Freunde innovativer und extremer Sounds fanden sich am 24.02.05 im inzwischen umgebauten bzw. ausgebauten Kölner Underground wieder. Grund dafür, dass fast 200 Menschen mit den unterschiedlichsten T-Shirts (Opeth bis Malevolent Creation) gespannt auf der Matte standen: Mastodon - die neue Hoffnung im Headbanger's Heaven der anspruchsvollen Gelüste.
Den Einstieg machten die Norweger von Extol, die ich einfach mal glatt verpasste, da auf dem Weg zur Konzertstätte gleich zwei der benötigten Bahnen direkt vor meiner Nase nen frechen Abgang machten - scheiße, wenn sonntags die Bahnen so oft fahren wie bei einer Doom-Platte Snare-Schläge fallen. Schade, denn der Frickel-Thrash-Core wäre mir live sicherlich gut rein gelaufen, wie ich gerade noch so bei den letzten Takten des letzten Songs feststellen durfte. Beim nächsten Mal...
Nach kurzer Umbaupause ging es mit Dozer heiß her. Die vier sympathischen Schweden spielten Stoner Rock wie er authentischer kaum dargeboten werden konnte: Allesamt mit Vintage-Instrumenten bewaffnet (Firebird, SG, Rickenbacker), eine Bass-Drum in Kyuss-Ausmassen (Big!) und als Krönung sah der zweite Gitarrist nicht nur aus wie Jack Black, er ging auch so ab - School of Desert-Rock! Sofort herrschte Stimmung vor der Bühne und im gesamten Innenraum, fast jeder wippte mit. So sehr dieses Genre auch verstaubt sein mag (Wüstenstaub!), ganz unerwartet rief dieser Auftritt von Dozer vor allem eines hervor: Spaß. Und nach dieser Leistung fragte ich mich, warum ich eigentlich nicht mehr Stoner Rock höre. Dozer jedenfalls lieben, was sie tun und gingen an diesem Abend ab wie ne Bergkönigsnatter in Arizona (der Schlagzeuger drischte von Anfang an oben Ohne auf seine Felle, der Main-Gitarrist - ca. 120 Kilo Kampfgewicht- sprang wie ein Flummi umher). Wer bei der Vorstellung wie Kyuss mit mehr Kanten und Queens Of The Stone ohne Popappeal klingen, nach der passenden Musik lechzt, der sollte sich Dozer mit einem kühlen Bier und gerne auch einem dicken Joint mal gemütlich reinziehen. Ich garantiere euch fettdröhnenden Stoner Rock der Champions-League-Klasse!
Im Zuge der Umbaupause war der gerade erlebte Spaß bald vergessen und die Spannung stieg. Mastodon setzten auf ein Intro, das die Erwartungen noch weiter erhöhen sollte. Meeresrauschen - natürlich! Aber kein seichtes Urlaubsgeplätscher, sondern peitschende Wellen und aufbrausende Fluten schossen durch die Boxen. Dann ging es los: Vier Gestallten betraten die Bühne, die so gar nicht nach Sonntagsfrühstück mit gekochtem Ei und Orangensaft dazu aussahen. „Hearts Alive" vom neuen Opus „Leviathan" eröffnete ein Konzert, das ab diesem Moment ein emotional wirres und musikalisch irres Erlebnis werden sollte. Mastodon versprühten auf der kleinen Bühne eine so immense und Respekt verströmende Präsenz, dass einem Angst und Bange werden konnte. Diese Männer müssen Schwere Gedanken und eine Menge Weltschmerz in sich tragen, so wie sie sich in Ekstase spielten und bei jedem Zwischenschrei sich ihre Gesichter dämonisch verzerrten. Auch wenn man "dank" des übersteuerten Sounds vom Break-Gewichse des Schlagzeugers nicht viel mitbekam, eines wurde schnell klar: Technisch-spielerisch können Mastodon mit ihrem unbeschreiblichen Psycho-Metal nur wenige Combos etwas vormachen. Mit Einflüssen von Thin Lizzy bis Voivod bauten Mastodon live ein musikalisches Museum zusammen, das alle Finessen und Brutalitäten des Metal auf wunderbare Art und Weise vereinigte. Zumindest ich hatte das Gefühl, die gesamte Rockgeschichte von den 70ern bis Heute würde über den Köpfen vor der Bühne hereinbrechen. Und diese Köpfe ließen sich wissbegierig mitreißen, manche lauschten elektrisiert, andere bangten animalisch durch die Gegend. Nach den Songs gab es stets tosenden Applaus, die Menge schrie immer wieder „yeah!" und warf die Arme hoch, als wäre man beim Boxen in der K.O.-Runde. So ernst Mastodon während den Performances agierten, dazwischen zeigten sie Humor, strahlten ob der Begeisterung und gaben sogar lockere Ansagen von sich. Nicht zu vergessen das Versprechen im Sommer wiederzukommen (nur zu Festivals?)! Hoffentlich, denn allein dafür, was der Schlusstrack - und Höhepunkt des Abends - „March Of The Fire Ants" für Emotionen auslöst, ist ein Besuch wert! Zwar kamen Mastodon der Vorderung einer Zugabe nicht nach, dennoch dürften diese vier eigenwilligen Musiker für einen Abend den Extrem-Metal-Hörern musikalisch und psychisch die Vollbedienung gegeben haben. Mastodon gehören zur Weiterbildung eines jeden Heavy-Jüngers und sind nicht nur etwas für Spezialisten!
Setlist Mastodon:
Hearts alive
I am Ahab
Sea Beast
Island
Crusher Destroyer
Megalodon
Blood and Thunder
Behemoth
Mother Puncher
Aqua Dementia
Iron Tusk
March of the Fire AntsThe Bit (Melvins-Cover)