch!

Thrash or be Thrashed, das war das Motto der Band DAVIDIAN. Und ja, angeheizt durch die Vorgängerband, bangte zum ersten mal an diesem Tag eine nennenswerte Schar vor der Bühne. Und das nicht ohne Grund, ging doch der aggressive Thrash Metal mit Hardcoreshouts voll auf. Auf der Bühne trafen lange Matten auf einen Kurzhaarschnitt. Leider gab es eine kleine Panne. Das Bassdrummic war wohl verrutscht... Dennoch sehr gelungener Auftritt, einzig der Shouter wirkte etwas statisch.

Mit DARK FORTRESS kam die Nacht und eine kühle Brise. Versprühten die Blackies mit ihrem atmosphärischen, aber dennoch harten oldschooligen Black Metal ein wenig Kälte. Die zahlreichen ENDSTILLE T-Shirt-Träger - wohl auch ein neuer Trend - gingen vor der Bühne ab. Das Outfit und die Musik waren einfach eine homogene Mischung, und da die Band an diesem Tag außer Konkurrenz mit einer anderen Blackmetalcombo spielte, hatte sie leichtes Spiel. Für mich das Highlight an diesem Abend.

Mit DISBELIEF fand der erste Tag einen würdigen Abschluss. Mit einer Mischung aus alten und neuen Songs vom aktuellen Album "66Sick" trümmerten die vier auf der Bühne. Fronter Karsten Jäger growlte die Vocals gewohnt tief ins Mikro und klang wie auf Platte. Überhaupt machte die ganze Sachen einen recht professionellen Eindruck. Aber vielleicht auch deswegen sprang der Funke bei mir nicht ganz rüber, im Gegensatz zum Rest des Publikums, welcher die Band gebührend abfeierte.

Nachdem ich am ersten Tag pünktlich aufgeschlagen hatte, schaffte ich es am zweiten erst zur vierten Band. So gingen DARK WIRE, BRESCHDLENG und DOOMSHINE an mir vorbei. 

Pünktlich zu DUST & BONES war ich aber vor Ort. Die Mixtur aus Stoner Rock, Metal und ein klein wenig Hardcore passte dann wie Arsch auf Eimer. Wie bestellt staubte es vor der Bühne und Sonne brannte wie in der Wüste. Schön ist, dass man sich zwar ein wenig an den Stoner Rock Legenden anlehnt, aber nicht wie einer der zahlreichen Klone klingt. Mit zwei Sängern hatte man dann auch stimmlich ein paar Reserven auf Lager. Fronter Jens nutze schließlich auch den Platz vor der Bühne für seine Performance. Die Jungs hätten wirklich mehr Publikum verdient gehabt.

Weiter gings mit SUBCONSCIOUS und technischem Thrash-/Deathmetal. Damit konnte die Band dann auch ein paar Leute mehr vor die Bühne ziehen. Für mich war das Gefrickel zu berechenbar. Wobei der Gitarrist und Fronter eine gute Figur an den Vocals machte. Den Einsatz des Gesangs sollte man definitiv ausweiten. Insgesamt wirkte die Band sehr konzentriert.

Anschließend gaben sich die Grinder von MUCUPURULENT die Ehre. Ihre Mischung aus Deathmetal und Grindcore wußte dann auch einige Leute zu begeistern. Leider fiel im Verlauf des Auftritts die PA immer wieder teilweise aus und erzeugte fiese Rückkopplungen. So konnte ich den Auftritt nicht wirklich verfolgen. Schade.

Nachdem die Technik wieder im Griff war, enterten die melodic Deather KARKADAN die Bühne. Frontmann Robby, seines Zeichen Organisator des Metallic Noise Festivals und Geschäftsführer des Labels Supreme Chaos Records wurden vom Publikum gebührend empfangen. Mit den Songs "Passing Away" vom letzten Album und dem neuen "Racing The Clock" hatte man super Material im Gepäck. Auch die Bühnenshow und die restlichen Songs konnten überzeugen. Wirklich prima, wie die Band ihren ganz eigenen Sound und Stil gefunden hat. Da freue mich auf das nächste Release...

Die erprobten UNDERTOW folgten nun. Bringt die Band doch schon reichlich Gigerfahrung mit. Das neue Album "Milgrim" wurde von den Medien sehr gut aufgenommen und so war für gute Songs gesorgt. Erschaunlich variabel klang dann die Mischung aus Metal, Doom und Hardcore. Wirklich abwechslungsreich mit Härte, aber nicht sturem Geknüppel. Klasse, was die drei gezaubert haben.

Besonders gefreut hatte ich mich heute auf DESASTER - denn ein bisschen Blasphemie schadet nie. Und sie sollten mich nicht enttäuschen. Wirklich geil ging es ab, und auch das Publikum machte mit. Spielte man doch alte Klassiker und neue Songs vom aktuellen Longplayer "Angelwhore". Der oldschoolige Thrash-/Black Metal kam super rüber. Man merkte einfach, wieviel Spaß die Jungs bei der Sache hatten. So war trotz bösem Corpsepaint von Basser Odin immer wieder sein satanisches Grinsen und Zungenschlänzer à la KISS zu sehen. Da stimmte alles! Eine Zugabe war aber leider zeitlich nicht mehr drin.

Es folgte avantgardistischer Black Metal der Band NOCTE OBDUCTA. Im Vorfeld hatte man schon bekanntgegeben, dass man sich nach Abschluß der aktuellen CD-Aufnahme auflöst. So kündigte man zu Beginn des Auftritts an, dass dies der letzte oder vorletzte Gig sei. Auch sonst merkte man an den Bemerkungen, dass es im Hause NOCTE OBDUCTA nicht mehr allzu fröhlich zugeht. Entsprechend lustlos wirkte der Auftritt auf mich. Freunden dieses Genres, von denen einige gekommen waren, tat dies keinen Abbruch, und so fanden sich zahlreiche Leute vor der Bühne. Die atmosphärischen, langen Songs mit deutschen Lyrics fanden guten Anklang.

Yeah! Thrash Ur-Gestein HOLY MOSES hatten eine lange Resie auf sich genommen, nachdem Sie am Tag zu vor auf dem Headbanger´s Open Air gespielt hatten (siehe Live-Review dazu). Frontröhre Sabina Classen stand klar im Vordergrund. "Master of Desaster" eröffnete die Reigen und eine Reihe an Klassiker, darunter auch ganz alte Songs sollten folgen. Sabina genoß es sichtlich und konnte das Publikum zu einigen Mitmachaktionen motivieren. Ohne übliches Zugabe-Rufe-Spiel legte man am Ende des Sets nochmal nach. Zur Zugabe der Zugabe holte man dann auch noch einige Headbanger mit auf die Bühne, was die Orgas mächtig ins Schwitzen brachte. Quasi unterm Arsch wurde abgebaut und der Basser der EXCREMENTORY GRINDFUCKERS spielte gar schon...

Die Zeit war knapp, und so beieilte man sich dann auch beim Aufbau. Die EXCREMENTORY GRINDFUCKERS legten mit ihrem witzigen Grindcore los. Dabei waren die Vocals überraschend verständlich. Dies kann aber auch an der sehr rauhen Stimme von Sabina Classen zuvor gelegen haben. Ultra kurze Songs gaben sich die Klinke in die Hand und es machte wirklich Spaß. Allerdings war nach einer guten viertel Stunde Schluß. Da die Polizei vor der Tür stand und man nicht das Metallic Noise 2007 in Gefahr bringen wollte, gab es ein abruptes Ende.

FAZIT: Prima Bands auch zur frühen Stunde. Am ersten Tag standen die lokalen Bands der Umgebung im Vordergrund, und neben DISBELIEF fehlte ein wirklicher zweiter Headliner, sodass nicht allzuviele Leute den Weg zum Festival fanden. Was schade war. Auch am zweiten Tag dauerte es eine ganze Weile, bis es voll wurde. Das mag auch am sehr heißen Wetter gelegen haben. Die Organisatoren haben auf jeden Fall einen guten Job gemacht. Die Preise für Speisen/Getränke waren noch im Rahmen. 
Besonders gefallen hat mir der Merch-Stand, an dem alle Artikel der auftretenden Bands verkauft wurden, so dass nicht jede Band sich einen eigenen Stand improvisieren musste. Ich freue mich jedenfalls bereits aufs Metallic Noise 2007 - an dem die EXCREMENTORY GRINDFUCKERS ihren Auftritt nachholen dürfen, wie die Organisatoren bereits angekündigt haben.